Pokémon: Let's Go, Pikachu! und Let's Go, Evoli! - Geht mal wieder raus!
Spaßiger Hybrid, der mit dem Pokéball Plus-Gadget doppelt so viel Laune macht.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich Anno 2016 auf der Suche nach augmentierten Pokémon mit dem Smartphone durch die Pampa gerannt bin. Mit einem eleganten Wisch die Pokébälle werfen, Eier durch ausgedehnte Wanderungen ausbrüten, die Kämpfe: das hat alles richtig Laune gemacht und nette Bekanntschaften am Wegesrand gab es gleich noch dazu.
Mittlerweile ist es mir entweder zu heiß, zu kalt oder ich bin schlichtweg zu faul, um die Gegend außerhalb meiner vier Wände nach wilden Taschenmonstern zu erkunden. Das wird sich jetzt wohl wieder ändern, denn das spaßige Pokémon: Let's Go, Pikachu! vereint gemütliches Konsolen-Zocken an der Nintendo Switch mit dem Outdoor-Gameplay von Pokémon Go!
In Let's Go, Pikachu! und dem Pendant Pokémon: Let's Go, Evoli!, geht es zurück zu den Anfängen der Serie. Ihr durchstreift mit eurem Trainer die optisch aufgebohrte Kanto-Region und macht euch auf die Suche nach den klassischen 151 Pokémon der 1. Generation plus deren Alolan-Versionen aus Pokémon Sonne und Mond.
Der Unterschied zwischen den beiden Let's Go!-Versionen ist übrigens nur das Start-Monsterchen, bei dem eben Pikachu oder halt Evoli während des Spiels auf eurer Schulter sitzt. Wie bereits bei Pokémon Gelb, können die Start-Pokémon sich aber nicht weiterentwickeln. Wollt ihr das Spiel mit einem Pikachu komplett bestreiten, dann müsst ihr euch schon noch ein Exemplar fangen und trainieren. Schick: Ihr könnt euch noch ein weiteres Pokémon aussuchen, das euch auf dem Bildschirm sichtbar folgt oder, wenn es groß genug ist, auch als Reittier benutzen.
Abzüglich der gewohnten JRPG-Gefechte macht ihr das, was man eben so in den Rollenspielen macht: Ihr lauft durch die Gegend und erkundet die Gebiete, sammelt wilde Pokémon, trainiert eure Mannschaft in den Arenen zu einem schlagkräftigen Trupp und legt euch alle Nase lang mit konkurrierenden Trainern an, die euch zum Zweikampf herausfordern. Neu ist ein kooperativer Mehrspielermodus, bei dem ihr zusammen mit einem Kumpel auf die Jagd geht und bei den Kämpfen und dem Einfangen von wilden Pokémon zu zweit auf dem Bildschirm antretet.
Allerdings ist das Let's-Go-Duo keineswegs ein bloßer Aufguss aus den Anfangszeiten und Lückenbüßer, bis 2019 dann ein nagelneues Pokémon-Rollenspiel für die Nintendo Switch erscheint. Die Entwickler von Game Freak haben einen Konsolen-Pokémon-Go-Hybriden erschaffen, der geschickt das Outdoor-Gameplay miteinbezieht. Zum Beispiel mit der Änderung, dass wilde Pokémon nicht bekämpft werden, sondern, wie auch bei Pokémon Go!, lediglich durch einen geschickten Pokéballwurf eingefangen werden müssen. Findet ihr die herumstreunenden Tierchen, die sich diesmal sichtbar auf dem Bildschirm tummeln und nicht nur zufallsbedingt auftauchen, dann bekommt ihr den bekannten Pokémon-Go-Fangbildschirm zu sehen und schnappt sie euch alle.
Mit einen wenig Übung, was das Timing des Wurfs betrifft, und der Berücksichtigung, dass manche Pokémon nicht nur starr stehen bleiben, sondern auch mal hüpfen oder sich zur Seite bewegen, könnt ihr eure Sammlung schnell kräftig aufstocken. Wie schwer sich das Fangen gestaltet, zeigt der Zielkreis an, der sich, je nach Widerspenstigkeit der Pokémon, grün, gelb oder rot färbt. Das Prozedere funktioniert reibungslos mit den JoyCon, macht aber noch mal so viel Laune, wenn ihr euch als optionales Zubehör den Pokéball Plus gönnt.
Dabei handelt es sich um einen vollständigen Controller in Form eines Pokéballs - und dem Pokémon Mew als Geschenk -, ausgestattet mit einem Analogstick und Bedienknopf, mit dem sich nicht nur die Ballwürfe geschmeidig durchführen lassen, sondern sich gleich das ganze Spiel bestreiten lässt. Schöne Immersion: Fangt ihr ein Pokémon leuchtet der Pokéball Plus, vibriert und aus dem Innern ertönt der Schrei des unfreiwilligen Neuzugangs eurer Sammlung. Das clevere Gadget dient aber nicht nur als Ersatz-Controller, sondern stellt eben auch das Bindeglied zwischen Konsolen-Spiel und Pokémon Go! dar.
So könnt ihr eines eurer in Let's Go Pikachu! oder Pokémon Go! gefangenen Taschenmonsterchen Tamagotchi-Style mit euch herumschleppen und dabei aufleveln, ohne eines der Spiele gestartet zu haben oder das Teil als Schrittzähler und Eierausbrüter nutzen. Auch könnt ihr in der echten Welt neue Pokémon aufspüren, ohne andauernd auf den Bildschirm eures Smartphones zu starren.
Befindet sich ein wildes Pokémon in der Nähe, beginnt der Ball zu leuchten und ihr könnt es per Knopfdruck einfangen, ohne das Handy aus der Hosentasche zu nehmen. In Pokémon Go! gefangene Pokémon lassen sich auch in die Switch-Spiele übertragen, dort landen die Opfer dann in einem separaten Parkgelände.
Die beiden Pokémon: Let's Go-Spiele richten sich eher an Einsteiger oder passionierte Go!-Spieler und sind sicherlich nicht so komplex und inhaltsreich, wie es sich Hardcore-Catcher vielleicht wünschen würden. Diese Bedürfnisse wird wohl im kommenden Jahr der neue Teil der Serie für die Nintendo Switch befriedigen. Aber die schicke Optik des aufgebohrten Oldies und vor allem die starke Verbindung zur mobilen Pokémon-Go-Welt übt schon einen enormen Reiz aus. Ich werde mich auf jeden Fall wieder öfter bewegen und mich nach neuen Monsterchen umsehen. Allerdings nur mit dem Pokéball Plus im Gepäck, ohne das Gadget macht es nur halb so viel Laune.
Entwickler/Publisher: Game Freak / Nintendo Erscheint für:Nintendo Switch - Geplante Veröffentlichung: 16. November 2018 - Angespielt auf Plattform: Nintendo Switch