Pokemon Ranger: Finsternis über Almia
Kringel them all
Ich mag den Begriff des „Mom-Games“. Er beschreibt einfach und zutreffend, wie hilfreich manche Spiele sein wollen und dabei unterschätzen, dass die Zöglinge schon viel weiter sind, als sie glauben.
Spieler: „Nein, Pokemon Ranger, ich habe jetzt keine Lust dorthin zu gehen und Dein Endlos-Tutorial zu spielen.“
Pokemon Ranger: „Doch, doch, Kindchen, jetzt geht es in den Raum, dann erklär ich Dir noch ein paar Sachen und dann darfst Du vielleicht unter Aufsicht etwas allein machen. Ich meine es doch nur gut mit Dir.“
Spieler: „Na gut, Mami…“
Es ist löblich, dem willigen Spieler Hilfestellungen an die Hand zu geben und noch besser, diese in eine kleine Geschichte zu integrieren. Nur sollte halt das scheinbar mystische Feature „Skip“ nicht vergessen werden.
Und dieses Verlangen zur Verkürzung überkam mich bei Pokemon Ranger: Finsternis über Almia bereits, ohne dass ich große Vorkenntnisse aus dem Vorgänger mitbrächte. Ich verlasse mich bei den nächsten Zeilen deshalb ein wenig auf die Aussagen anderer – der von Tanja und meines Bruders -, aber beide sind Pokemon-Freaks und ihr Urteil ist eindeutig: Pokemon Ranger: Finsternis über Almia bringt zwar einige Veränderungen, eine Reihe von Pokemons aus Perl & Diamant sowie einen neuen Plot mit sich, im Großen und Ganzen verhält es sich aber wie alle Pokemon-Fortsetzungen. Es fühlt sich wie eine aufgebohrte Neuauflage des vorangegangenen Titels an.
Diesmal verteilt das böse Team Nachtschatten überall auf der Welt sonderbare Maschinen, die wild lebende Pokemons hypnotisieren und für nicht unbedingt artgerechtes und aggressives Verhalten sorgen. Eure Aufgabe besteht in der ersten Hälfte des Verlaufs darin, solche Maschine aufzuspüren und dann mit den Kräften der Euch begleitenden Pokemons zu zerstören. Das Spiel verrät Euch das nicht ganz so platt, wie ich es gerade schilderte, nur erscheint es beinahe wie ein Necken, wenn eine neue Mission erst mystisch vor sich hin fabuliert, um am Ende dann doch wieder vor einer weiteren Maschine zu enden. Später erkundet Ihr dann Schloss Almia, müsst den Drahtzieher und seine Schergen in einem langen Kampf beharken und dürft nach erfolgreich absolvierter Hauptstory Euer Können in der Fang-Arena unter Beweis stellen.
Erzählerische Tiefe gehört bei der Serie allerdings weder zu den Stärken noch zu den Zielen und es ging immer in erster Linie um die Monsterchen. Und derer gibt es natürlich wieder Dutzende, jedes mit seiner eigenen Fertigkeit, die Ihr Euch für ein Hindernis, eine Aufgabe kurz aneignet. Manche können „Zertrümmern“ und somit Steinbrocken aus dem Weg hieven, andere wiederum verfügen über die Fähigkeit, Euch per „Flussgleiter“ durch das tiefe Nass zu bugsieren, nur um einmal ein paar Beispiele zu nennen. In Ranger übertragt Ihr die Kraft Eures guten Willens und überweltlicher Empathie mittels des FangCom-Features auf das bissige Monster und zähmt es.
In der Ausführung platziert Euch das Spiel den Kontrahenten auf den Screen und Ihr müsst um ihn herum mit dem Stylus Kreise ziehen. Und zwar ohne abzusetzen und ohne, dass die Angriffe des Monsters Eure Kreise stören. Sie rammen die Linie, schießen auf sie oder beißen sich den Weg frei. Sollten sie Erfolg haben, müsst Ihr das Lasso neu ansetzen. Aber diesmal nicht ganz von vorn, denn Almia setzt unter jedes Pokemon einen kleinen Freundschaftsbalken, der nur dann sinkt, solange Ihr keine Kringel malt. Auf Null angekommen heißt es auch für Euch: Neu betören.
Klingt einfach und ist es meist auch, zumindest zu Beginn. Später findet Ihr durchaus mehr als genug Minimonster, die sich zu wehren wissen und die Lebensenergie des Lassos schnell sinken lassen. Das Spiel mag stellenweise infantil daherkommen, beim Schwierigkeitsgrad ist allerdings irgendwann Schluss mit lustig.
In den ersten Stunden folgen Euch drei Pokemons plus ein Partner-Pokemon gleichzeitig, dessen Stärke-Angriff (beispielsweise Tornado) Ihr immer dann zum Einsatz bringt, wenn die für ihn entsprechende Leiste aufgefüllt ist. Mit höheren Ranger-Rängen – für jedes gezähmte Pokemon ergattert Ihr Punkte -, stockt sich die Monster-Armada noch auf. Allerdings lassen sich die regulären Pokemon nur ein einziges Mal einsetzen, was durchaus für eine taktische Komponente sorgt. Welches Viech braucht Ihr, um welches Hindernis und Monster am Besten zu überwinden und so weiter. Leider zeigt sich trotzdem bald, dass dieses Konzept zwar anfangs erstaunlich viel Spaß macht, nur schon nach kurzer Zeit nicht viel Neues mehr zu bieten hat.
Lauft in ein neues Gebiet, sucht das Monster, stellt es und kringelt, erledigt etwaige Aufträge für die ansässigen Bewohner, die im Grunde das selbe von Euch verlangen. Und spieltet Ihr bereits Teil 1, dürfte sich dieses Gefühl von „Hab ich doch schon mal gemacht“ noch verstärken. Über 20 Stunden Spielzeit sind eine lange Zeit, in der nur wenige Elemente zu dem Umkreise-Grundkonzept hinzukommen.
Ich spiele keine Pokemon-Spiele, aber vom Standpunkt des Japan-RPG-Freundes hatte ich überraschend viel Spaß mit den kleinen Biestern. Geschick, Hochleveln, ein wenig Taktik und Strategie bei der Verwaltung der Pokemons. Es ist alles vorhanden, nur trägt es nicht die gesamte Strecke. Irgendwann kommt Ihr an den Punkt, an dem Euch auffällt, dass sich hier vieles gerne und häufig wiederholt. Nehmt es am Besten als ein Spiel, das man immer wieder mal für ein Stündchen herauskramt. Als solches bringt Pokemon Ranger: Finsternis über Almia Spaß und Abwechslung in den Alltag des Monstersammlers.
Pokemon Ranger: Finsternis über Almia ist für den DS zu haben.