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Pokemon Sonne und Mond - Test

Pokémon ist Pokémon ist Pokémon.

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Friede auf den Inseln, neue Gimmicks und gleichzeitig genug Nostalgie für alle Alt-Sammler. Das vielleicht beste Pokémon seit X & Y.

Der Verlauf der Zeit, die nagende Frage nach der Vergänglichkeit allen Seins und des Menschen insbesondere, wird dieser Tage selten besser verdeutlicht als durch das Erscheinen einer neuen Pokémon-Generation. Wer, wie meine Wenigkeit, zwischen 25 und 35 Jahre alt ist, kriegt jedesmal spontan ein paar Krähenfüße mehr und Rückenschmerzen, wenn Game Freak einen neuen Teil auf einen dieser neumodischen Game Boys hievt, der (spuck!) in Farbe und mit 3D-Grafik gemacht ist. Kinder heutzutage.

Doch aller Ärger, alles Gebrüll aus dem Fenster, die elenden Gören sollten sich gefälligst von meinem Rasen verziehen, verstummt, wenn Sonne und Mond, wie die neuen Versionen heißen, erst einmal im 3DS glühen. Als alter Hase kommt man sofort wieder an, die Mechanik hat sich natürlich nicht geändert, denn wie sollte sie auch? Und auch, wenn es mittlerweile eher befremdlich als vertraut ist, sich einen Pre-Teen-Avatar zu erstellen, schlägt das neue Pokémon sogleich danach mit dem los, was es am besten kann; einer Portion Charme, so hoch dosiert, dass sie quasi als Mordversuch gelten muss.

Ich bin ja eigentlich ein Katzenmensch, musste mich aber für die herrlich doof aussehende Eule Rowlett entscheiden weil... nun, guckt sie euch doch mal an!

Ich hoffe inständig, ihr erwartet nicht, dass ich euch die Story erzähle. Ich hab' in meinem Leben noch nie jemanden getroffen, der Pokémon wegen der Story gespielt hätte. Sie existiert, wie auch sonst, als Aufhänger dafür, dass man durch die Welt reist und Prüfungen absolviert und ansonsten Quark. "Die Welt" ist allerdings ein gutes Stichwort, denn die ist die erste Erfrischung an Sonne und Mond.

Alola heißt die Sammlung von Inseln, und sie bedient ein Szenario, das wir so noch nicht in der Poké-Welt gesehen haben und das im Medium Videospiel ohnehin viel zu kurz kommt. In Ermangelung besserer Worte könnte man es wohl "pazifisch" nennen, es vereint Elemente hawaiianischer, samoanischer und einiger anderer Insel-Kulturen. Dieser ästhetische Griff gelingt enorm gut, eine merklich andere Stimmung entsteht nicht nur angesichts der Ortschaften, Kleidungen und ähnlicher Details, sondern auch wegen des Soundtracks, in dem sich oft Inselrhythmen finden und bekannte Pokémon-Melodien neu abgemischt werden. Und all das, ohne in allzu üblen Ananas- und Kokosnuss-Kitsch zu verfallen - urbane Stadtzentren mit völlig normal gekleideten Leuten finden sich hier ebenso sehr. Man hat eine erstaunliche Vielfalt aus dem Szenario herausgeholt.

Die Welt ist auch der Anlass für einige neue Mechaniken, und hier kommen wir auf die spielerischen Stärken von Sonne und Mond zu sprechen. Um es nochmals ganz klar zu sagen: Der Unterbau hat sich nicht verändert, jetzt nicht und auch seit 20 Jahren nicht. Sonne und Mond sind tolle Pokémon-Spiele, weil sie genau das verstehen. Das fein austarierte, im Laufe der Zeit immer umfangreichere Netz aus Elementen, die sich gegenseitig im Stein-Schere-Papier-System aufs Kreuz legen, ist bereits die größte "Schwierigkeit" an allem, und selbst die ist entschärft worden - hat man zu einem gegnerischen Taschenmonster bereits Daten im Pokédex, zeigt das Spiel automatisch an, welche Angriffe effektiv oder nicht effektiv sein werden. Komfortabel, macht die ganze Sache aber natürlich auch sehr leicht - und das in einem Spiel das, auch hierin seinen Vorgängern ähnlich, großteils so einfach zu bewältigen ist, dass es ein lobotomierter Schimpanse durchspielen könnte.

Z-Moves sind eine der spielerischen Neuerungen - starke Spezialmanöver als Belohnung für bezwungene Prüfungen.

Doch auch, wenn im Großen und Ganzen alles bekannt ist, gibt es viel zu entdecken. Die Prüfungen lösen das alte System durch neue, interaktivere Abschnitte ab - will man einen "Arenaleiter" besiegen, muss zuvor ein eigener kleiner Parkour absolviert werden, jeweils mit einem leicht anderen Gimmick und neuen Elementen wie "Totem Pokémon" - besonders starke Biester, die als eine Art Bosskampf fungieren. Außerdem haben die Pokémon der Alola-Region einen Trick gelernt, der entfernt an frühere Mechaniken erinnert: Fühlen sie sich im Kampf unterlegen, können sie Verstärkung zu sich rufen, um das Gefecht zu ihren Gunsten zu kippen. Eine Art geistiger Erbe zu den bekannten Gruppenkämpfen, aber etwas unvorhersehbarer und launiger.

Durch die Bewältigung der Prüfungen kann man anschließend nicht nur neue Abschnitte bereisen, sondern kriegt auch eine weitere, glücklicherweise spielmechanische Belohnung: die Z-Moves sind an ein Accessoire gekoppelt, das man dem entsprechenden Taschenmonster in die Hand drückt. Hat es einen eigenen Move, der dem Element des Accessoires entspricht, kann es einmalig pro Kampf ein spektakuläres und sehr starkes Spezialmanöver starten. Die relativ lange Animation verhindert, dass man es in jedem Kampf einfach raushaut, um ihn schnell zu beenden, so bleibt das Manöver nützlich und ein Highlight für härtere Duelle. Schade ist, dass die Z-Moves nicht sehr vielfältig daherkommen. So werden zum Beispiel quasi alle offensiven Manöver des Typs "Normal" zur selben Superattacke - es wäre vielleicht auch zu viel gewünscht gewesen, genau so viele Spezialmanöver wie normale haben zu wollen.

Da man seine kleinen Mutanten jetzt nach einem harten Match höchstpersönlich wieder aufpeppen kann, indem man sie wieder auf Hochglanz bürstet, tupft oder fönt (alles echte Beispiele), um sie von miesen Statusveränderungen zu befreien und gleichzeitig die ach so zarte Bindung zu den ohnehin morbide loyalen Biestern noch zu verbessern, erinnert die Amii-Funktion (oder wie immer sie jetzt heißen mag, das Spiel hat es mir nicht gesagt) mehr denn je an Nintendogs. Also, wenn man in Nintendogs keine zu Hunden gewürfelte Pixelhaufen pflegen würde, sondern Hunderte von Unfällen aus Gottes Kreations-Kaleidoskop.

Alola-Form bedeutet: selbes Pokémon in grün, oder, wie hier, schwarz. Nicht die spannendste Neuerung der neuen Generation.

Auch auf der Ebene außerhalb von Kämpfen trifft Sonne und Mond gute Entscheidungen. Ein tolles Beispiel für eine längst überfällige Entschlackung ist, dass es keine HM mehr gibt. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist: Es sind (bzw. waren) lernbare Moves, die größtenteils zur Erkundung der Welt genutzt wurden - zum Beispiel zum Schwimmen, Zerbrechen von Steinen und Zerhacken von Büschen, um versperrte Wege bereisen zu können. Sie waren seit jeher eine wichtige Metroidvania-Komponente von Pokémon-Spielen, haben die Games aber immer zurückgehalten - wer nicht wertvolle Fähigkeitenslots und / oder Pokémon für die Reisefähigkeiten opferte, guckte doof aus der Wäsche. Die Zeit der HM-Sklaverei ist vorbei - wer nun einmal die Fähigkeit erworben hat, ein Gewässer zu überqueren (auf einem Inselatoll nicht ganz unwichtig), kann das jederzeit und auf Zuruf tun, ohne einen seinen geliebten Partner zum Multifunktions-Vehikel degradieren zu müssen.

Übrigens sind die zähmbaren Ungetümer eine nette Mischung aus bekannten und völlig neuen Pokémon. Erstere haben dabei hin und wieder einen neuen Twist, eine sogenannte Alola-Form. Ich kann nicht leugnen, dass mir dieses System nicht allzu viel gibt. Ob mein Rattfratz jetzt einen schwarzen Pelz hat, mein Raichu eine andere Augenfarbe oder mein Knogga eine Art Tiki-Fackel schwingt, ist mir ehrlich gesagt ein bisschen wumpe. Aber es kann ja nun auch nicht jede Änderung jedermann aus den Socken hauen.

Es gäbe noch so viel zu sagen. Über die Details der Welt, die Vielfalt der Pokémon, über eine Fülle an neuen Kleinigkeiten und selbst ein Element, wie ein grundlegender Pokémon-Snap-verschnitt findet sich. Ganz einfach zusammengefasst lässt sich aber sagen: Pokémon Sonne und Mond ist toll. Von dem Moment an, als ich mein kleines Rowlett aussuchte, war ich einmal mehr in den Bann des Franchises geschlagen. (Ich nannte die kleine Pflanzeneule Rowdy, weil ich in etwa so kreativ bin wie... wie... jetzt fällt mir nichts ein.) Das neue Pokémon-Game spricht sowohl den alten Hasen in mir an als auch den Oldtimer, der ein bisschen außer Übung geraten ist, und ich bin mir sicher, dass sowohl erfahrene Trainer als auch Neueinsteiger gewaltigen Spaß mit Sonne und Mond haben werden.

Pokemon Sonne und Mond Trailer von der E3Auf YouTube ansehen

Weder der gewaltige Spielspaß noch die alles verzehrende Sucht oder der Pipifax-Schwierigkeitsgrad sollten uns überraschen - Pokémon ist Pokémon ist Pokémon. Nach 20 Jahren Bestienzähmung etwas anderes abzuliefern als dasselbe Pikachu in grün ist schwer, und doch darf man Game Freak gratulieren. Das neue pazifisch angehauchte Szenario, eine Fülle an wie immer abartig niedlichen und seltsamen Viechern, eine gute Dosis Nostalgie für alte Fans und jede Menge Details, von verfeinerten alten Mechaniken bis hin zu ganz neuen, machen Sonne und Mond zu einer sehr lohnenden Generation. Die lohnt sich für Einsteiger wie Veteranen gleichermaßen, weil sie zwar viel verbessert, doch immer noch den Wurzeln der Reihe treu bleibt. Und so abgehalftert das Etikett auch ist, aber es stimmt: Pokémon ist nach wie vor ein Spaß für die ganze Familie und jede Altersgruppe. Sonne und Mond sind die wahrscheinlich besten Vertreter seit X und Y.

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Leo Schmidt Avatar
Leo Schmidt: Ruiniert sich seit 1990 die Gucker und Stummeldaumen mit Telespielen. Erforscht das Berliner Nachtleben aus sicherer Distanz übers Internet und kriegt Krämpfe, wenn er länger als 15 Sekunden keinen blöden Witz machen darf. Rettet immer versehentlich den Drachen und erschlägt den Schatz.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Pokémon Sun and Moon

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