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Politik, Klima, Krieg: Zukunftsängste bekämpfen Gamer am besten mit Tiny Glade

"Wenn die Welt in Flammen steht, dann hilft nur noch Tiny Glade."

Da nicht wenigen Menschen ob der angespannten Weltlage gerade Angst und Bange werden dürfte, ist Ablenkung gerade unsagbar wichtig. Nicht, dass man ausgerechnet jetzt passiv werden sollte. Aber ein Aus von den News und am besten noch ein paar Stimmungsheber von der legalen und körperlich nicht beeinträchtigenden Sorte kann man aktuell sicher gut gebrauchen.

Mich macht deshalb gerade Tiny Glade wahnsinnig froh. Das ist nicht mehr und nicht weniger als der schönste Burgen-Baukasten aller Zeiten. Ein eingängiger dreidimensionaler Bausatz für die erheiterndsten Dioramen, die man sich vorstellen kann. Es ist ein Tüfteln, Ziehen, Drehen und “Saftig-in-die-Landschaft-drücken”, in visueller, akustischer und haptischer Perfektion, dass es vollkommen klar ist: Jedes weitere klassische Spielelement wäre eins zu viel. Es würde nur von der Trance ablenken, die entsteht, während man die Schönheit im Imperfekten sucht und immer wieder findet.

Die Schönheit selbst: Tiny Glade.

Wie die guten Seiten von Stronghold – ohne Bugs und mittelmäßige Echtzeitstrategie

Vor allem besticht, die Art, mit der man in Tiny Glade wie von selbst immer wieder “ein neues Fass aufmacht”. Das vorher schon perfekte kleine Müllershäuschen am Fluss wird erst zaghaft um einen Zaun erweitert, dann mit einer kleinen Burgmauer geschützt, bevor man die Hütte mit zwei Klicks um das Doppelte in die Breite zieht und mit fünf Zentimeter Mausweg nach oben ein zweites Stockwerk und ein Spitzdach draufsetzt. Ein Balkon dran, Laternen davor und mit dem Wegetool einen Torbogen in den Wall gezogen, bevor man findet, dass die Mauer ruhig ein wenig krummer und bröckliger sein darf…

Alles geht extrem einfach und ohne große Erklärungen von der Hand, die Tools sind dermaßen intelligent, dass man seinen Ideen die meiste Zeit tatsächlich allein durch Ziehen und Drehen exakt die Form gibt, die man im Sinn hatte. Die Engine – Unreal Engine 5 diente als Basis – macht die nervige Kleinarbeit für euch, verbindet singuläre Teile lückenlos und platziert vereinzelte Deko-Elemente, damit ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen könnt. Das – oder ihr baut einfach Helms Klamm nach, wie das Youtuber Komi Makosako hier gemacht hat:

Quelle: Komi MakosakoAuf YouTube ansehen

Unreal Engine 5 zeigt sich in Tiny Glade von ihrer schönsten Seite

Trotz des friedvollen und charmanten Ansatzes ist Tiny Glade ein Spiel, das genau weiß, wie schön es ist und dass es entsprechend auf sein Gegenüber wirkt. Dennoch ist es nahbar und einladend. Wenn man im Fotomodus mit gezückter Kamera auf Bodenhöhe um seine Kreation herumschleicht und das Spiel vom Waldrand aus kreisrund das Laub des Dickichts ausblendet, um den Blick für ein Panorama mit kunstvoller Tiefenschärfe freizumachen, ist klar: In jede Facette dieses Spiels flossen Sorgfalt und Finesse. Man darf sogar die Schafe streicheln!

Es ist selten genug, dass die Leinwand selbst zum Kunstwerk wird, Tiny Glade gelingt es mit einer Leichtigkeit, die es irgendwie doppelt heilsam auf die Spielenden wirkt. Man versinkt bis zur Nase selbst gestalteten, vergessenen Höfen, Dörfern und Burgen, die mit ein paar Cursor-Strichen so viel Geschichte auf den Bildschirm zaubern, dass man sich von selbst das Leben ausmalt, das hier mal durchgewuselt sein könnte.

Kurzum: Spielt man Tiny Glade, ist die Welt für sowohl vor als auch hinter dem Bildschirm für einen Moment wieder in der Spur, ist es in Ordnung, wenn Jungs auch mal Märchenschlösser und Mädchen Warhammer-Festungen bauen. Kein Spiel, das den Weltfrieden sichert (obwohl...!), aber für den Moment das perfekte Gegenmittel für meine - und vielleicht auch eure - erschlagende 2024-Müdigkeit.

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