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Populous DS

Alte Liebe rostet doch

Populous gehörte zu den unerfüllten Wünschen meiner Jugend, was ganz gut durch zwei Poster in meinem Jugend-Zimmer repräsentiert wurde. Das eine zeigte Samantha Fox, deren Karriere ´89 eigentlich schon wieder nach unten deutete, und das andere das Populous Artwork, einer von Peter Molyneux ersten Hits. Können wir hier einen Zusammenhang aus dem musikalischen Abstieg der Britin und dem Aufstieg des Briten entdecken? Wer weiß, die Wege des Karmas verlaufen gar rätselhaft…

Fest steht, dass für mich meine beiden Wünsche unerfüllt blieben. Das eine aus den üblichen und offensichtlichen Gründen, das andere, weil mir meine Eltern statt des viel cooleren Amigas lieber einen PC XT schenkten. Sie machten halt gern sinnvolle Geschenke.

Ob ich Samantha F. aus L. heute noch begehre, weiß ich nicht so genau – hat die eigentlich mal einer wieder gesehen? - und auch Populous kommt als idealisiertes Überspiel im diffusen Nebel der Vergangenheit sicher besser weg, als gemessen an den harten Maßstäben modernen Spieldesigns. Also lasst es uns 20 Jahre, eine Million Konsolengenerationen und ein Trillion Spiele später auf dem DS entzaubern.

Seitdem die Götter auf den isometrischen Populous-Schlachtfeldern des Amiga stritten, floss viel Wasser den Styx hinab und schon nach kurzer Spielzeit auf dem DS zeigt sich, dass viel von Biss, Innovation und Reiz verloren ging. Das Grundproblem ist der immer gleiche Ablauf einer Schlacht. Ihr steht vor einer zerklüfteten Landschaft, auf der ein paar Getreue herumwuseln. Jetzt beginnt Ihr die Welt durch unendlich viele Klicks zu ebenen, woraufhin Eure Schützlinge den frisch gewonnenen Baugrund mit erst kleinen Hütten und dann massiven Forts zupflastern.

Auf dem DS gibt es zwei Ansichten gleichzeitig. Oben seht Ihr was passiert, unten wird geterraformt.

Direkten Einfluss nehmt Ihr dabei übrigens nicht, sondern leistet nur die Vorarbeit. Das ganze Spiel steuert sich sehr indirekt und erspart Euch auf diese Weise auch unnötiges Mikromanagement beim Lenken der Gläubigen. Haben diese dann erste Heimstätten hochgezogen, zieht Ihr astrale Kraft ein, die Ihr schon bald dringend braucht. Schließlich seid Ihr wieder mal nicht allein und ein anderer Gott will dieses Land für sich und lässt seine Getreuen mit genau den gleichen Mitteln an der Welteroberung werkeln.

Die drastischste Maßnahme der Gegenwehr sind Eure Wunder. Habt Ihr dank fleißiger Vorbeter genug Mana gehortet, ruiniert Ihr die Gegenseite mit Vulkanausbrüchen, Meteoreinschlägen oder Erdbeben. Sollte es mal für die drastischen Maßnahmen nicht reichen, nutzt Ihr Eure Gläubigen minimal subtiler, indem Ihr Ritter erschafft oder dem gemeinen Volk statt des Bauens den Kampf nahe legt. Dummerweise gewinnt Ihr mit wandernden Kämpfern keine astrale Macht für das Spiel der Götter.

Deutet der Machtverteilungsbalken in Eure Richtung, dürft Ihr zum letzten Gefecht aufrufen. Alle Gläubigen fangen an, die Hütten abzubrechen und zu Eurer Glorie in die Schlacht zu ziehen. Hier habt Ihr gar keinen Einfluss mehr und könnt nur hoffen, dass sie es packen. Falls ja, dürft Ihr Euch auf die göttliche Schulter klopfen und das nächste Volk zum wahren Glauben führen.

Auf dem Amiga folgten 500 Levels diesem Konzept, ohne großartig am Ablauf zu schrauben. Die Opposition wurde härter, der Aufbau blieb der gleiche. Im Prinzip gilt dies auch für die DS-Umsetzung und es hilft nur wenig, dass Ihr in der Kampagne in die Rollen verschiedener Götter mit ein paar Spezialfertigkeiten, wie beispielsweise der Möglichkeit, Feinde zu versteinern, schlüpft.

'Durch die Macht meines blauen Hinterns soll Dein Volk vergehen!'

Selbst kleine Modifikationen in der Aufgabenstellung oder Einschränkungen der vom Start weg komplett vergeben Möglichkeiten schaffen kaum genug Variation. Selbst ein paar neue Grafiksets – so cool Alt-Japan auch sein mag – bringen nicht genug Wirkungskraft mit, um das Spielprinzip vom Damals ins Heute zu befördern, ohne dass der Zahn der Zeit es fast bis auf die Knochen abnagen würde.

Die paar Vorteile des DS, wie der 4-Spieler-Modus und die Göttergeschichten, werden durch den größten Nachteil der Umsetzung relativiert. Ihr seht einfach weit weniger als vor 20 Jahren vom Spielfeld und seid zu wahren Scrollorgien verdammt, um zumindest halbwegs den Überblick zu bewahren. Die kleine Übersichtskarte muss zu allem Überfluss auch noch doppelt getippt werden, was einen noch mehr die gute, solide Amiga-Mouse vermissen lässt.

In den letzten 20 Jahren kühlte mein Begehren für Samantha Fox im gleichen Maße ab wie meine Bewunderung für Populous' ehemals brillantes Spielkonzept. Beide waren Ikonen ihrer Zeit, beide haben sich als solche weitestgehend überlebt. So wie man heute bestenfalls einen oder zwei Titel von „Touch Me“ hören kann, lässt sich auch Molyneux' früher Hit nur noch für ein paar Stages mit Reiz und Spannung spielen.

Dank der indirekten Steuerung der Geschicke der Kleinzivilisation bringt das Strategical ein ungewohntes Feeling und einen kleinen Hauch Schwung mit sich. Dann aber lässt sich das immer wiederkehrende Muster der Wiederholung nicht länger ignorieren und die große Langeweile macht sich breit. Behalten wir Populous lieber als Meilenstein der Spielehistorie und nicht als mittelmäßiges DS-Modul in Erinnerung.

Populous DS ist ab sofort und – oh Wunder – nur für den DS zu haben. Für zugegeben recht günstige ca. 30 Euro.

5 / 10

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