Port Royale 3 (Xbox 360 & PS3) - Vorschau
Die ganze Welt der Karibik auf ein Pad? Geht.
Es erstaunt mich immer wieder ein wenig aufs Neue, dass es möglich ist, ein so traditionell im PC-Bereich verhaftetes Genre wie das Handels-Entdecker-Spiel, das seit jeher auf Maus-Tasten-Bedienung setzt und in der Regel auch damit im Hinterkopf entwickelt wurde, ohne Einschränkungen auf die Konsole bringen lässt. Port Royale 3 ist zwar nur der aktuellste Beweis dessen, Tropico 4 hat es auch schon demonstriert. Civilization Revolution war seinerzeit ein großartiges Spiel, aber im Vergleich zu Civilization 4 oder V wurde es komplett auf das Pad umgebaut. Port Royale dagegen bietet alles, was ihr am PC auch mit Konvoys und Seeleuten tun könnt, bequem auf 10 Tasten, 2 Sticks und ein paar Menüs verteilt.
Dass das so gut funktioniert, liegt nicht zuletzt daran, dass die Seekarte in all ihrer Schlichtheit der Ort ist, an dem ihr 90 Prozent der Zeit verbringt. Nicht einmal die Städte müsst ihr wirklich besuchen, da ein praktisches Kreismenü alles ohne Wartezeit anbietet, was es dort zu tun gibt. Neue Schiffe bauen, Warenhäuser kaufen und verwalten, selbst zur Kirche gehen, es ist nur eine Stickbewegung und zwei Tastendrücker entfernt.
Selbst die Verwaltung der Vielzahl an Konvoys wurde so elegant gelöst, dass ich das hier als gleichwertige Umsetzung absegnen kann. Fast zumindest, denn grafisch liegt Port Royal selbst der nicht gerade opulenten PC-Version auf einem Nenner. Effekte sind sicher das Letzte, was so ein Spiel braucht, aber ein das sieht schon ein wenig zu sehr nach Super-VGA aus.
Nichtsdestotrotz ist es erstaunlich, wie schnell man in ein gutes Spiel dieser Art reinfindet und für Stunden davor hängenbleibt. Dank zahlreicher Automatikfunktionen baut ihr in den ersten Stunden eine Reihe von Handelsrouten auf, um die ihr euch später nur noch marginal kümmern müsst und so einen guten Bestand an Gold einfahrt. Diese Automatiken gehen stellenweise fast schon ein wenig zu weit. Tariert ihr die Preise von Hand bei jeder Transaktion aus und führt sprichwörtlich nebenbei Buch, wo was gebraucht wird, liegt der Ertrag teilweise beim Dreifachen, was der Automatik-Kapitän einfährt. Wenn ihr jedoch ein paar gute Routen habt, kommt ihr auch so zu dem, was ihr braucht, wenn ihr den Zeitraffer ein wenig laufen lasst. Dann fährt das Schiff halt drei Mal und muss ein wenig vorher repariert werden, aber was stört es euch? Ihr streicht das Gold ein.
Es gibt aber neben dem Handel auch viel zu tun. Die beiden Kampagnen - Abenteurer und Händler - bieten zwei eigene, kleine Rahmengeschichten, die in ein paar hübschen Bildchen und mehr Texten erzählt werden. Beide haben eigene Missionen und wo der eine spanischen Gouverneurstöchtern in Piratengefangenschaft nachstellt, muss der andere sich um das Wohl des Volkes kümmern, um beliebt genug zu sein, neue Kontore zu eröffnen. Es gibt immer etwas zu tun, sei es Feste feiern, Piraten jagen oder einfach noch ein wenig reicher werden. Selbst in die wechselnden Kriegslagen der vier traditionellen Piraten-Länder könnt ihr euch einmischen. Und schon vergeht die Zeit wie im Flug.
Die Version, die mir zur Verfügung stand, war noch nicht ganz fertig, aber ehrlich gesagt bleibt angesichts der wieder hundertprozentig zweckmäßigen Umsetzung der Steuerung nur der Wunsch nach etwas mehr Grafik-Schau. Nur ein ganz klein wenig irgendwas. Wenn nicht, auch nicht schlimm, aber das hier ist schon ziemlich 2002. Egal, Port Royale 3 mag konservativ sein, ein wenig fehlt wie auch am PC die Nähe zwischen Spieler und Welt aber das ändert nichts daran, dass man mit ein wenig Hang zu Wunsch-Karibik und Handelshäusern ab August auch auf der Xbox und PlayStation Tage auf See verbringen kann. Ganz, ohne über zu viel Menü-Klickerei zu stolpern. Für mich ist das immer noch ein kleines Wunder.