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Portal: Revolution zeigt mal wieder, warum der PC als kreativer Hot Spot unverzichtbar ist

Da könnt ihr modsen, wie ihr wollt!

Was Entwickler können, das können Fans schon lange! Na ja, oder so ähnlich. Auf jeden Fall erschien am Wochenende nicht weniger als eine inoffizielle Fortsetzung von Portal. Oder vielmehr ein Prequel zu Portal 2. Denn Portal: Revolution erzählt davon, was zwischen den beiden Spielen geschah. Nur stammt diese Revolution nicht aus dem Hause Valve, sondern aus den Händen findiger Entwickler, genauer gesagt einer Reihe weltweit verstreuter Fans, die sich unter dem Namen Second Face Software zusammengetan haben.

Das Schöne daran: Das Ganze hat Valves Segen, auch wenn es sich nicht um einen offiziellen Teil der Serie handelt. Noch schöner: Revolution ist komplett kostenlos. Und am allerschönsten: Es ist eine verdammt gelungene Ergänzung sowohl der Geschichte als auch des Knobelns um die portablen Portale!

Mir zeigt es aber vor allem eins. Dass nämlich, wenn ich mich für nur eine Spieleplattform entscheiden müsste, es ohne Frage der PC wäre. Denn obwohl auch auf Konsolen inzwischen vieles möglich ist, so können Hobby-, Halb- und sonstige Entwickler nur auf der offenen PC-Plattform ihre kreativen Ideen ausleben; neue Inhalte zu vorhandenen Titeln veröffentlichen, vertraute Konzepte erweitern und einfallsreiche Experimente wagen.

Das ist nichts Neues. Ich hoffe, ihr seht es mir nach, wenn das hier kein augenöffnendes „Ach, soooo!“ ist. Ich habe mich am Wochenende nur einfach so über den quasi dritten Teil zu zwei der besten Puzzlespiele aller Zeiten gefreut, dass ich mal wieder das Offensichtliche unterstreichen wollte. Auch wenn es freilich nicht das erste Mal ist, dass Portal neue Inhalte aus der Community erhält.

Nun ist Revolution nicht perfekt. Man bleibt schneller mal kurz in der Umgebung hängen als in den Hauptspielen und kann nur neue Spielstände anlegen, aber keine alten überschreiben. Keins meiner Gamepads funktioniert so wie es soll, manchmal fällt es seltsam schwer zu erkennen, wo genau es eigentlich lang geht und auf dem Steam Deck muss ich pro Stunde mit einem Absturz rechnen. Nicht zuletzt sind die Cloud-Saves offenbar nicht zwischen Linux, also dem Steam Deck, und Windows kompatibel.

Wie mir scheint, wurde die Mod außerdem für das OLED-Deck optimiert, nicht aber für meine olle LCD-Variante. Der fehlen bei allen eingeschalteten Details nämlich zwei, drei Frames zur magischen 60. Wen das ebenfalls stört: Reduziert die Kantenglättung auf 2xMSAA, schon klappt das mit der Bildrate. Den Unterschied sehen nur mutierte Adlerlinsen.

Portal: Revolution - Prequel und Fortsetzung in einem

Im Gegenzug bekommt man dafür hochanständige Kopfnüsse, bei denen ich mich anfangs fragen musste, ob ich Portal verlernt hatte oder ob die Rätsel tatsächlich knackiger ausfallen als zuletzt. Letzteres ist der Fall, zumal Second Face Software so ganz nebenbei noch brandneue Mechaniken einführt, um dem vertrauten Nussknacken zusätzlichen Schwung zu verleihen.

Wie in den Originalen wird man ja sogar von einer voll vertonten KI geführt, die selbstverständlich andere Dinge im Schilde führt, als es zunächst den Anschein hat – so viel sollte bei einem Portal nun wirklich nicht unter „Spoiler“ fallen. Noch mal: Das alles in einer kostenlosen Mod! Bleibt zu hoffen, dass es dieser inoffizielle nicht-dritte Teil auch auf Konsole verfügbar gemacht wird.

Aber das ist es eben: Meist passiert das nicht. Meist profitieren nur PC-Spieler von Perlen, die an privaten Schreibtischen entworfen werden, um die Spielewelt zu bereichern und manchmal sogar auf den Kopf zu stellen.

Denk nur mal zurück: Selbst den Straßenfeger Fortnite hätte es ohne DayZ nie gegeben. Minecraft ebenso wenig. Auch Dota war einst eine Mod für WarCraft 3 – heute füllt das praktisch baugleiche League of Legends ganze Stadien. Und hattet ihr noch auf dem Plan, dass sogar das nach Dear Esther liebevoll als Wander-Simulator getaufte Genre auf einer Modifikation der Source-Engine (Half-Life 2) basiert?

Überhaupt sind kreative Ideen bei Valve hervorragend aufgehoben. Ich erwähne ohne Anspruch auf Vollständigkeit nur mal Counter-Strike, Left 4 Dead, The Stanley Parable sowie Team Fortress. Auch die Entwickler von Portal selbst holte sich Valve ins Haus, nachdem man früh das Potenzial ihres ursprünglichen Konzeptes erkannte.

Die Spielewelt braucht das! Sie braucht Fans, die ihren Ideen ohne den Gedanken ans Geldverdienen freien Lauf lassen. Sie wäre ohne am PC entstandene Mods um etliche Impulse ärmer.

Das macht bei kompletten Spielideen ja nicht Halt. Immerhin sorgten Grafik-Mods schon lange vor dem Remaster-Boom dafür, dass manche Spiele auf PC schöner aussehen konnten als zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung. Von inhaltlichen Erweiterungen beziehungsweise Veränderungen etwa in den Bethesda-Titeln fange ich erst gar nicht an. Ein GTA ist nach einigen Monaten kaum wiederzuerkennen. Und in Cyberpunk 2077 bin ich schon Hochbahn gefahren, als das noch gar nicht offizieller Teil des Spiels war.

Nicht ohne Grund gehen manche Studios längst dazu über, solche Modifikationen in spätere Versionen ihrer Veröffentlichungen aufzunehmen. Cyberpunk 2077 gehört ebenso dazu wie das Next-Gen-Update zu The Witcher 3. Kein Wunder: CD Projekt hatte es sich vom Start weg auf die Fahnen geschrieben, den PC und seine Community lange und aktiv zu unterstützen. Denn die Wertschätzung dafür sowie das kreative Potenzial auf der offenen Plattform ist einfach Gold wert. Und Portal: Revolution legt da eben mal wieder eine Unze drauf.

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