PowerWash Simulator – Test: Seltsam befriedigend. Aber mir hätte ein Fünf-Minuten-Video gereicht
Der Job ist nun mal, was er ist.
Auch ohne den PowerWash Simulator kannte ich das Hochdruck-Reinigen selbstverständlich aus diversen Zeitraffer-Videos, in denen Fußwege, Einfahrten oder ganze Gärten von fiesem Dreck befreit werden, der sich monatelang dort abgesetzt hat. In kleinen Bahnen wird da der Schmutz von einem stark gebündelten Strahl aus Wasser bzw. Wasserdampf buchstäblich weggeschoben, bis Asphalt und Ziegelsteine wieder im schönsten O-(Farb)ton erstrahlen. Wer gelegentlich auf YouTube unterwegs ist, kennt vielleicht ja die befreiende Wirkung dieses Vorher-Nachher-Kinos.
Aber funktioniert das auch als Spiel? Oder mit anderen Worten: Wie ist es, wenn man selbst stundenlang den Strahl über verdreckte Fahrzeuge, Terrassen, Klettergerüste und andere Objekte zieht, um sie von schwarzer Schmiere zu befreien? Nun… hierzu gibt es zwei sehr verschiedene Antworten. Denn glaubt man den Kommentaren auf Steam, empfinden viele Leute das Hochdruckreinigen auf PC und Konsole tatsächlich als wahnsinnig entspannend.
Eins muss man FuturLab (die haben diese Alltags-Sim entwickelt) nämlich lassen: Reißt das Ganze technisch keine Bäume aus, so ist es doch ansehnlich genug, damit man nicht die Nase rümpft. Vor allem aber funktioniert das Reinigen verblüffend gut – also, dieser Wohlfühleffekt beim Wegwaschen des Drecks. Was auch damit zu tun hat, dass man genau weiß, wie es hätte aussehen können, wenn man eine falsche Düse zu schnell über die entsprechende Stelle gezogen hätte. Dann wären besonders hartnäckige Krusten zurückgeblieben und man hätte den Aufsatz wechseln müssen, um einen noch kleineren, dafür umso stärkeren Strahl zu verwenden. Aber wenn alles sofort wieder glänzt, das hat schon was.
Manchmal kann es ja durchaus praktisch sein, erst mal mit der sanften breiten Düse den oberflächlichen Schmutz wegzuwaschen. Weil man mit abgeschlossenen Aufträgen Geld verdient, kauft man außerdem Verlängerungen für zum Beispiele hohe Gerüste sowie Reinigungsmittel, um Schmutz besonders schnell zu lösen. Später dann auch Geräte, die noch mehr Druck erzeugen und damit erst die besonders anspruchsvolle Schmutzbeseitigung ermöglichen. Einen spürbaren Unterschied macht das nur nicht. Am Ende zieht man halt immer das Wasser über den Dreck, bis das gesamte Areal gereinigt ist.
Und hier kommt dann eben auch meine Antwort ins Spiel: Mir macht das kaum länger Spaß als das Anschauen von einem der YouTube-Videos. Rein spielerisch ist hier ja nichts weiter dran. Wer schon mal in irgendeinem Zeichenprogramm verschieden breite Pinsel über eine Fläche gezogen hat, kann sich die Dimensionen der interaktiven Herausforderung jedenfalls ziemlich genau vorstellen. Man radiert schwarzen Schimmer von relativ groben 3D-Objekten – das war’s.
Wobei mir genau an dieser Stelle auch ein wenig die glaubwürdige Physik fehlt, da man den Schmutz faktisch nicht wegschiebt, sondern ihn lediglich unter dem Cursor verschwinden lässt. Man muss deshalb nicht aufpassen, Stufen etwa von oben nach unten zu reinigen, um keinen Dreck auf bereits gereinigte Stufen zu spritzen. Weil der Druck nicht berechnet wird, spritzt man auch keine Rillen frei oder begradigt Grasnarben. Und das raubt dem Ganzen doch ein Stück dieser Faszination tatsächlich etwas sauberzumachen.
Ich will PowerWash gar nicht absprechen, dass es mich durchaus ein Stück weit in seinen Bann gezogen hat. Wenn man nassen Stein oder Holz beinahe riechen kann und sogar meint feuchte Luft zu fühlen, dann macht das Spiel irgendwas richtig. Man kann Aufträge zudem jederzeit unterbrechen, um sie an genau derselben Stelle später fortzusetzen. Es gibt Spezialaufträge, bei denen man einen ganzen Minigolf-Kurs oder den Mars Rover säubert und man kann die gesamte Karriere mit einem Kumpel druckspritzen sowie bis zu sechst im freien Spiel. Nur dass ausgerechnet diesem Spiel jedwede Musik fehlt, erscheint gerade in Anbetracht der gleichförmigen Arbeit seltsam.
PowerWash Simulator - Test-Fazit
Falls es euch also reicht, in einer Art Microsoft Paint verschiedene Objekte an- oder vielmehr abzumalen, dann riskiert ruhig einen Blick. Im Kleinen bildet PowerWash das Hochdruck-Reinigen halbwegs überzeugend ab – nur ist es mir genau deshalb viel zu dünn, um mehr als den initialen Funken Neugier zu befriedigen. Denn so beruhigend es sein mag, das Ganze im Zeitraffer anzuschauen: Ratet mal, warum es davon so wenige Echtzeit-Videos aus der Ego-Perspektive gibt. Ich will jedenfalls entweder auf interessante Art gefordert oder erzählerisch unterhalten werden, weshalb ich lieber bei coolen (Quasi-)Simulationen wie Hardspace: Shipbreaker bleibe und ansonsten darauf warte, dass mir YouTube mal wieder irgendwas mit „Pressure Washing“ in die Empfehlungen schiebt.