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Bioshock

Evolution statt Revolution

Körper und Geist

An den Plasmi-Quick Stationen erhält man gegen Adam die neusten Gen-Upgrades.

Neben der Handlungsfreiheit gibt es in Bioshock noch ein weiteres Stilelement, das man so eigentlich nur aus Rollen- und Adventure-Spielen kennt: Das Formen und Ausbauen des Spielercharakters. Auch in dem Ego-Shooter könnt Ihr dem Helden Euren ganz eigenen Stempel aufdrücken. Dies geschieht aber nicht durch das Erhöhen von irgendwelchen Attributen wie Stärke, Geschwindigkeit oder Intelligenz. Für Zahlenspielereien und Tabellenterror ist in Bioshock weder der Platz noch die Zeit. Stattdessen verbessert man seine Talente mit Hilfe von Adam. Genau, auch Ihr könnt Eure Gene mit dem Stammzellen-Sekret ein wenig aufmotzen. An speziellen Stationen tauscht man das Adam gegen Plasmid-Ampullen ein. Die vier zur Auswahl stehenden Seren-Typen werten je nachdem körperliche und geistige Fähigkeiten bzw. Technik- und Waffenfertigkeiten auf. Kurzum: Nach einer Injektion könnt Ihr zentnerschwere Objekte durch die Gegend wuchten oder selbige mit Hilfe Eures Geistes schweben lassen. Ein anderes Plasmid etwa lässt Euch in den Augen der Big Daddies wie eine Little Sister erscheinen, wodurch ihr für kurze Zeit unter dem Schutz der Tauchmänner steht. Das genetische Waffenupgrade hilft Euch im Kampf, das künstlich gewonnene Technik-Know-how dagegen erleichtert das Knacken von Sicherheitssystemen und Schlössern. Insgesamt gibt es über 60 verschiedene Plasmide in Rapture zu finden. Ob Ballermann oder Schleicher, ob Techniker oder Psioniker, es gibt mehr als genug (Kombinations)Möglichkeiten, um den Helden seinem bevorzugten Spielstil anzupassen.

Survival Of The Fittest

Neben einem Revolver könnt Ihr Euch auch mit einer Schrotflinte oder einem Granatwerfer bewaffnen.

Neben den eigenen Genen darf der Held natürlich auch seine Waffen tunen. Die sechs Schießprügel können mit verschiedenen Patronentypen geladen werden. Eine Schrotladung etwa juckt einen Big Daddy nicht im Geringsten, da muss man schon auf panzerbrechende Projektile zurückgreifen. Etwaige Munitionsknappheit braucht Ihr nicht zu fürchten. Das Programm passt sich Eurer Spielweise an und verteilt je nachdem mehr oder weniger Ammo-Päckchen in den Unterwasser-Arealen. So hat man das Gefühl, dass das Abenteuer nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer ist. Dies ist nur ein Beispiel des Active-Gameplay-Features von Bioshock.

Interaktion ist ein sehr wichtiges Spielelement. Und dieses beschränkt sich nicht nur auf potenzielle Feinde und die Umgebung – Ihr könnt so ziemlich jeden Gegenstand in Rapture benutzen bzw. zerstören. Neben Splicern, Little Sistes und Big Daddies leben in Rapture auch noch eine Handvoll normaler Menschen. Von ihnen erhält der Held während seiner Exkursion durch die verwüstete Metropole kleine und große Aufträge. Im Gegenzug bekommt er von den Überlebenden Ausrüstung und wichtige Informationen.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Dass in Bioshock Adventure- und Rollenspiel-Elementen zu finden sind, kommt nicht von ungefähr. Entwickler Irrational Games hat bereits bei System Shock 2 (1999) tief in der Genre-Kisten gewühlt und so den futuristischen Ego-Shooter zu einem echten Ausnahmetitel gemacht. Das ist aber bei weitem nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die beiden Irrational Shocker miteinander verbindet. Das grundlegende Setting, sowie das Plasmid-System (in System Shock 2 waren es kybernetische Module) erinnern stark an den Klassiker. Es gibt noch mehr Berührungspunkte. Wie in System Shock 2 gibt es auch in Bioshock eine Art Beobachter, der Euch Nachrichten zukommen lässt und Euch damit indirekt durch das Spiel führt. Im Fall des Science-Fiction-Thrillers war es die KI Shodan. In dem Tiefsee-Abenteuer ist es niemand geringerer als Andrew Ryan, der Gründer von Rapture. Neben den Botschaften des Erbauers findet Ihr auch immer wieder Notizen von einstigen Bewohnern der Unterwasserstadt. Jede Nachricht ist ein weiteres Puzzlestück, dass das Geheimnis um die tragischen Geschehnisse in der Unterwasserstadt ein wenig mehr lüftet. Dieses Stilmittel dürften alt gediente Spieler ebenfalls noch aus den System-Shock-Teilen kennen.

Gegensätze ziehen sich an

Die Umgebungsgrafik von Bioshock ist äußerst detailliert

Trotz der zahlreichen Parallelen zu System Shock 2, ist Bioshock doch ein vollkommen neuer, eigenständiger Titel. Allein was die Atmosphäre und die technische Umsetzung angeht liegen zwischen den Spielen Welten. Rapture ist eine moderne, farbenfrohe Stadt. Die Architektur ist an das sinnlich-elegante Art Déco der 20iger Jahre angelehnt: Leuchstoff-Reklametafeln tauchen das pompöse Interieur in buntes, einladendes Licht. Aus den Lautsprechern tönen noch immer beschwingte Radiosendungen. Man kann spüren, dass das Leben hier einst pulsiert hat. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Verwüstung. Das Tiefsee-Paradies ist düster und bedrückend. In jeder Ecke könnte ein Splicer lauern. Durch unzählige Risse und Löcher dringt Wasser in das unwirtliche Habitat ein: Das Meer will sich zurückholen, was ihm einst von Andrew Ryan und seiner elitären Gefolgschaft geraubt wurde. Dieses Wissen und das damit einhergehende Gefühl, dass jeden Moment alles zu Ende sein könnte, begleitet Euch während des gesamten Abenteuers.

Seltsame Geschöpfe durchstreifen die Korridore – sind sie mir freundlich gesonnen oder wollen sie mir an den Kragen? Soll ich ihnen vielleicht helfen oder doch angreifen? Und wenn ja, wie? Wie soll ich es anstellen? Es gibt so viele Möglichkeiten, in dieser schrecklich-schönen Meeresstadt voller Gegensätze zu agieren. Ob das Handeln richtig oder falsch war, wird man noch früh genug merken. Und genau das macht, abgesehen von der einzigartigen Atmosphäre, den Reiz von Bioshock aus.

Auch wenn es in dem Spiel von Rollenspiel-Features wimmelt, so ist es doch ein Ego-Shooter: Zumindest betonen das die Entwickler von Irrational Games immer wieder aufs Neue. Bioshock soll kein Genremix, sondern ein Weiterentwicklung des doch recht eingefahrenen Genres sein. Das Potenzial hat der feucht-schaurige Shooter dafür auf jeden Fall. Ich bin mir sicher, dass Bioshock im nächsten Jahr für ziemlich viel Wirbel sorgen wird - sowohl unter als auch über Wasser.

Microsoft hat auf der X06 im September bekannt geben, dass Bioshock exklusiv für Xbox 360 und PC (Games for Windows) erscheinen wird. Geplanter Release ist im Frühling 2007.

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