Formula One Championship
Indianapolis & Monza angespielt
1996 war ich süchtig nach Psygnosis' Formula 1 für PSone. Dabei mag ich Formel 1 in Wirklichkeit gar nicht. Ich finde es langweilig, Leuten beim Auto fahren zuzusehen. Sollte die FIA irgendwann mal das Regelwerk ändern, Sprungschanzen und Bordgeschütze zulassen, dann werde wohl auch ich jedem Renn-Event vor der Glotze beiwohnen. Jedenfalls schob ich vorgestern endlich die Vorabversion von Formula 1 Championship in die Playstation 3 und da war es wieder dieses Gefühl, das ich schon zu lange vermisst habe!
Kurze Demo
Die uns vorliegende Fassung kann eigentlich nicht wirklich viel über die Qualität des finalen Produkts aussagen. Es ist lediglich eine Quickrace-Option enthalten und die Anzahl der verfügbaren Strecken beläuft sich gerade mal auf zwei Kurse: Monza und Indianapolis. Ist also eher eine kurze Demo. Allerdings darf man bereits eine Menge Zeugs konfigurieren. Von der Gegner-KI bis zu diversen Fahrhilfen lässt sich alles den eigenen Skills anpassen. Ich hab's zuerst auf „Easy“ gestellt und so ziemlich jede Driving-Aid aktiviert, die es gibt. Schließlich wollte ich am Anfang eher die Grafik des Titels genauer unter die Lupe nehmen.
Monza! Als Michael Schuhmacher starte ich im schäbigen Mittelfeld und daran kann ich nix ändern, da es in der Demo noch kein Qualifying gibt. Die Motoren heulen kraftvoll auf, Hitzeflimmern lässt die Maschinen verschwimmen und auch sonst sieht alles richtig gut aus. Das Rennen beginnt, ich drücke aufs Gas und bin erstmal überrascht, denn das Geschwindigkeitsgefühl ist der Hammer. Ihr kennt das ja, wenn der Tacho 250 anzeigt, man aber das Gefühl hat mit 80 über die Straße zu schleichen. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Man spürt richtig, was für unbändige Power in so einem Boliden (Scheißwort!) steckt. Das Highspeed-Feeling wird durch einen subtilen Unschärfe-Effekt noch verstärkt. Wirklich nur ganz leicht und keineswegs aufgesetzt. Ich heize also über den Kurs und muss dank Doofbacken-Settings eigentlich nur lenken. Den Rest übernimmt die Fahrhilfe. So hab ich Zeit, die Grafikdetails zu studieren. Alle Fahrzeuge sehen einfach fantastisch aus, sind aufwendig modelliert, glänzen mit realistischen Reflektionen und sogar das Profil der Reifen macht was her. Um Fahrphysik und Steuerung zu checken muss ich allerdings erstmal alle Hilfen deaktivieren.
Das nenn' ich Simulation
Dieses Mal schalte ich alles ab, stelle die KI auf „Hard“ und wähle Indianapolis. Das ist schon ein ganz anderes Feeling. Erfreulich ist, dass es zwar ultra-herausfordernd, aber nicht unspielbar ist. Ich versage zwar ständig, doch ich habe das Gefühl, dass ich die Steuerung irgendwann tatsächlich in den Griff kriegen kann. Weil sich immer genau nachvollziehen lässt, warum ich gerade einen Ausflug in die Botanik mache oder sich die Kiste fünfmal um die eigene Achse dreht. Auf einer längeren Gerade gebe ich richtig Vollgas und sehe, wie die weiter vorne platzierten Piloten in die Eisen steigen. Ich versuche so spät wie möglich abzubremsen, um wertvolle Sekunden gut zu machen. Kurve von außen nehmen! Ich gerate mit dem linken Hinterreifen aufs Gras, der Wagen dreht sich und ich ramme in Coulthards Hinterteil. Verdammt, eines meiner Vorderräder fliegt in hohem Bogen davon und ich muss das Rennen beenden. Erst jetzt bemerke ich, dass mein Herz rast und meine Hände völlig verschwitzt sind. So muss es sein!
Wunderschönes Sauwetter
Ich lasse mich nicht unterkriegen. Jetzt erst recht! Ich ändere die Wetterkonditionen und schalte auf „Heavy Rain“. Mensch, ist das schön! Es schüttet wie aus Eimern, Regentropfen sammeln sich auf dem Screen und verhalten sich physikalisch korrekt. Je schneller ich fahre, desto stärker schlängeln sich die Tröpfchen in Richtung Bildschirmrand. Die Grafik bleibt dabei genauso flüssig. Zwei Runden lang kämpfe ich mich wirklich vorbildlich nach vorne, doch dann werde ich übermütig und lande nach einem riskanten Überholmanöver mit Totalschaden abseits der Strecke liegen. Die Jagd ist für mich gelaufen. Doch statt neu zu starten, sehe ich mir das restliche Rennen als Zuschauer an. Da fällt dann schon auf, dass die Leutchen auf den Tribünen zweidimensional sind und hier und da das Gras oder ein Maschendrahtzaun flimmert. Beim Rennen selbst hab ich das nicht so bemerkt, aber da hat man ja auch keine Zeit die Botanik zu studieren. Ich bete jedenfalls zu Gott, dass die fertige Version Online-Rennen für 22 Spieler bietet und die restlichen Kurse genau so schön umgesetzt werden. Dann wird’s nämlich sofort gekauft!
Wer Formula One Championship schon mal in Bewegung sehen möchte, hier geht's zum TGS-Trailer.