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Thrillville

Fahrspaß für die ganze Familie

Rummel, Kirmes oder auch Masch sind die volkstümlichen Bezeichnungen für die fahrenden Jahrmärkte hierzulande. Meist versprühen sie einen miefigen Charme und als Mitdreißiger ist man auch aus dem Alter raus, wo man den ins Mikrofon nuschelnden Losverkäufer noch für eine coole Type hielt. Seriöser dagegen kommen die fest installierten Vergnügungsparks daher. Allerdings erinnere ich mich an meinen letzten Besuch nur mit Schrecken. Übermäßiger Gebrauch der Achterbahn kann mitunter zu „üblen“ Nebenwirkungen führen. Wie schön, dass in Zeiten der digitalen Simulation die Schwerkraft trotz ausgelassener Fahrbereitschaft sorgenlos bleibt. Man darf endlich wieder Kind sein und begeistert in die Wagons springen. Noch besser, man baut sich gleich seinen eigenen Vergnügungspark.

Vor langer, langer Zeit....sah Grafik mal so aus.

Thrillville nennt Entwickler Frontier Developments den Spielplatz amerikanischer Themenparks und setzt hier in erster Linie auf junge Menschen als Zielgruppe. Heißt aber nicht, dass ältere Semester außen vor bleiben. Wie Publisher LucasArts mit den sehr erfolgreichen Lego Star Wars-Spielen zeigte, kann ein kindgerechtes Format durchaus auch erwachsenen Spielern Freude bereiten. Zumal es sich nicht nur um den puren Fahrspaß dreht, sondern auch um Management. Und das erfordert schon ein wenig Geschick.

Im Gegensatz zu dem eher anonymen Rollercoaster Tycoon - hier hatte Designerlegende David Braben ebenso seine Finger im Spiel - wird in Thrilleville kräftig gemenschelt. Wie in einem echten Hollywood-Schinken vertraut Euch der gute, alte Onkel Mortimer seine Geschäfte an. Ältere Spieler dürfte dieser Charakter an den durchgeknallten "Doc" Emmett L. Brown aus den Zurück In die Zukunft-Filmen erinnern. Denn Mortimer ist neben seiner Eigenschaft als erfolgreicher Erbauer von Trillville auch ein trotteliger Erfinder. Seine chaotischen Experimente beschäftigen ihn vollends, weshalb er den Spieler dazu beauftragt, seinem Themenpark-Imperium zu neuem Glanz zu verhelfen.

Im Auto-Scooter – eines der Mini-Spiele – könnt Ihr mit Euren Freunden um die Highscore buhlen.

Als neuer Parkmanager wird Euch die erste von insgesamt fünf verschiedenen Parkanlagen anvertraut, die jeweils in drei Themenbereiche unterteilt sind. Ein einzelner Park kann sich so beispielsweise aus Western-, Saurier- und Zukunftsszenarien zusammensetzen. Spielziel ist es, das jeweilige Parkgeschäft zum Florieren zu bringen. Ist die Aufgabe in den vorgegebenen Kriterien gemeistert, schaltet sich der nächste Park frei. Logischerweise steigt der Anspruch mit jeder Anlage.

Zunächst findet Ihr nur rudimentäre Anlagen vor. Es gibt ein paar Fahrgeschäfte, hier und da einen Kiosk, aber sonst sehr viel Freifläche. Fünf verschiedene Missionsbereiche stehen im Vordergrund und geben die Richtung vor: Bauen, Mini-Spiele, Gäste, Personal und Business. Der Schlüssel zum Erfolg ist die ausgewogene Balance zwischen diesen Bereichen. Wobei die Gäste natürlich am allerwichtigsten sind. Ihr sprecht mit Ihnen, kitzelt heraus, wie ihnen die Anlage gefällt, ob sie lieber aufregende oder eher ruhigere Fahrgeschäfte mögen und steigert damit auch noch ihr Wohlbefinden. Überprüfbar ist das Ganze dann in einer übersichtlichen Statistik. Hier finden sich sämtliche Bedürfnisse der Parkanlage, sowie eine Auflistung aller notwendiger Fakten. Beim Bau eines Rides ist die Gesamtenergie eines Parkbereichs der limitierende Faktor und mit dem erwünschten Erfolg in Einklang zu bringen.

Gelangweilten Gästen kann geholfen werden, in dem Ihr sie zu Mini-Spielen herausfordert. Oder Ihr stellt Cheerleader ein, die Eure Gäste von den Mängeln ablenken. Die Effizienz der Hüpfdohlen, wie auch die der Müllmänner und Mechnaniker, verbessert Ihr ebenfalls mit den Mini-Spielen. Um die allgemeine Effizienz zu steigern, schaltet Ihr zudem Werbung - so erhöht Ihr die Besucherströme und sorgt für die richtige Gästemischung. Läuft das Geschäft rund und es besteht somit kein unmittelbarer Handlungsdrang, könnt Ihr die neuen Fahrgeschäfte auch selbst ausprobieren oder Euch ausgiebig den zahlreichen Mini-Spielen widmen. Da gäbe es beispielsweise Minigolf, Trampolin springen, einen Hover-Racer oder einen 3rd Person-Shooter gegen Roboter.

Interessant für Hobby-Ingenieure: Anhand des einfach bedienbarem Editors lässt sich der Thrill-Faktor der Achterbahnen und sonstigen Fahrgeräte noch erhöhen. Hier ein wenig am G-Faktor gedreht, dort an der Maximalgeschwindigkeit geschraubt und schon geht die Post ab. Außerhalb des Kampagnen-Modus dürfen bis zu drei weitere Spiele bei den Mini-Games einstiegen. Ein Ansatz der Thrilleville klar von der Konkurrenz absetzt und ein wenig Abwechslung in das sonst eher trockene Manager-Dasein bringt.

Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, wie sich eine Themenpark-Aufbausimulation in ein spaßiges Konsolenformat pressen lässt. Es soll Familien-freundlich sein, darf junge Spieler aber nicht überfordern und muss älteren Zockern trotz des Ambiente einen komplexen Wirtschaftskreislauf bieten. Ein Spagat, den David Braben und sein Team von Frontier Developments auf den ersten Blick zu meistern scheinen. Die Präsentation in LowPoly-Grafik ist zwar wirklich nicht berauschend, aufgrund des Comic-Styles aber noch ganz akzeptabel. Eine einfach zu bedienende Steuerung und die klar strukturierten Menüs geben volle Kontrolle über das Spielgeschehen, während die Mini-Games für genügend Abwechslung sorgen, wenn mal wieder Leerlauf herrscht. Trotzdem stellt sich die Frage, ob diese Symbiose aus Einfachheit und Komplexität auch im fortgeschrittenen Spielverlauf für lang anhaltende Motivation sorgen kann. Die Gewichtung liegt momentan noch zu sehr auf den Mini-Games und könnte Simulationsfans zu wenig sein. Entspannte Spieler werden sich jedoch genau wie die junge Zielgruppe mit kindlicher Begeisterung in diesen herrlichen Freizeitpark stürzen, wo es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt

Der Traum Eures eigenen Vergnügungsparks kann ab 14.12.2006 auf den Systemen Xbox, PS2 und PSP beginnen.

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