Rainbow Six: Vegas 2
Vegas, ich komme!
Wer hätte das gedacht: Auf den ersten veröffentlichten Screenshots schien Rainbow Six: Vegas 2 noch eine optische Nullrunde zu werden. Platte Texturen, einfache Umgebungsgrafik und kaum aufgehübschte Charaktere sahen zumindest technisch nach einer eher lieblosen Fortsetzung aus. Doch nach einem ausführlichen Blick auf den Vorab-Code kann ich Entwarnung geben. Die Grafik hat einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht, auch wenn man das erst bei näherem Hinsehen erkennt.
Das Verwunderliche an dieser Vorgehensweise: In der Vergangenheit wurden Screenshots ja vorrangig dazu benutzt, Spieler auf einen Titel "heiß zu machen", mit mehr oder minder unsauberen Tricks. Hier eine zusätzliche Photoshop-Explosion, dort ein retouchierter Schatten und am Ende noch ein wenig zusätzlicher Rauch. Und schon wird ein Titel zur neuen Grafikreferenz – berühmtes Beispiel: Command & Conquer: Tiberium Sun.
Der umgekehrte Fall ist da schon seltener. Unglaublich, aber wahr: Ubisoft hat mit den Bildern von Dächern und Hinterhöfen die mit Abstand ungeschickteste Wahl für ihre ersten Eindrücke getroffen. Schon das Tutorial sah deutlich schicker aus als die grauen Böden, platten Dachverkleidungen und magereren Effekte des Havana-Casinos (siehe Screenshot).
Das Trainingslager ist sogar bombastisch, schließlich werdet Ihr bei Vegas 2 durch eine gewaltige Wetterstation in den Bergen gejagt und nicht wie bei der Konkurrenz durch dröge Sperrholz-Attrappen. Gemeinsam mit einem Kollegen von der Print-Fraktion bekamen wir dort im frischen Coop-Modus – diesmal kann man jederzeit einsteigen – die neuen Befehle, das umfangreiche Erfahrungspunktesystem ACES und die frische Ausrüstung näher gebracht. Neben dem beeindruckenden Bauwerk mit seinem gewaltigen Observatorium, glänzten die angehenden Spezialisten durch deutlich mehr Details und schickere Texturen.
Besonders schön zur Geltung kommen diese Verbesserungen noch vor Beginn der Kampagne, wenn Ihr Euer Aussehen in einem umfangreichen Editor selbst zusammenbastelt. Ob Geschlecht, Größe oder Haarfarbe, mit wenigen Handgriffen kann man einen heroischen Helden oder aber einen deutlich weniger heroischen Klon ins Rennen schicken. In der Tarnkleidung lassen sich zwar die Details anfangs kaum erkennen, aber habt Ihr Euch erst einmal ein paar frische Kleidungsstücke erspielt, gewinnen die Figuren deutlich an Individualität.
Doch vorerst müsst Ihr Euch mit einer recht schwachen Maschinenpistole und der Standardausrüstung zufrieden geben. In einem kurzen Briefing wird die Aufgabe klar definiert: Möglichst ohne Fehler müssen die als Terroristen verkleideten Polizisten aus der Forschungsstation verjagt und die passenden Geiseln befreit werden. Beobachtet von Euren Vorgesetzten sollt Ihr damit Eure Einsatzfähigkeit unter Beweis stellen.
Die ersten Schritte und Schusswechsel zeigen deutlich, dass sich Ubisoft Montreal beim Kern-Gameplay auf keine großen Experimente eingelassen hat. Wie schon im Vorgänger kämpft Ihr Euch von Abschnitt zu Abschnitt, sprengt Türen, räuchert Terror-Nester aus und versucht zu überleben. Es wird immer noch aus der Ego-Perspektive geschossen und von einem Taktik-Modus gibt es abermals keine Spur. Stattdessen wurde das ganze Drumherum deutlich aufgewertet und mit einem komplexen Erfahrungspunkte-System (A.C.E.S.) klar in Richtung Rollenspiel bewegt.
Neue Waffen, Kleidung und Panzerungsteile bekommt man nicht einfach so geschenkt, sondern muss sie sich hart erarbeiten. Durch jede gelungene Aktion erhaltet Ihr eine bestimmte Anzahl von Punkten, die sich in Eurem Charakterlevel widerspiegeln. Einfache Abschüsse sorgen für einen langsameren Aufstieg als Kopftreffer und Nahkampfattacken. Bestimmte Waffen ergattert Ihr zum Beispiel nur, wenn Ihr auch in der entsprechenden Disziplin aktiv seid.