Prince of Persia: Die vergessene Zeit
Komplett anders, aber auch besser?
Wirklich spannend sind aber die neuen Fähigkeiten, die ihr im Laufe des Abenteuers von gefundenen Djinn-Statuen erlernt. So könnt ihr beispielsweise per WiiMote einen magischen Wirbel entfachen, der dem Prinzen erlaubt, höher gelegene Plattformen zu erreichen. Genauso nützlich ist die Möglichkeit, per Pointer-Funktion neue Punkte an kahlen Wänden zu platzieren, so dass sich der Prinz daran festhalten kann.
Dazu könnt ihr Energieplatten aktivieren, die euch helfen, knifflige Passagen zu meistern. Spät im Spiel könnt ihr sogar eine Sphäre erschaffen, die dem Prinzen erlaubt, in der Luft zu schweben, so lässt sich auch manch harter Fall ausbremsen. All diese Fähigkeiten erlauben es euch später, eigene Wege durch die verschachtelten Szenarien auszutüfteln, ihr fühlt euch weniger an die Leine genommen als im großen HD-Bruder.
Eine Zeit-Rückspul-Funktion gibt es hier nicht, dank Djinn-Power wird der Prinz auch nach harten Stürzen wiederbelebt, zu einfach wird das Spiel dadurch aber dennoch nicht. Dazu hat sich Ubisoft augenscheinlich vom Wii-Primus Super Mario Galaxy inspirieren lassen und bietet auch bei Prince of Persia einen nützlichen Koop-Modus. Während ein Spieler den Prinzen steuert, kann der andere per WiiMote Fallen aufhalten oder wichtige Punkte markieren.
Perfekt ist aber auch dieser Prinz nicht: Die automatische Kamera führt euch souverän durch das Abenteuer und zeigt euch stets mal offensichtlich und auch mal subtil, wo der Weg weiter geht. Dabei bleibt sie aber doch immer wieder einmal hinter irgendwelchen Ecken und Kanten hängen, die manuelle Justierung erweist sich dann als etwas zu fummelig. Auch die deutsche Synchro hätte gerne einen Tick besser ausfallen dürfen, gerade der Prinz selbst kann nicht immer vollends überzeugen.
Auch bei den Kämpfen hat Ubisoft immer noch nicht den goldenen Mittelweg gefunden. Ein großes Hindernis sind die Keilereien nicht, aber oft fühlt es sich so an, als hätten die Entwickler sie eingebaut, weil man eben Kämpfe in einem Actionspiel braucht, egal wie sehr der Fokus auf Akrobatik und Klettereien liegt. Vielleicht wäre es tatsächlich clever, mit der Konsequenz zu Werke zu gehen, die die Konami-Entwickler bei Silent Hill: Shattered Memories an den Tag legten – hier wurde erkannt, dass die Kämpfe im Grunde überflüssig sind und das unnötige Element wurde entfernt. Vielleicht würde das auch mancher Inkarnation des Persers gut zu Gesicht stehen...
Der Wii-Prinz bietet genau die Elemente, die wir in der HD-Version so schmerzlich vermisst haben. Prince of Persia: Die Vergessene Zeit spielt sich frisch und durchdacht, wartet mit neuen Ideen auf und nutzt dabei die speziellen Eigenschaften der Wii souverän und spielspaßfördernd aus. Ja, Ubisoft Quebec hat aus der auf den ersten Blick undankbaren Aufgabe, den kleinen Wii-Bruder des großen HD-Prinzen zu programmieren, das Maximum herausgeholt. Zwar hat auch Die vergessene Zeit auf der Wii so ihre kleinen Schönheitsfehler – gelegentlich will die Steuerung nicht ganz so wie ihr wollt und auch der Kameramann hat manchmal seinen eigenen Kopf –, trotzdem kann man den Kanadiern nur gratulieren.
Das Quebec-Team zieht stabil an den Kollegen in Montreal vorbei und liefert auf der Wii den besseren Prinzen ab. Der Nintendo-Perser ist umfangreich, charmant, durchdacht und märchenhaft und zeigt dazu auch mal wieder, dass die Wii auch technisch doch so einiges auf dem Kasten habt. Steht euch der Sinn also nach neuen Akrobatik-Abenteuern, dann lasst hier HD gerne einmal HD sein und seht euch Prince of Persia: Die Vergessene Zeit für die Wii an – so mögen wir unseren Prinzen einfach.
Prince of Persia: Die Vergessene Zeit ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich. In der Erstauflage könnt ihr das Ur-Prince-of-Persia freispielen.