Prince of Persia: Die vergessene Zeit
STIRB!
Man freut sich ja mitunter über die seltsamsten Dinge. Am Wochenende fluchte ich herzhaft, ärgerte mich über meine Ungeschicklichkeit und wünschte irgendwelchen Programmierern, die ich nicht kenne, seltsame und wenig erfreuliche Dinge an den Hals. Außenstehende hätten zwangsläufig zu dem Schluss kommen müssen, dass ich leide. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein und ich weiß auch, dass es gerade hip ist, zumindest verbal auf Ubisoft einzuschlagen. Ich dachte aber zumindest die meiste Zeit, die ich mit einem etwas unsortiertem Build von Prince of Persia: Die vergessene Zeit verbrachte: Danke Jungs, das war genau das, was ich brauchte. Eine gute Tracht Prügel.
Dabei waren es nicht mal die Kämpfe, die mich so richtig fertigmachten. Bei denen bin ich noch zu keinem abschließenden Urteil gekommen, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist es schon cool, durch eine Masse aus fast 50 Skeletten, Oger-artigen Viechern und anderem Kroppzeuch zu hechten, rollen und in alle Richtungen Schläge auszuteilen. Auf der anderen Seite lief es relativ schnell auf die Gewinnertaktik hinaus, einen kleinen Sprung mit One-Hit-Kills auszuführen und so die meiste Zeit in einer kurzen Unverwundbarkeit zu stecken. Während man nämlich diese Moves durchzieht, greifen die restlichen Feinde nur sehr vereinzelt an. Vielleicht haben sie ja Angst, ihren Kompagnon zu treffen. Sandskelette haben immer so viel Mitgefühl.
Den Reiz der Sache will ich aber trotzdem nicht absprechen, da sich die Gemetzel extrem schnell und dynamisch spielen, trotz der genannten Einschränkung. Zwei, drei, vier Minuten, dann ist das Schnetzeln zu Ende, alle Monster zu Sand zerfallen und der Raum tut so, als wäre nie etwas gewesen. Meine Health-Anzeige unterstützte meist diesen Eindruck. Das änderte sich erst, als ich auf Fallen traf. Spikes aus dem Boden, an den Wänden, Zahnräder an Wänden, durch den Raum schwingende Spike-Pendel, Spikerollen auf dem Boden sowie eine Reihe anderes Zeugs schickte mich mit gelassenster Sicherheit ins Nirvana, aus dem ich mich dann, zumindest bis die Magie alle war, per Rückspulfunktion retten konnte. Nur um dann wieder das Timing zu verbeuteln und den Prinzen wie einen nassen Sack ans Pendel genagelt hängen zu lassen.
Ich bin auch selber schuld. Mein Ansatz, noch unter dem Eindruck des 2008er PoPs stehend, locker und flockig heranzugehen, frei nach „wird schon noch ein wenig casual sein, das alles“, stellte sich schnell als Fehler heraus, für den dann der Pixelprinz ein ums andere Mal teuer bezahlen musste. Euer Timing bei den Sprüngen muss fast so präzise sein wie in Two Thrones oder Warrior Within. Und da Prince of Persia: Die vergessene Zeit offenbar nicht nur das Verlangen nach Präzision, sondern auch die Möglichkeit mitbringt, diese zu erreichen, funktioniert das klasse. Die Steuerung sitzt nach kurzer Eingewöhnung genau genug, um auch die oft nötigen Sekundenbruchteilssprünge auszuführen. Das viele Sterben liegt nicht an Mängeln in diesem Bereich. Mehr daran, dass es Sonntag Mittag nach einer langen Nacht war und ich nicht darauf eingestellt war, ein Spiel zu spielen, dass von mir etwas abverlangt. Namentlich Konzentration und Können.
Das Raumdesign spielt an vielen Stellen natürlich auch mit den Kräften über die Elemente, die der Prinz diesmal kontrolliert. Stoppt Wasser, nutzt Luftsprünge und macht mit Feuer, was auch immer man mit Feuer macht. Keine Ahnung, es war in der Preview-Version noch nicht drin. Diese Elemente fügen sich teilweise geschickt ein und verkomplizieren die schon so nicht ganz banalen Sprungfolgen noch weiter.
Nach ein paar Stündchen in verschiedenen Bereichen von Prince of Persia: Die vergessene Zeit sehe ich dem baldigen Release sehr entspannt entgegen. Das große Rätsel bleibt, ob die Story begeistern kann und – wesentlich wichtiger – ob der ganze Weg durch das Spiel all diese klassischen Spielelemente auch wieder so geschickt zu einem schlüssigen Ganzen vereint, wie es in der alten Sands-Trilogie der Fall war. Aber es ist schon beruhigend, dass sie überhaupt da sind, die Basics sich super spielen und Springen auch in final tödlichen Fallen endet, wenn man sich zu ungeschickt anstellt. Sollte das Kampfsystem dann bei ausführlichster Betrachtung noch ein paar Extras offenbaren, wird das hier endlich mal wieder ein richtig guter und erfreulicher Grund, den TV anzuschreien. „OCH NU KOMM SCHON, DU $%**!!$%! DAS HÄTTE DOCH NOCH PASSEN MÜSSEN“. Und gleich noch ein Versuch, weil man tief drin weiß, dass niemand anderes schuld war, außer man selbst.
Prince of Persia: Die vergessene Zeit erscheint am 20. Mai für so ziemlich alles außer Gizmondo. Lediglich die PC-Version folgt erst am 2. Juni. Und es hat nichts mit dem zeitgleich erscheinenden Film The Sands of Time zu tun. Dieses Spiel zum Film zum Spiel erschien bereits vor ein paar Jahren.