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Prince of Persia

Dynamisches Duo

Als Ubisoft in diesem Jahr ein neues Prince of Persia ankündigte, war ich skeptisch. Neuer Stil. Neues Gameplay. Neue Story. Eigentlich ist alles mehr oder weniger neu und geht in eine völlig andere Richtung als die vorangegangene Sands of Time-Trilogie. Mit einem solchen Vorhaben kann man eine Reihe unter Umständen ruinieren. Oder man verpasst ihr neuen Schwung. Sehr zu meiner Freude ist in diesem Fall letzteres eingetroffen.

Optisch bezaubert Prince of Persia im Handumdrehen mit seinen farbenprächtigen Landschaften und den Cel-Shading-Charaktern. Da mag man erst gar nicht glauben, dass dahinter die Anvil-Engine aus Assassin's Creed steckt, die ihrerseits ihren Ursprung im Grafikgrundgerüst von Prince of Persia: The Sands of Time hat. Anhand der weitläufigen Szenerie merkt man dies dem Spiel in vielen Momenten deutlich an, obwohl die Aufmachung sich ganz bewusst unterscheidet. Man wollte einfach vermeiden, "dass sich die Leute ein realistisch anmutendes Spiel betrachten und zu folgendem Schluss kommen: Oh, Assassin's Creed mit einem anderen Charakter".

Ja, die Inszenierung ist gewöhnungsbedürftig. Sie wird nicht jedem gefallen. Vor allem nicht den Grafikfetischisten, die heutzutage immer mehr Details haben wollen. Lässt man sich jedoch darauf ein, versprüht diese im Comic-Stil gehaltene, liebevoll ausgearbeitete Welt ihren ganz eigenen, zauberhaften Charme, dem man nur zu gerne erliegt.

Prince of Persia: Gameplay-Video

Einen weiteren Teil seiner Faszination bezieht Prince of Persia aus den beiden Hauptdarstellern: Einerseits natürlich der Prinz, andererseits Elika. Der Zufall führt beide inmitten der Wüste zusammen, doch so schnell verlieren sie sich nicht mehr aus den Augen. Nachdem Ahriman, der Gott der Dunkelheit, aus seinem Gefängnis befreit wird, überzieht er das Land mit einer Fäulnis und seinen verdorbenen Schergen. Um das Schlimmste zu verhindern, müssen sich Elika und der Prinz zusammenschließen. Noch bleibt Zeit, um Ahriman wieder in sein dunkles Loch zu verbannen.

Bevor das geschehen kann, wollen erstmal allerlei Landstriche von dieser dunklen Fäulnis befreit werden. Prince of Persia setzt hier auf ein offenes Missionssystem und eine mehr oder weniger offene Welt á la Assassin's Creed. Die Reihenfolge, in der man sich um die Zurückdrängung der Dunkelheit kümmert, bleibt alleine dem Spieler überlassen. Wie auch immer man vorgeht, schlussendlich läuft es das vorgegebene Ende hinaus. Einschränkend wirken sich lediglich bestimmte Fähigkeiten aus, die Elika im Spielverlauf erst erlernt. Dazu benötigt sie die so genannten Lichtkegel, die nach der Heilung eines Bereichs auftauchen.

Durch diesen Vorgang verwandelt sich zudem das vormals triste Areal in Echtzeit in eine blühende Oase, in der Blumen aus dem Boden sprießen und Gräser wachsen. Dieser Übergang geht fließend vonstatten und lässt eben jene Lichtkegel überall im gesamten Level verteilt erscheinen. Wer sie einsammeln will, muss klettern, über Abgründe springen, Abhänge hinunterrutschen und allerlei weitere akrobatische Manöver vollführen, bei denen sich insbesondere der Krallenhandschuh des Prinzen, mit dem er etwa an Mauern langsam gen Boden gleitet, als nützliches Werkzeug erweist. Dank der simplen Steuerung wird das niemals zu einem Problem. Zwei Buttons und der linke Stick reichen zur Bewältigung dieser Aufgaben aus.

Ein Postkartenmotiv.

Hat man genügend leuchtende Objekte auf seinem Konto, teleportiert sich das Pärchen zurück zum Tempel, dem Ausgangsort des ganzen Schlamassels. Die dort erlernten magischen Fertigkeiten braucht man nämlich nicht nur, um in bestimmte Bereiche zu kommen. Ohne sie wäre ein Vorankommen gänzlich unmöglich.

An bestimmten Plattformen nutzt Elika ihre, der Übersichtlichkeit wegen in vier Farben (Rot, Grün, Blau, Gelb) aufgeteilten Zauberkünste und fliegt zum Beispiel mit dem Prinzen durch die Lüfte zu einer höheren, ansonsten nicht erreichbaren Ebene. Ebenso wie das jüngste Tomb Raider setzen die Macher von Ubisoft Montreal also keineswegs auf Action am Fließband, sondern rücken den Abenteuer-Part klar in den Vordergrund. Abseits der Kletterei und Rästel stellt sich einem vereinzelt auch mal ein Gegner (und niemals mehrere) in den Weg, dem man mit dem dynamischen Kampfsystem des Spiels wieder zurück zu Ahriman schickt.