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Prinny: Can i really be the Hero?

Hüpfen wie früher

Spielehelden haben meist große, wichtige Motivationen für ihre Abenteuer. Mario will stets seine Prinzessin retten, Sonic muss die Pläne seines Erzfeindes Robotnik vereiteln... Nur bei Nippon Ichis Prinnys sieht die Sache etwas anders aus. Der einzige Grund, warum die Protagonisten sich in die Gefahr stürzen, ist nackte Angst vor ihrer Chefin Etna. Denn wer sich deren Zorn zuzieht, hat nichts zu lachen.

Vor allem eben, wenn er ein Prinny ist. Wer die kleinen, blauen Pinguine mit den Holzbeinen nicht kennt: Prinnys sind die ärmsten Schweine in der Disgaea-Welt. In den notdürftig zusammengeflickten Pinguinkörpern stecken die Seelen von armen Sündern, die ihr Leben nach dem Tod erst mal damit verbringen müssen, den Herren der Unterwelt dienstbar zu sein. Und wenn man bedenkt, dass die keine sonderliche Empathie für ihre Prinnys haben und man als Prinny bei Erschütterungen auch gerne mal einfach explodiert, dann stellt sich schnell die Erkenntnis ein, dass das Prinny-Dasein nicht wirklich erstrebenswert ist.

Das sieht auch Etnas Prinny-Squad so. Aus einer Laune heraus beauftragt die jähzornige Dämonin ihre 1000 Prinnys, das legendäre Ultra-Dessert zu beschaffen. Klappt das nicht, dann heißt es für alle „Kopf ab“. Als Motivation sollte das reichen. Und Motivation ist auch bitter nötig, denn die sechs Welten, in die sich die Prinnys nun stürzen, sind alles andere als ein Zuckerschlecken.

Combos sind natürlich auch mit dabei!

Im Gegensatz zu den üblichen Nippon Ichi Taktik-Schlachten ist das Prinny-Abenteuer ein klassisches 2,5D Jump´n´Run, das sich spielerisch großzügig bei Capcoms Ghosts´n´Goblins-Reihe bedient. Genau wie die Eskapaden von Rittersmann Arthur sind auch die Prinny-Levels knackschwer, und genauso wie Arthur haben auch die Prinnys ein äußerst unflexibles Sprungverhalten.

Und gemeinsam mit dem kniffligen Levelaufbau sorgt genau dieses Sprungverhalten für die richtige Herausforderung. Die Entwickler haben die Manöverpalette bewusst übersichtlich gehalten: Laufen, (Doppel-)Sprung, ein Angriff am Boden und einer aus der Luft, ein Dash und der obligatorische Bodenstampfer – mit diesen Aktionen müssen sich die Prinnys durchschlagen. Die sechs angenehm umfangreichen Levels können frei angewählt werden und – das ist der Clou – verändern sich je nach Tageszeit beträchtlich.

In manchen steigt der Wasserstand, in anderen gibt es mehr Gegner, und auch die Bosse am Ende einer Stage wechseln zeitbedingt. So kann es vorkommen, dass eine zunächst kinderleicht wirkende Stufe zu einem späteren Zeitpunkt plötzlich zur wahren Monsterhölle wird. Ihr habt zwar exakt 1000 Prinny-Leben (mit jeweils drei Hitpoints pro Prinny), aber wenn Ihr die an kniffligen Stellen auf einmal gleich dutzendweise verheizt, dann wird klar, dass die auch nötig sind.

Vor allem die Bosse haben es in sich: Auch wenn Ihr die richtige Taktik ausgeknobelt habt, durch ihre enorm großen Energieleisten sind die Bosskämpfe doch immer wieder eine nervenaufreibende Angelegenheit. Story und Grafik von Prinny mögen da noch so witzig sein, das Spiel richtet sich eindeutig an Jump´n´Run-Könner.

Sehr praktisch: Gehhilfe mit eingebautem Laser.

Aber denen wird das knackige Abenteuer durch die tolle Präsentation ordentlich versüßt. Prinny zeigt erneut eindrucksvoll, wie gut ein zünftiger 2,5D-Hüpfer auf der PSP aussehen kann. Witzig animierte Sprites, detaillierte Hintergründe und ein hübscher, kleiner Tiefeneffekt, wenn der Prinny zum Luftangriff ansetzt, gefallen einfach und halten gemeinsam mit der typisch schrägen Disgaea-Musik die Spieler auch nach dem zehnten verpatzten Sprung noch bei der Stange.

Die witzige Präsentation einmal beiseite, das Prinny-Abenteuer ist eine echte Herausforderung für alle Hardcore-Spieler. In dieser Hinsicht bleibt Nippon Ichi auch trotz Genrewechsel seinem Ruf absolut treu. Wer eine gewisse Frustresistenz mitbringt und auch mit Capcoms Ghosts´n´Goblins-Reihe seinen Spaß hat, der ist auch bei Etnas Prinny-Squad an der richtigen Adresse. Die Mischung aus Humor, herausforderndem Leveldesign und einer exakt darauf abgestimmten Spielbarkeit machen Prinny: Can i really be the Hero? zwar nicht zum großen Hit, aber doch allemal zu einem vergnüglichen Jump´n´Run klassischer Machart.

Prinny: Can i really be the Hero? ist in den USA bereits erhältlich, eine deutsche Version ist nicht angekündigt, aber doch durchaus realistisch.

7 / 10

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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