Pro Evolution Soccer 2008
Rückkehr der Spielfreude
Dadurch sieht Pro Evolution Soccer 2008 in erster Linie runder aus. Ob diese Vorgehensweise auch dazu geführt hat, dass sich die Ballkontrolle verbessert hat, lässt sich schwer beantworten. Tatsache ist: Sie ist es. In PES 6 war einer der Kritikpunkte eine gewisse Trägheit. Zu der eigenen Reaktionszeit gesellte sich noch eine kurze Verzögerung. Das gibt es jetzt nicht mehr.
Die Spieler reagieren sehr direkt. Man läuft dem Ball nicht mehr hinterher, man beherrscht ihn. Führt ihn auf Tastendruck direkt am Fuß, wenn es eng wird. Oder legt ihn sich durch einen kurzen Sprint vor und am Gegner vorbei. Das funktioniert alles super. Fast zu super, denn anstatt das Spiel durch schnelle Pässe aufzubauen, verspürt man diesen starken Drang alles niederzurennen.
Aber das ist natürlich nicht die neue Wunderwaffe. Denn dem Körperkontakt wurde mehr Bedeutung beigemessen. Durch das Sprinten ergibt sich ein gewisser Kontrollverlust, den der Gegner – sobald er Pressing spielt – leicht nutzen kann, um den Ball zurückzugewinnen. Aber auch im normalen Vorwärtsgang kann nicht mehr so einfach 'schräg vorbeigelaufen' werden. Keine Sorge, der ballführende Spieler landet nicht gleich beim leichtesten Rempler auf dem Rasen. Er weiß sich schon zu wehren.
Außerdem – und das klingt ein wenig seltsam – spürt man, wie sich die beiden Akteure beharken. Das visuelle Feedback ist so gut, dass man es gedanklich auf's Joypad überträgt. Eine echte Meisterleistung.
Allgemein lässt sich sagen, dass in Pro Evolution Soccer 2008 defintiv mehr gelaufen wird. Wie viel mehr, hängt vom Schwierigkeitsgrad ab bzw. vom Können des menschlichen Gegenübers. Wenn das auch in der Verteidigung steigt, wird man eher einen Pass spielen, als einen Ballverlust durch ein Dribbling zu riskieren. Einsteiger kommen so vermutlich durch das verbesserte Laufspiel schneller zu Erfolgen, ohne dass Profis die Tiefe fehlen würde.
Was außerdem auffällig ist: Pro Evolution Soccer 2008 ist wahnsinnig flink. Schwer zu beschreiben. Wie wenn man ein Fußballspiel aufzeichnet und dann 15% schneller ablaufen lasst. Fast schon so, als wäre es absichtlich überzeichnet.
Die ungeheure Wucht, mit der fast alle Kicker den Ball Richtung Tor zimmern, befindet sich gerade noch im Rahmen. Aber auch sie geben ein eindeutiges Signal: Volle Kanne. Das ist die Devise beim jüngsten Ableger der Serie.
Das gilt auch für die Strafraumszenen. Die sind noch spektakulärer als in der Vergangenheit, was aber zum Teil an der Tapsigkeit des Torhüters liegt. Ja, er hat seine Momente. Manchmal lässt er selbst den jungen Kahn alt aussehen. Dann wiederum lässt er Bälle unmotiviert nach Vorne abklatschen – eine Einladung für Abstauber. Darüber hinaus hat er gelegentlich Probleme mit direkt auf den Mann platzierten Fernschüssen. Ab und zu bugsiert er sie etwas ungelenk ... ins Tor. Das ist nicht unrealistisch, sondern sieht im Kontext des übrigen Bilderbuch-Fußballs nur ein wenig albern aus. Schwamm drüber.