Project Tower ist kein Returnal für Arme – das ist allerdings keine gute Nachricht
Eher "Refundal"?
Zugegeben: Ich war nach den ersten Trailern und Bildern bereits skeptisch. Nach so richtig cooler Arcade-Action sah Project Tower jedenfalls ebenso wenig aus wie nach einem stimmungsvollen Abenteuer. Nur weiß ich natürlich auch, dass der erste Eindruck täuschen kann, und habe deshalb einen kurzen Blick auf das Anfang der Woche auf Steam und PlayStation 5 veröffentlichte Spiel geworfen.
Nicht zuletzt war ich schon deshalb neugierig, weil Project Tower recht stark an Returnal beziehungsweise dessen exzellente Erweiterung Tower of Sisyphus erinnert. Immerhin kämpft man sich auch hier auf mehreren Ebenen per Schulterblick durch verschiedene Herausforderungen, zu denen unter anderem Duelle gegen große Bosse zählen. Kleine Rätsel ergänzen die Aufgaben und immer wieder stößt das Alter Ego auf Kreaturen verschiedener Größe.
Ein interessanter Kniff könnten diese Kreaturen deshalb sein, weil sie nicht nur als Zielscheibe dienen, sondern man sich auch in sie verwandeln kann – eine Fähigkeit, die allen Menschen verliehen wird, die sich an den Herausforderungen der intergalaktischen Eroberer namens Hiks versuchen. Immerhin haben Letztere die Erde über- sowie die Menschen gefangengenommen und schicken die Insassen des irdischen Knasts durch diesen Spießrutenlauf, um mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen eine noch stärkere Armee aufzubauen.
Sagen wir’s mal so: Ein packender Sci-Fi-Thriller entspinnt sich anfangs schon mal nicht. Und ich wollte ja ohnehin auf den spielerischen Kniff des Verwandelns hinaus – der nur gar nicht jederzeit zur Verfügung steht, sondern immer nur dort, wo man sich in das eine dafür vorgesehene Wesen verwandeln kann, um das jeweils nächste Areal zu erreichen. Das hat sich ehrlich gesagt mehr nach Wandersimulator angefühlt, der Project Tower aber nicht sein will, weshalb ich das in diesem Kontext unter „verschenkt“ abhake.
Und wenn’s nur das wäre… Man kann ja nicht einmal die Bildschirm-Auflösung einstellen, detaillierte Grafikeinstellungen abseits von Ultra, Hoch, Mittel und so weiter gibt es ebenso wenig – dieser oberflächliche Eindruck zieht sich durch alles, was ich bisher gesehen habe.
Ausgerechnet das Ballern ist ja ein furchtbar rudimentäres Tontaubenschießen, von gutem Trefferfeedback kann weder bei Freund noch bei Feind die Rede sein und die Bosskämpfe (zweieinhalb habe ich bisher gesehen) sind furchtbar langweilige Zielübungen ohne auch nur im Geringsten die packende Dynamik eines Returnal oder auch technisch kleinerer Kaliber zu erreichen. Die Gegner stehen ja fast nur am Fleck und verschießen Kugeldinge – ne, das funktioniert einfach nicht.
In Puzzles fehlt hingegen mitunter die ganze Übersicht, weshalb mein Gefangener mehrmals in den Tod gestürzt ist. Dabei mochte ich die Idee, dass man in einem der Level zwischen zwei Welten hin und her schalten kann, die topografisch so verschieden aufgebaut sind, dass man erst mal einen Weg hindurch finden muss. Leider war dieses eigentlichen Knobeln aber nicht der Rede wert. Stattdessen ist es teiweilse unnötig schwer zu erkennen, wohin genau man vor dem Wechsel in die andere Dimension springen muss.
Anderswo waren Wall-Runs angesagt, bei denen ich von der Wand abgerutscht bin, obwohl sowohl der Sprung davor als auch das Laufen eigentlich richtig getimt waren. Ich glaube, ich hatte lediglich die Kamera nicht exakt richtig "gehalten".
Abgesehen davon stellen die innerhalb eines Levels überall gleich aussehenden Kulissen nicht einmal gehobene Indie-Gelüste zufrieden. Wobei… Das stimmt nicht ganz. Es gibt immer wieder überraschend stimmungsvolle Momente. Riesige Statuen im Sonnenuntergang etwa oder gigantische Köpfe, die in den Level hineinragen.
Würde sich abzeichnen, dass Project Tower daraus etwas erzählerisch Interessantes macht, wäre ich vielleicht am Ball geblieben. Das sehe ich aber derzeit nicht und manchmal muss man nach dermaßen drögen Anfängen auch einen harten Cut machen. So sehr mir das für das gerade mal vierköpfige Entwicklerteam leid tut, aber ich sehe derzeit nicht, dass selbst hartnäckige Shooter- oder gar Returnal-Fans hiermit wirklich glücklich werden.
Ein abschließendes Wort noch zum Steam Deck: Project Tower wurde für Valves Handheld verifziert und läuft darauf tatsächlich einwandfrei mit 60 Bildern pro Sekunde, so weit ich das nach einem kurzen Blick sagen kann. Leider werden die Spielstände allerdings nicht zwischen PC und Deck synchronisiert, sodass man sich entscheiden müsste, auf welcher Plattform man exklusiv spielen will.