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Prototype 2 - Test

Der richtige Weg, um ein Monster zu bekämpfen, ist so einfach wie offensichtlich: Werdet selbst zu einem.

Hierbei kommt auch ein weiterer motivierender Faktor zum Tragen. Was auch immer ihr in Prototype 2 tut, ihr werdet in irgendeiner Form belohnt. Nehmen wir einmal die Einsätze als Beispiel. Wenn ihr eine Nebenmission erfüllt, erhaltet ihr am Ende garantiert eine neue Mutation für Heller - insgesamt gibt es 33 davon, wobei diese jedoch nur zum Teil durch die optionalen Blacknet-Aufträge erlangt werden. Den Rest erhaltet ihr durch das Aufspüren von Sammelobjekten. Klingt nach einer eher langwierigen Aufgabe, ist es aber in Wahrheit nicht. Standorte von Blackboxen, Feldagenten und Unterschlüpfen werden grob auf der Übersichtskarte angezeigt, ihr seht ihre ungefähre Position. Ihr müsst euch nur in die Nähe begeben und schon habt ihr keine Probleme, das alles relativ schnell zu finden. Ihr seid also im Gegensatz zu vergleichbaren Open-World-Titeln nicht Ewigkeiten damit beschäftigt, dieses ganze Zeug zu finden. Wirklich lobenswert.

Ebenso gibt es diverse Belohnungen innerhalb der Missionen selbst. Gewisse NPCs oder Kreaturen können von Heller absorbiert werden, wodurch er gewissermaßen ihre komplette DNA "verspeist", um eure grundsätzlichen Fähigkeiten in mehreren Stufen zu verbessern, etwa die Klauen, die Biobombe und dergleichen. Die Mutationen teilen sich unterdessen in fünf Bereiche auf - darunter Offensiv oder Defensiv - und ihr könnt mit jedem Mutationspunkt, den ihr euch verdient, selbst entscheiden, was ihr davon freischalten wollt. Manches steht zwar erst später zur Verfügung, aber ihr habt meist die Wahl und nehmt dann das, was ihr in dem Moment am ehesten gebrauchen könntet. Und wenn ihr wirklich alle 33 Mutationen bekommt, schaltet ihr am Ende sowieso alles frei. Jedenfalls steckt ihr dann unter anderem 25 Prozent weniger Schaden durch Gegner ein, erhöht eure maximale Geschwindigkeit um ganze 50 Prozent oder steigert die Reichweite des schwarzen Lochs um 25 Prozent.

Prototype 2 - Collector's-Edition-Trailer

Und es bieten sich noch mehr Möglichkeiten Heller zu verbessern. Da wären nämlich noch die Erfahrungspunkte. Mit jedem neuen Level steigert ihr die Gesundheit, verbessert die Regeneration oder schaltet Finisher frei, mit denen ihr dann beispielsweise kurzerhand den Geschützturm eines Panzers abreißt und mit diesem das Fahrzeug dann wie ein Spielzeug in Stücke schlagt. Diese Erfahrungspunkte erhaltet ihr einerseits für das Erledigen von Missionen, dann gibt es auch hier bestimmte Gegner, die euch zusätzliche XP bescheren, wenn ihr sie absorbieren solltet, sowie Sonderziele für praktisch jeden Einsatz, für die ebenfalls ein stattlicher Bonus winkt.

Diese optionalen Aufgabenstellungen sorgen wiederum für ein gewisses Maß an Abwechslung. Eine könnte etwa lauten, in einer Basis einen Commander zu absorbieren - wodurch dessen Aussehen und Erinnerungen übernommen werden -, ohne dabei den Alarm auszulösen. Manchmal braucht ihr auch einen Soldaten oder Wissenschaftler, um Zugang zu bestimmten Bereichen zu erhalten. Das ist nicht immer ganz unkompliziert, denn ihr könnt niemanden still und heimlich absorbieren, der gerade von einem Kollegen beobachtet wird. Ist auch irgendwie logisch. Also wartet ihr entweder auf den passenden Augenblick, wenn der Kollege etwa durch die Gegend marschiert und kurz hinter einem Objekt verschwindet, oder sorgt für Ablenkung, wenn sich niemand von ihnen von der Stelle bewegt. Zum Beispiel durch die Biobombe. Ihr könnt ein ebenfalls unbeobachtetes Opfer im Hintergrund unbemerkt infizieren und einige Sekunden später löst er sich in Matsch auf und zieht noch einige Kameraden mit ins Verderben. Schon stiftet ihr Unruhe, ohne selbst entdeckt zu werden, und könnt womöglich in einem geeigneten Augenblick zuschlagen.

Prototype 2 - Waffen-Trailer

Andererseits könntet ihr natürlich auch einfach die Klingen ausfahren und alles erledigen, was Beine hat. Wurde Alarm ausgelöst, dürft ihr euch das Zielobjekt auch einfach schnappen und absorbieren, ohne auf irgendwas achten zu müssen. Wie gesagt, ihr könntet das tun. In dem Fall würden euch aber oftmals wertvolle Erfahrungspunkte durch das Erfüllen dieser Bonusziele entgehen, denn unnütz sind die Fähigkeiten, die ihr beim Stufenaufstieg bekommt, ganz und gar nicht. Insofern lohnt es sich, diese auch zu erledigen, wenn ihr am Ende einen hochgezüchteten Heller haben wollt.

Durch diese vielfältigen Optionen, seinen Charakter zu verbessern, hat man auch ständig das Gefühl einer echten und permanenten Weiterentwicklung. Es vergeht keine halbe Stunde, in der ihr nicht irgendeine eurer Fähigkeiten ausbaut. Im Zusammenspiel mit diesem hervorragenden Gameplay und dem mehr als befriedigenden Gefühl, das die Kämpfe hinterlassen, ist das ein ungemein motivierender Faktor in Prototype 2.

Auf der technischen Seite gibt es kaum etwas zu meckern. Für ein Open-World-Spiel sieht Prototype 2 sehr ansehnlich aus und das Geschehen läuft stets flüssig über euren Bildschirm. Die Animationen sind fein und geschmeidig, die Texturen gut, lediglich die Explosions- und Feuereffekte hat man in anderen Spielen schon mal in besserer, spektakulärerer Form gesehen. Und auch ein ganz leichtes Tearing zeigte sich vereinzelt in der getesteten Xbox-360-Version, aber nicht in wirklich auffällig störender Art und Weise.

"Man fühlt sich wie eine Mischung aus Superman und Wolverine, nur auf brutalere Art."

Prototype 2 - Live-Action-Trailer

Bleibt noch die Frage nach der Spielzeit. Open-World-Spiel klingt ja eigentlich nach viel Umfang, aber wenn ihr alle Story- und Nebenmissionen erledigt, dürftet ihr vielleicht auf elf bis 13 Stunden kommen, bis zu 16 können es werden, wenn ihr alle Sammelobjekte aufspüren wollt. Einen Multiplayer-Modus gibt es in Prototype 2 nicht, den braucht das Spiel aber auch nicht unbedingt.

Für meinen Geschmack war es jedenfalls genau die richtige Länge. In den ganzen Stunden gab es praktisch keinen Leerlauf, es war immer etwas zu tun und die motivierenden Belohnungen sorgen dafür, dass man die vom Spiel gebotenen Chancen und Bonusziele auch aktiv verfolgt, anstatt sie zu ignorieren. In puncto Gameplay und Präsentation fährt Entwickler Radical einiges auf - die Spielbarkeit der Hauptfigur ist geradezu vorbildlich. Man fühlt sich wie eine Mischung aus Superman und Wolverine, nur auf brutalere Art. Und dennoch kann ich stets nachempfinden, warum Heller so handelt. Man spürt seine Wut auf Blackwatch und Gentek regelrecht mit jedem in seine Einzelteile zerlegten Feind, es ist sein ganz persönlicher Rachefeldzug in dieser vom Blacklight-Virus zerrütteten Metropole. Die Story ist auch deswegen so interessant und spannend, weil sich die Motive erst nach und nach enthüllen, lediglich die mangelnde Variation der Einsatzziele hinterlässt einen schwarzen Fleck auf der ansonsten weißen Weste.

Sollte man das in einem etwaigen dritten Teil ändern und den Spieler vielleicht noch mit der einen oder anderen Entscheidung und daraus resultierenden Konsequenzen konfrontieren, wäre das eine für mich sehr willkommene Entwicklung und irgendwie auch der nächste logische Schritt. Aber auch so ist Prototype 2 bereits ein wirklich hervorragendes, erwachsenes und blutiges Actionspiel.

9 / 10

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Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Prototype 2

PS3, Xbox 360, PC

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