Prototype 2
Töte Alex Mercer!
Prototype war an manchen Stellen richtig hässlich. Obwohl spielerisch interessant, versprühte das indizierte Superhelden-Gemetzel immer wieder Xbox-1-Feeling. Vor allem die viel zu simplen Gebäude und die minderwertige Beleuchtung verhagelten den Grafik-Eindruck des Open-World-Spiels. Da ist es eigentlich keine gute Nachricht, dass der zweite Teil auf die gleiche Engine setzt. Doch Prototype 2 zeigt erneut, dass manchmal ein paar frische Effekte genügen, um einem Spiel einen komplett neuen Look zu verpassen. Mein Paradebeispiel ist immer noch der Sprung von Ghost Recon Advanced Warfighter 1 zu 2. Unglaublich, welchen Unterschied Staub, Regen, herumfliegende Blätter und ein anderes Licht etwa damals bei Ubisofts Titel ausmachten.
Bei Protoytpe 2 sind es Tiefenunschärfe, eine dynamische Beleuchtung und deutlich mehr Details. Das Spiel sieht richtig gut aus, wie man auf den Screenshots unschwer erkennen kann. Und auch spielerisch möchte Radical Entertainment einen Schritt nach vorne machen. Weniger, aber bedeutendere Fähigkeiten, mehr Abwechslung und eine dichtere Story. Ein Konzept, das aufgehen könnte, auch wenn die zugrundeliegende Gameplay-Mechanik kaum angerührt wurde.
Noch immer seid ihr eine genetisch veränderte Killermaschine, die Gegner assimiliert, Panzer wie Spielzeug durch die Gegend schleudert, von Hochhaus zu Hochhaus springt und sich recht wenig um unbeteiligte Zivilisten kümmert. Doch ihr seid nicht mehr Alex Mercer, der Held des ersten Teils. Euer Name ist James Heller, ein ehemaliger Soldat, der nach dem Tod seiner Familie ein Selbstmordkommando annimmt.
Er soll zusammen mit einem kleinen Spezialteam Alex Mercer erledigen. Doch gegen das mutierte Monster hat er nicht den Hauch einer Chance. Der Protagonist der Vorgängers löscht das gesamte Team aus und infiziert Heller. Doch anstatt sich in einen dümmlichen Mutanten zu verwandeln, wird er zu Mercers gefährlichstem Gegner. Sein Spiegelbild, das nun alles daran setzt, seinen Schöpfer zu töten.
Doch nicht nur der Protagonist, sondern auch New York hat sich verändert. So sehr, dass es einen neuen Namen bekam: New York Zero. Es wurden drei feste Zonen etabliert, die von den Black-Watch-Soldaten kontrolliert werden. Im grünen Areal ist noch alles beim Alten, hier geht das Leben relativ normal weiter. In der gelben Zone hat sich die Armee eingenistet und dort tausende Flüchtlinge in Camps untergebracht.
Hier herrschen Verzweiflung und eine eiserne Hand. Manhattan selbst ist dagegen komplett durch den Super-Virus infiziert. In der roten Zone laufen Mutanten frei herum, die Gebäude sind zum Teil zerstört und immer wieder gibt es neue Ausbrüche. Hier hat es sogar Heller schwer, unbeschadet die Stadt zu durchqueren.
Neu ist außerdem die Art und Weise, wie Nebenmissionen gehandhabt werden. Neben der Hauptstory, die sich relativ linear durch die Kampagne zieht, könnt ihr durch das Konsumieren von Passanten und Armeeangehörigen Missionen freischalten, die euch mehr über die Hintergrundgeschichte erzählen und das Upgraden eurer Fähigkeiten erleichtern. Um die Zusammenhänge und die neuen Gameplay-Mechaniken zu illustrieren, führten uns die Entwickler ein paar Missionen vor.
Im ersten Auftrag muss Heller einen Wissenschaftler konsumieren, der einen seiner neuen Gegner untersucht, einen toten Juggernaut. Dieser hat sich in ein Wohngebiet der grünen Zone geschleppt und ist dort gestorben. Gemeinsam mit einer Einheit Black-Watch-Soldaten sichern die Forscher das verseuchte Gebiet. Doch was nach einem humanitären Einsatz aussieht, verwandelt sich schnell in ein Blutbad. Die Soldaten wollen nicht die Zivilisten schützen, sondern Waffenmaterial sammeln. Neugierige Passanten, die sich zu nahe heranwagen, werden ohne Warnung mit Sturmgewehren niedergemäht. Unschuldig ist hier wirklich niemand, Heller kann beim Einsatz also voll aufdrehen.