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PS+ im Januar 2018: Die Gratis-Spiele

Die Mensch-Maschine lebt.

Neues Jahr, neue Reihe an Spiele für Abonnenten von PlayStation Plus. Wie schon letzten Monat gibt es auch im Januar ein klares Highlight mit RPG-Einschlag in einer allgemein recht breit gestreuten Auswahl an Spielen. Unter anderem einen sehr passablen VR-Titel, der mit der Aufnahme in den PS-Plus-Katalog endlich das breite Publikum bekommen könnte, das er braucht. Schön auch, dass Adventure-Fans mal wieder auf ihre Kosten kommen.


Deus Ex: Mankind Divided (PS4)

Mir ist nicht so ganz klar, wieso das hier aus kommerzieller Sicht so schiefgelaufen ist, dass einem eine Weile Angst und Bange um das Franchise werden musste. Am Spiel selbst liegt es eigentlich nicht, das macht alles, was der Vorgänger machte, nur in deutlich schöner. Sicher, am Ende lief ihnen wohl die Zeit davon, was man in erster Linie daran sah, dass das Finale früher kam und vorbei war, als man meinte und dann noch einige Antworten einem Nachfolger überließ, dessen Schicksal jetzt in den Sternen steht. Das Spiel selbst aber: eine bildhübsche und gut erzählte Weiterführung einer der Markenwiederbelebungen, die den großen Publisher wieder ihre alten Klassiker ins Gedächtnis riefen.

Die Handlung treibt den Gedanken an eine schön-schrecklich augmentierte Zukunft voran, invertiert dabei aber das Klassengefüge, das sich im Erstling andeutete. Es sind nicht mehr die Reichen und Mächtigen, die sich bionisch verbessern lassen. Nachdem einige von ihnen aufgrund von ... Problemen mit ihren Implantaten Amok liefen, stehen Augmentierte nun am unteren Ende der Hackordnung, werden gefürchtet und verabscheut, was wiederum zur "mechanischen Apartheid" führte. Ein nicht ganz glücklich gewählter Begriff, zugegebenermaßen, wenn man bedenkt, dass von den Augmentierten im Universum von Mankind Divided eine sehr reale Gefahr ausgeht. Im Allgemeinen verkauft das Spiel seinen Gedanken vom Aufstand einer gewaltsam untergebutterten Klasse aber ordentlich und stellt einige Fragen, die eine Weile umtreiben können.

Es sind vor allem das Szenario, das seine Zukunft mit einigem Wiedererkennungswert vor euch ausrollt, und die Möglichkeiten, die seine Schauplätze für jeden Spielstil bieten, die überzeugen. Um es als Alles-umlegender-Quasi-Terminator zu spielen und sich richtig gut dabei zu fühlen, gelangen zwar auch die Bewegungen und das Gunplay dieses Deus Ex' noch nicht elegant und dynamisch genug. Aber man kommt nicht umhin, das fein verzahnte und bis unters Dach detailgefüllte Design der Umgebungen schwer zu schätzen. In dieser nachtschwarzen Dystopie zu versinken, das fällt nicht schwer, man muss sich ihr nicht einmal hingeben. Sie absorbiert einen ganz von selbst.

Sicher, wer noch Dishonored 2 samt DLC und Prey auf dem Pile of Shame liegen hat, sollte erstmal die erledigen, bevor er sich an das hier heranmacht. Aber der nächste lange, einsame Samstagabend, an dem man nichts lieber tun möchte, als sich in eine finstere, melancholische "Immersive Sim" dieses Kalibers einzuwickeln und erst wieder von ihr abzulassen, wenn einem das Gemütlichkeitsgetränk seiner Wahl ausgeht, kommt bestimmt. Gut, wenn Deus Ex: Mankind Divided dann schon auf eurer Platte schlummert und auf euch wartet.


Batman: The Telltale Series (PS4)

Ich verstehe, wenn man mit den Jahren ein wenig die Geduld mit Telltale verlor. Seit 2012 wuppten die Kalifornier auf dem Rücken einer seinerzeit bereits überalterten Technik viel zu viele Projekte und bekamen es so beinahe hin, dass sich grundverschiedene Franchises irgendwann fast austauschbar anfühlten. Dann die Veröffentlichungsrhythmen der einzelnen Episoden, auf die man sich selten verlassen oder einstellen konnte und die andauernden technischen Probleme - es tut mir leid für jeden, der letztes Jahr seinen Job beim Adventure-Hersteller verlor, aber man konnte Studio und Spiele unter der massiven Arbeitslast knacken und knarzen hören. Gut, dass man sich jetzt wieder aufs Wesentliche konzentrieren will.

Das grundlegende Konzept sich mit den Spielerentscheidungen biegenden und dehnenden Erzählungen ist nämlich immer noch ein sehr valides Mittel, auf PCs und Konsolen gut geschriebene Geschichten an die User zu bringen. Gerade, wenn sie sich künftig Freiheiten nehmen wie die erste Batman-Staffel, die eine faszinierende neue Perspektive auf gewisse, nicht ganz unwichtige Nebenfiguren gewährte. Selten haben Autoren den Dunklen Ritter, beziehungsweise seinen Background auf derart kreative, aber subtile Weise zu einem so interessanten Zerrbild verdreht. Dass Telltale hier ansonsten auf die bekannten Tricks setzt, dürfte Fans der Fledermaus da nur wenig stören.

In jedem Fall eine der besseren und spielenswerten Reihen der jüngeren Telltale-Geschichte. Und eine Erinnerung daran, warum dieses talentierte Studio überhaupt erst in die Position kam, sich mit attraktiven Lizenzen nur so eindecken zu können. Wer dieser Spielform gegenüber noch nicht komplett ausgebrannt ist, sollte ihm eine Chance geben.


Starblood Arena (PS4, PSVR)

Starblood Arenas einziges echtes Problem zum Start war eines, das viele VR-Spiele haben: Dem "nativen" Mehrspielertitel fehlte es schlicht an mehr Spielern. Ich bin selbst nicht sicher, weshalb so viele Virtual-Reality-Titel mehr oder weniger komplett auf Multiplayer setzen und sich so bereitwillig um eine naturgemäß noch vergleichsweise überschaubare Nutzergruppe schlagen. Hier müssen per se einige Spiele auf der Strecke bleiben. Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass Titel wie dieser oder das sehr feine Rigs durch PS Plus endlich ein paar neue User bekommen.

Starblood Arena ließe sich wohl am besten als eine zeitgemäße Version von Forsaken - falls den Acclaim-Titel noch jemand kennt - beschreiben. Eine Referenz, die vielleicht mehr Leute zuzuordnen in der Lage sind, wäre Descent. In Rundum-Bewegungsfreiheit jagen sich mehrere Spieler in Raumschiffen durch verwinkelte und komplett frei befliegbare Future-Arenen. Diverse Modi variieren, wie man gewinnt. Abschüsse sind aber stets prominente Komponente dieses Sci-Fi-Wettstreits.

Die Optik gefällt mit einer guten Portion Wiedererkennungswert, spielt man alleine, lässt die sogar KI durchblicken, dass mit ihr auch eine ordentliche Kampagne möglich gewesen wäre. Klar, 'nen starken Magen braucht's trotz des stets sichtbaren Cockpits schon, gerade wenn man sich auf der Höhenachse auf und ab bewegt. Aber den braucht ein echter Pilot auch. Besitzer der VR-Brille sollten dem hier zeitnah eine Chance geben, um schnell Mitspieler zu finden. Mich würde nicht wundern, wenn der eine oder andere diesem hier auch ein bisschen länger die Treue hielte.

Schön zu sehen, dass sich die Investition in PS VR auch in Sachen Spielen mehr und mehr amortisiert.


Uncanny Valley (PS4, PS Vita)

Uncanny Valley erinnert schwer an Lone Survivor, das 2012 als "2D Silent Hill" fast frenetisch gefeiert wurde. Auch Uncanny Valley hat einen durchaus gewinnenden Look und gruseliges bis panikerzeugendes "Verstecken-oder-wegrennen"-Gameplay mit einer guten Prise Point-and-Click-Adventure und durchaus Ambitionen in der Erzählung, die sich anhand eurer Entscheidungen spürbar verändert. Problem: Es spielt sich nicht ganz so gut wie Jasper Byrnes Survival-Horror-Solo von vor fünf Jahren, was in erster Linie an einer alles durchziehenden Trägheit liegt. Die passt zwar zur mysteriösen Stimmung, fördert letzten Endes aber nicht zwangsläufig den Spielspaß.

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Am Ende ist es die gut konstruierte, verzweigte Geschichte, die dafür sorgt, dass man das hier bis zum Ende durchzieht. Kein kompletter Knock-out also, aber ein Spiel, das den einen oder anderen besonders als neues Futter für die Vita positiv überraschen könnte. Entwickler Cowardly Creations sollte man im Auge behalten.


Psycho-Pass: Mandatory Happiness (PS Vita)

Schon letzten Monat gab's mit PlayStation Plus eine Visual Novel für die Vita. Xblaze Lost: Memories beschäftigte Leseratten mit Handheld unterwegs. Diesmal wird's sogar ein bisschen prominenter, den Mandatory Happiness ist ein Ableger des populären dystopischen Animes Psycho-Pass. Im Grunde eine Geschichte in Richtung Minority Report: Ist es in Ordnung, Leute zu verurteilen, bevor sie zu Tätern werden? In diesem zukünftigen Japan wird eine Technik eingeführt, die das Gewaltpotenzial eines Menschen überwacht. Bei überschrittenen Schwellenwerten schreitet das Gesetz ein und zieht den Gewaltbereiten aus dem Verkehr, bevor er eine Tat begehen kann.

Mandatory Happiness kommt in der Präsentation ein wenig hüftsteif daher, wenngleich das Artwork durchaus gefällt und eure Entscheidungen sich spürbar auf den Verlauf auswirken. Auch sterben kann euer Hauptcharakter, was eine nicht zu verachtende Grundspannung unter das Prozedere legt. Eine Schwäche für das Genre muss man aber schon haben und an Virtue's Last Reward kommt's nicht ran. Aber was tut das schon?


Sacred 3 (PS3)

Die "3" im Titel empfanden seinerzeit viele - unser Martin eingeschlossen - als eine Mogelpackung, denn mit den heißgeliebten Vorgängern hat der dritte Teil, den PS-Plus-User auf PS3 spielen können, eher wenig zu tun. Das hier schielte noch stärker als die Teile davor in Richtung Arcade und die technische Umsetzung auf die Konsolen ließ zu wünschen übrig. Das muss man nicht mögen. Aber - und bitte nicht schlagen - heute wirkt das Spiel fast schon wie eine trotzige Gegenbewegung zum etwas nervigen Trend, in wirklich jedes Spiel Loot reinzustopfen, bis es einem zu den Ohren rauskommt. Hier dagegen gibt's einfach keines, was für ein Spiel mit dieser Historie entweder lebensmüde oder geradezu visionär war.

Ich gebe trotzdem zu: Es gibt in dieser und vergleichbaren Richtungen so einiges Besseres als Sacred 3. Trotzdem spielt es sich auch in seiner Eintönigkeit noch passabel und als später PS3-Titel ist seine Anwesenheit ohnehin willkommen. Zum Sacred-3-Test von Martin geht es hier entlang.


Book of Unwritten Tales 2 (PS3)

Mehr Spaß haben PS3-getreue Spieler dagegen mit dem Point-and-Click-Abenteuer Book of Unwritten Tales 2. Das setzt mit sechs Jahren Abstand zum Vorgänger und nach einem Vieh-Spin-off die Geschichte des Gnoms Wilbur fort. Die Geschichte beginnt stark, streckt sich in der Mitte ein wenig zu sehr - altes Adventure-Problem -, um dann aber doch die Kurve zu bekommen. Der Humor passt mit wenigen Ausnahmen und der herzige Remix lieb gewonnener Fantasy-Klischees kommt zu einem erinnerungswürdigen Weltendesign zusammen. Klar, das hier ist nichts, was die Altvorderen von Lucas Arts beerben würde. Dafür ist es ihnen zu ergeben. Aber es zeigt, wie viel Leben noch in dieser Spielart steckt, wenn man sie nur zeitgemäß und mit guten Sprechern inszeniert. Details entnehmt ihr unserem Test zu Book of Unwritten Tales 2


Und sonst?

Weiterhin gibt Sony sein Smartphone-befeuertes Playlink-Gesellschaftsspiel "That's You" auch im Januar noch kostenlos aus. Klingt das nach was für euch, entnehmt ihr mehr dazu Markus' Erfahrungsbericht.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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