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PUBG: Playerunknown's Battlegrounds (PC) - Test

Das größte Spiel der Welt.

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Zugleich zugänglich und mit endlos Spieltiefe gesegnet, ist dieses Spiel kleiner Niederlagen und großer Triumphe nicht umsonst ein Phänomen.

Da wären wir wieder bei der Diskussion über das nicht existente "perfekte Spiel". Auch PUBG hat so seine Problemchen und über 17 Hz Server-Tickrate und schwache Performance auf allen Rechnern unterhalb dessen, was man aktuell Mittelklasse nennt, kann man sich nicht ausschweigen. Es sind weiterhin Probleme, die Playerunknown's Battlegrounds plagen. Das eine weniger, das andere, gerade angesichts der großen Verbreitung dieses Spiels, deutlich mehr. Ich bin trotzdem ziemlich sicher, dass ich mit keinem Spiel in diesem Jahr mehr Spaß hatte als hiermit. In einem Gaming-Jahrgang, der ganz allgemein und insbesondere in Sachen Nintendo als einer der stärksten überhaupt in die Geschichte eingehen dürfte, will das schon etwas heißen.

Es wundert nicht, dass der Hype den wenigen, die er bisher nicht zu packen bekam, etwas befremdlich erscheint. Es ist ein sehr einfach gestricktes Spiel. 100 Leute springen solo oder in Teams über einer von zwei Inseln aus einem Flugzeug, sammeln nach ihrer Fallschirmlandung Waffen und Ausrüstung und machen Jagd aufeinander. Treibendes Element: Der Bereich, in dem man sich aufhalten kann, schrumpft unentwegt und peitscht die Spieler so auf immer engerem Raum zusammen. Wer als Letztes noch steht, hat gewonnen. Es ist ein simples Konzept und schon gar nicht neu. Playerunknown's Mods für DayZ und Arma 3 existieren schon ewig, Sony bastelte er für H1Z1 den immer noch populären King-of-the-Kill-Modus. Aber so gut wie hier wurde dieses Prinzip noch nie umgesetzt.

Man merkt, dass die neue Karte, Miramar, von Grund auf mit den neuen Möglichkeiten - Klettern zum Beispiel - und den Spielgewohnheiten der User im Hinterkopf entworfen wurde.

Den knapp 26 Millionen, die es spielen, ist es hingegen gar kein Rätsel, warum sie PUBG so verfallen sind. Der Gedanke, als letzter von 100 Spielern noch am Leben zu sein, ist ein wahnsinnig reizvoller Ansatz. Auch ohne, dass es abseits von Leaderboard-Platzierungen, dem Zorn des überrumpelten Gegners oder Punkten, um Kisten mit kosmetischen Items freizuschalten, eine wirkliche Belohnung gäbe. "Der letzte von Hundert" - das klingt vielfach mehr Badass, als es eigentlich ist, wenn man bedenkt, dass man den liebevoll "Chicken Dinner" genannten Sieg schon mit einem einzigen Kill einfahren kann.

Und doch zeugt es von Cleverness, hier zu überleben. Von Geduld, Übersicht, List und nicht zuletzt Nervenstärke im richtigen, wichtigen Moment. Trotzdem kenne ich Spieler, die noch kein einziges Match für sich entschieden, die dennoch diesem Triumph hinterherrennen, als hätte es die Dutzenden Rückschläge niemals gegeben. Kurze Runden von (geschätzten) maximal 35 Minuten und die gute Ausrede, "naja, es gab eben HUNDERT andere, die auch gewinnen wollten", sorgen dafür, dass kein Bildschirmtod sich zu niederschmetternd anfühlt, während auf der anderen Seite einer der prestigeträchtigsten Triumphe der aktuellen Videospiellandschaft fast immer erreichbar scheint. Die Karotte hängt immer nur ein paar Zentimeter vor der Nase. Selbst wer regelmäßig davon kräftig abbeißt - auch solche Squads kenne ich -, wird ihrer nicht überdrüssig.

Wer abseits der Straßen fährt, muss sich auf einen ruppigen Ritt gefasst machen. Mit der neuen Fahrphysik macht das allerdings wahnsinnig Spaß, auch wenn man (gewollt natürlich) mitunter die halsbrecherischsten Stunts hinlegt.

Grundlage für den universellen Reiz, den das Spiel auszuüben scheint, sind Systeme, die zwar komplex, aber einfach zu erlernen, ja, für ein aus dem Schoße Armas geborenes Spiel sogar richtiggehend gastfreundlich sind. Zielen und auch Treffen sind zwar keine Frage eines mal eben über den Gegner gezogenen Fadenkreuzes. Um aus Distanzen von mehreren Hundert Metern auf ein bewegliches Ziel zu schießen, müsst ihr vorhalten und ebenso den Kugelabfall berücksichtigen wie die Eigenschaften eurer ausgerüsteten Waffe. Die Beherrschung des PUBG-Arbeitsgeräts gerät so zum motivierenden Sport für sich. Höhenvorteile, Sichtschutz und Deckung spielen logische und logistische Rollen, die man instinktiv begreift, auch wenn sie in den mehrere Quadratkilometer messenden Dimensionen exponentiell mehr taktische Möglichkeiten eröffnen als jede 50 Mal 50 Meter Map eines beliebigen anderen Shooters.

In einem Spiel, in dem Sicht und Schlachtfeldtransparenz alles sind, zählen Sperrfeuer, Flankierungsmanöver und die Disziplin, auch mal einen Schuss nicht zu nehmen, obwohl man könnte, sowie der Wille zu einem taktischen Rückzug gleich doppelt. Sich gut absprechende Teams holen nicht umsonst schon mal ein Drittel des Servers von den Beinen. Und doch ist PUBG kein elitäres Spiel, denn immer ist man auch ein bisschen Opfer oder Nutznießer der Umstände.

Einem unglücklich platzierten Zielkreis rennt man schon mal fortwährend hinterher, ohne sich richtig ausrüsten oder einen Plan schmieden zu können. Pech bei der Loot-Lotterie, wenn man mal wieder nichts als Pistolen und Schrotflinten findet, bremst im Early Game ganz gewaltig und besiegelt schon mal früh, wie weit es mit euch gehen wird. Oder aber, ihr habt alle Ausrüstung, die man sich nur wünschen kann und müsst kurz vor Schluss als einziger über das weit offene Feld ohne Deckung in den Spielbereich rennen. Diesen Dingen fallt nicht nur ihr, sondern auch der mit allen Wassern gewaschene PUBG-Crack immer wieder zum Opfer.

Die simple Möglichkeit, neuerdings aus Fenstern zu springen, macht das Spiel immens unberechenbar.

Andererseits sieht man sich oft genug als Gewinner des Care-Paket Hauptpreises, weil das Spiel in einem Anflug von Gönnerhaftigkeit die beste Waffe samt des stabilsten Helms direkt vor der Nase absetzt. Wie oft ich einen deutlich besseren Spieler besiegen konnte, einfach weil er an der falschen Stelle links abbog, während ich geradeauslief und damit nicht von den Kugeln Dritter zerfetzt wurde oder direkt in seinem Rücken auftauchte ... vermutlich öfter als ich denke. Glück und Zufall sind der große Gleichmacher in einem Spiel mit prinzipiell nach oben offener Skill-Decke. PUBG bleibt so für Spieler aller Fähigkeitsgrade immer nahbar und - ja - sogar einladend.

Nicht zuletzt ist es der Nervenkitzel einer Jagd auf die denkbar gefährlichste Beute, mit dem in diesem Jahr wenig konkurrieren konnte. Das nicht weniger geniale Rainbow Six: Siege käme diesem Grad an Spannung noch am ehesten Nahe, ebenfalls mit dem Ansatz, nur ein Leben pro Runde rauszugeben. Aber PUBGs Rhythmus ist ein gänzlich anderer. Ruhephasen wie der Fallschirmflug über die Insel auf der Suche nach einem sicheren Startpunkt, das beschauliche Looten, wenn man ihn fand. Und angespannte, aber doch stille Reisen von A nach B, immer den Horizont scannend - das sind Dinge, die kennt das auf auf stete, aber drückende Intensität bauende Siege mit seinen Instant-Kopfschusstoden nicht. PUBG ist da doch eine Ecke vergebener.

Unter Beschuss doch nicht zurückzuschrecken - wohl die wichtigste Lektion, die man hier lernen kann ...

Aber wie fix und zuverlässig Brendan Greenes aus einer Mod geborene Survival-Arena dieselbe, den eigenen Puls in den Ohren hörbar machende Spannung abruft - mit nur einem Patscher nackter Füße, draußen vor dem Haus, das ihr gerade durchforstet oder mit nur einem Schuss, der nur wenige Meter entfernt von euch den Hügel hinunterschallt, aber doch nicht euch galt - das ist auch nach über 350 Stunden immer noch beeindruckend. Man wird irgendwann so abhängig von dieser speziellen Sorte Nervenkitzel, dass es nicht einmal so wichtig ist, wie diese Situationen enden. Der Einsatz von schlimmstenfalls 35 Minuten Spielzeit ist gerade hoch genug, dass man sich ärgert, wenn man stirbt. Gleichzeitig ist es keine Tragödie. Entweder man stirbt noch früher und versucht es flugs noch einmal - oder man konnte man das süße Chicken Dinner förmlich schon riechen und ist für die nächste Runde angefixt.

Aber hey, ich bin mir sicher, die meisten die das hier lesen, wissen genau, weshalb auch sie dieses Spiel so schätzen. Doch das ist nur eine Seite dieser Erfolgsgeschichte. Die andere ist die kluge Update-Politik eines Teams, dass sich die Zeit nahm, eine stabile Basis zu formen und sich dann mit Verve daran machte, sie um coole und spielbereichernde Systeme zu erweitern. Das Kletter-Update öffnete die alte Map in einer Weise, die wir auch in ein paar Wochen wohl noch nicht komplett erfasst haben werden und schon pustet die neue Karte das alte Erangel mit mehr Gebäudediversität und vielen netten individuellen Orten aus dem Wasser. Mit deutlich zerklüfteterer Landschaft und spärlicher Vegetation verändert sich hier sogar deutlich, wie man PUBG spielt.

... Dort sein, wo der Gegner einen nicht vermutet, wäre die nächste. Wer nach einem Schuss nicht die Position wechselt, gibt seinen Standort preis - und sich selbst zum Abschuss frei.

Wer meint, mehr könnte man von einer neuen Map nicht erwarten, der freut sich über neue zur Landschaft passende Fahrzeuge, ein paar spezifische Waffen für die an Mexiko (samt Trump-Mauer) angelehnte Karte und die größten begehbaren Strukturen im ganzen Spiel. In den letzten Wochen und Monaten des Early Access beklatschte ich schon ein komplett überarbeitetes Fahrverhalten, das es zu einer schieren Freude machte, durch die Pampa zu brettern, Killcams, die "Cheater"-Gebrüll verstummen ließ, neue UI-Features und massig Anpassungsmöglichkeiten für die Steuerung. Trotz der restlichen Probleme - gelegentliche Abstürze, hohe Hardware-Anforderungen, Hacker - war man eigentlich immer davon überzeugt, dass Bluehole es nicht als bloße Pflicht ansah, das hier auf dem Rücken des großen Verkaufserfolgs zu Ende zu bringen. Sie waren auch fest entschlossen, das Spiel immer besser zu machen und nahmen dafür auch Features in Angriff, die nicht trivial umzusetzen waren.

Ich meine ... als wäre es nichts Besonderes, kam in den letzten Tagen die neue Replay-Funktion hinzu. Die speichert immer eure letzten 20 Matches und lässt euch so analysieren, was die komplette Runde hindurch im Umkreis von einem Kilometer um euch herum passierte. Schaut durch die Augen eurer Opfer oder der Spieler, die euch schließlich erledigten und lernt so nicht nur, was ihr falsch gemacht habt, sondern auch, was sie besser machten als ihr. Absolut faszinierend.

So bin ich also gestorben. Die neue Replay-Funktion zeigt mich - den kaum sichtbaren gelben Punkt im Fenster des Hauses - hier über die Schulter meines Mörders. Guter Schuss.

Wer uns nicht erst seit gestern liest, den wird wenig wundern, welches unserer beiden Edelmetalle wie Lametta über diesem Text hängt. Der Mammuterfolg PUBG ist nicht das schönste Spiel des Jahres, weder ästhetisch noch technisch, und in Sachen Performance steht dem Team noch eine Menge Arbeit bevor. Aber es ist das vermutlich spannendste und vielseitigste. Wie hier keine Runde der anderen gleicht, wie man immer wieder um sein virtuelles Leben bangt, nur um es dann doch jemand anderem zu nehmen und wie man sich regelmäßig selbst dabei ertappt, wieder etwas Neues zu lernen und dann auch abzurufen - das berauscht in jeder der halbstündigen Runden aufs Neue.

Es ist verdient das Spiel, über das sich in diesem Jahr alle das Maul zerrissen, das den "Water Cooler Talk" auf der Arbeit und die Kommentarsektionen des Internets beherrschte und von dem man allerorten die wildesten Stunts und Heldentaten sah und hörte. Weder hier noch sonst wo kam man an PUBG vorbei, selbst wenn man wollte (dafür meine Entschuldigung an alle, die es nicht mehr hören können). Aber es ist nun mal so: Das letzte Mal, als ein Titel zu einem derartigen Phänomen geriet, noch bevor er fertig war, hieß der Macher Notch und das Spiel Minecraft. Der Schritt vom Spiel zur Bewegung, zum Sport, neben dem nicht wenige kaum etwas anderes spielen werden, ist längst getan. Ich bin froh, dass ich dabei war.


Entwickler/Publisher: Bluehole - Erscheint für: PC, Xbox One - Preis: 29,99 Euro - Erscheint am: erhältlich, Xbox One als Game Preview - Sprache: Englisch, Deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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