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Pure

Viel für's Auge

Weitere Objekte für die heimische Werkstatt erhaltet Ihr, sobald Ihr auf der Welttour Erfolge feiert. Selbst, wenn Tuning sonst nicht so Euer Ding ist, kann der Quad-Bau daher eine Menge Spaß machen - und falls es gar nicht geht, erstellt das Spiel Euch auf Wunsch sogar automatisch ein ordentliches Fahrzeug.

Doch diese Werkstatt allein kann nicht über die zu schnell aufkommende Monotonie hinwegtäuschen. Rennen, Sprints und Freestyle sind schlichtweg nicht genug, um langfristig zu motivieren, obwohl es der Umfang der Welttour sowieso nicht annähernd mit vergleichbaren Spielmodi anderer Titel aufnehmen kann. Auch die immerhin zwölf Umgebungen, mit denen Ihr nach und nach Bekanntschaft macht, ähneln einander einen Tick zu sehr. Dafür ist das Streckendesign an sich für einige Überraschungen gut: Insbesondere die anfangs erwähnten Verzweigungen sind es, die Pures Rundkursen eine gewisse Einzigartigkeit verleihen, da Ihr mit ihnen beispielsweise kleine Fahrfehler ausgleichen könnt.

Doch dieses erfrischend erscheinende Feature birgt seine Tücken. Weil jeder einen anderen Weg wählen darf, könnt Ihr den Abstand zu Vor- und Hintermann (trotz grober Anzeige im HUD) oft nur einschätzen. Häufig seht Ihr selbst im Mittelfeld eine ganze Runde lang überhaupt niemanden in Eurer Nähe. Darunter leidet zwar nicht das überzeugende, rasante Fahr-, wohl aber das Renngefühl.

Die Strecken können sich sehen lassen.

Mangels Streckenkarte könnt ihr zudem meist nur raten, ob Ihr nun gerade einen Umweg gefahren seid oder eine Abkürzung genommen habt. Sicher, es wäre möglich, jeden Kurs in Ruhe ein paar Mal abzufahren und vielleicht auswendig zu lernen. Aber seien wir ehrlich, so ein Spiel ist Pure einfach nicht.

Der zweite echte Schwachpunkt liegt in dem Trick- und Boostsystem begraben, das zwar dank des enormen Geschwindigkeitsgefühls und der hübsch animierten Stunts optisch einiges hermacht, letztendlich aber irgendwo nur dem Selbstzweck dient.

Weniger abstrakt formuliert: Ihr führt Tricks aus, um Boost zu gewinnen, den Ihr wiederum aufwendet, um neue, bessere Tricks auszuführen. Boostet Ihr zuviel, verbietet Euch das Spiel im Gegenzug diese besseren Tricks - so dass Ihr Euch wieder von unten hocharbeiten müsst, wenn Ihr den Tempobonus unmittelbar zum Überholen eines Gegners nutzen wollt. Klingt umständlich, eigentümlich und genauso fühlt es sich beim Spielen an. Eine unglückliche Design-Entscheidung.

Bitte nicht nachahmen!

Selbstverständlich macht Pure aber auch etliches richtig. Die Steuerung ist sofort erlernt und makellos, Online-Multiplayer gegen bis zu 15 Kontrahenten verspricht viel Spaß, die rockige Musikuntermalung passt perfekt zum rasanten Gameplay und die flüssige, schnelle, trotzdem detailreiche Grafik braucht sich vor niemandem zu verstecken.

Insgesamt aber ist Pure ein Titel, der dem Zuschauer mehr Spaß verspricht, als er dem Spieler gegenüber halten mag. Bei Mercenaries 2 schrieb ich vor kurzem, es sei ein sehr gutes Spiel in einer grottenschlechten Engine. Hier müsste ich im Umkehrschluss schreiben: Es ist ein "nur" nettes Spiel in einer genialen Engine. Und diese geniale Engine, der schicke Look, das Streckendesign und Tempo verdecken im ersten Moment die leider vorhandenen Schwächen.

Macht Pure Spaß? Ja. Doch gerade für Einzelspieler nicht ansatzweise soviel und solange, wie es sein sollte.

Pure ist ab dem 25. September für Xbox 360, PS3 sowie den PC erhältlich.

7 / 10

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