Puyo Puyo Tetris - Test
Hört doch einfach auf zu quatschen.
Tetris? Ein standhafter Koloss, dem man am besten so wenige Schnörkel anhängt wie nötig. Rattert heute noch auf sämtlichen elektronischen Geräten, wenn auch nie wieder so schön wie auf dem Game Boy. Puyo Puyo? Da war was, eine ganze Seite auf Wikipedia zum Beispiel. Auch unverwüstlich. Vor allem war da die Abwandlung Kirby's Ghost Trap, 1995 fürs SNES erschienen, aus dem ich das Spielprinzip herabfallender Zweierblöcke mit Gesichtern darauf kenne. Ich hätte es fast vergessen, was nicht weiter verwundert, allein weil es mit Kirby zu tun hat. Von daher hat Puyo Puyo Tetris schon mal den nie erbetenen Zweck der Auffrischung nutzlosen Wissens erfüllt.
Zwei gegen die Zeit resistente Fresser derselben, von Segas Sonic-Team zu einem Crossover arrangiert, ab Ende der Woche in PAL-Regionen für Switch und PS4 erhältlich. Was soll da schiefgehen? Rein mechanisch nicht das Geringste. Tetris-Steine auf- und nebeneinander zu platzieren, damit sie in der Waagerechten durchgehende Reihen bilden, immer höher übereinander, das flutscht einfach. Das Lauern auf den langen, senkrecht die Viererreihe schließenden Stein. Das gedankliche Drehen des L-förmigen Steins, ob er sich nun nahtlos in der Konstruktion am linken Ende verkantet oder nicht. Man kann jahrelang kein oder noch nie Tetris gespielt haben und ist trotzdem sofort drin.
Es hat etwas von greifbarem Holzspielzeug, versteckt sich nicht hinter komplexen Regeln und gaukelt keine Tiefe vor, weil es sie nicht braucht. Jede Kombination in Tetris gab es schon hundertmal. Völlig egal, in welcher Situation man steckt, ob der Turm hoch oder niedrig ist, gerade oder krumm, es bleibt immer ein Spiel von universeller Spannung. Die Herausforderung ist im jeweiligen Moment gegeben. Jeder fallende Stein ist die Herausforderung, an der man sich messen muss. Je mehr man dem hintergründig hinzufügte, desto mehr nähme man ihm.
Puyo Puyo funktioniert ähnlich, nur dass Gebilde aus kleinen Gesichtern aufs Spielbrett fallen. Immer in Zweierkonstellationen und fünf möglichen Farbtönen. Vier Steine derselben Farbe aneinanderzulegen löst diese auf, und darüber Gestapeltes sackt einfach ab. So entstehen mitunter schöne Kettenreaktionen zum Hochtreiben des Kombozählers, ein kleiner Kontrast zum statischeren Tetris.
Spiele für die Ewigkeit, solange es dort Klos, S-Bahnen oder beides in Kombination gibt. Dem eine Geschichte, eine "Story", überzuhelfen ist sicherlich erzwungen, aber einen Vorteil hat es: Wir können uns heute über Ringo, Amitie und Arle lustig machen. So heißen einige der Mädels, um die sich die Geschehnisse drehen. Erst stürzen Tetrominos auf die Straße vor der Schule in Suzuran City, worüber sich die Puyo-Puyo-vernarrte Ringo schon sehr wundert. Dann kommt ein Raumschiff und dann sind auf einmal alle da oben und dort mögen die Leute lieber Tetris und dann stürzt das Schiff auf die Schule und dann... geht es in jedem Dialog darum, eine Ausrede für eine Runde Tetris gegeneinander zu finden. Oder Puyo Puyo. Oder ein gemischtes Match.
"Gemischt" heißt übrigens beides. Einmal, das Spielbrett in der "Fusion"-Variante mit Tetris- und Puyo-Puyo-Steinen zu pflastern, wie sie kommen. Ein schönes Chaos. In der "Swap"-Ausführung wechselt die Ansicht alle zwanzig Sekunden zwischen den Ebenen und man spielt abwechselnd zwei getrennte Partien. Ich weiß um den Vorgänger Puyo Puyo!! 20th Anniversary, der wohl die Vorgeschichte zum Thema hat. Und oh Mann, bin ich froh, den nicht gespielt zu haben. Zum einen, weil er nur in Japan erschien, zum anderen in der Annahme, dass er ähnlichen Blödsinn erzählt. Irgendwann habe ich das Gequake nur noch weggeklickt, damit die nächste Runde starten kann.
Weitere Varianten reichen von einfachen Vs.-Duellen gegen irgendwen dieser saudämlichen Anime-Truppe über Punktherausforderungen (in 30 Sekunden X Punkte erzielen) bis zu Kettenreaktionen, bei denen man mit einem einzigen Puyo-Puyo-Stein eine farblich genau vorbereitete Konstruktion abräumen soll. Manchmal tauchen zwischen den Matches Typen auf, die quasi als Bossgegner fungieren und im Gegeneinander besonders hart zu knacken sind. Hierbei geht schon mal das Licht aus und ihr habt für ein paar Sekunden nur einen schmalen Lichtkegel zum Ausleuchten des Spielfelds. Hohe Puyo-Kombos oder eine Tetris-Viererreihe streuen dem Gegner massive Steine ins Feld und erschweren alles weitere. Die von langer Hand geplante Aktion, den Rattenschwanz mit einem Stein von unten nach oben aufzulösen, kann so in einem Wimpernschlag kippen.
Die Spieldauer reicht von zwanzig Sekunden bis ewig, wenn das blockförmige Wasser langsam bis zur pochenden Halskrause steigt und man tapfer dagegen ankämpft. All das ist ohne Geschichte auch im Solo-Arcade-Modus nachspielbar oder im lokalen Multiplayer-Modus gegen bis zu drei andere Leute, auf der Switch sogar unterwegs. Es sind die Momente, in denen Nintendos Neue aufblüht. Der Bildschirm reicht für ein schlankes, in eine Richtung gehendes Spielprinzip allemal, selbst wenn man zu viert nebeneinander Steine schmettert, ebenso wie ein quer gehaltener Joy-Con. Hinzu kommt ein Online-Modus, wahlweise mit oder ohne Ranganbindung.
Tetris und Puyo Puyo im Wesentlichen. Wogegen nichts einzuwenden ist, wenn man hier und jetzt Lust darauf hat und sonst keine anderen Versionen zur Hand. Oder weil man für die Switch etwas für zwischendurch sucht. Zum Einschalten und Loslegen, wenn es drauf ankommt, zum Beenden und Vergessen, wenn Wichtigeres ansteht. Portionierbar, wie beide Spiele sein sollten und wie man sie zwischen Tür und Angel nimmt: als kurze Einschübe schier unerschöpflichen Situationsgeschicks. Dem gegenüber steht eine der dümmsten Geschichten, die wegzuklicken mir eine große Freude war. Auch eine eigentümliche Mischung, wenn man Schund zwischen seinen Blöcken mag.
Entwickler/Publisher: Sega/Sonic Team - Erscheint für: PS4, Switch - Gespielt auf: Switch - Preis: ca. 40 Euro - Erscheint am: 28.04.2017 - Sprache: Englisch - Mikrotransaktionen: Nein