Puzzle Quest: Challenge of the Warlords
Bejewled trifft RPG
Rundenbasierte Taktikschlachten, schnörkelloses Hack'n'Slay, actionreiche Echtzeitgemetzel - eigentlich glaubte ich, schon jedes nur mögliche Kampfsystem in einem Rollenspiel gesehen zu haben. Doch die Kreativität der Entwickler kennt manchmal keine Grenzen und geht dann sogar über meine (gewaltige) Vorstellungskraft hinaus. Puzzle Quest: Challenge of the Warlords ist so ein Fall, denn wer wäre schon auf die Idee gekommen, dass auch das Spielprinzip von Bejeweled als Kampfsystem in einem RPG funktionieren kann?
Drei gewinnt
Dabei beginnt Puzzle Quest wie ein ganz normales Rollenspiel mit der Erstellung eines Charakters. Vier Klassen stehen dabei zur Auswahl, deren besondere Eigenschaften selbsterklärend sein dürften: Der Krieger geht mit Waffen gut um, der Magier vertraut auf seine offensiven Zaubersprüche, der Druide spielt sich eher defensiv und der Ritter vereint von allen Fähigkeiten etwas.
Ist die Wahl getroffen, startet Ihr in einer kleinen Stadt des Warlords-Universums und besorgt Euch Eure erste Quest - eine von insgesamt über 150 verschiedenen, mit denen das Spiel aufwartet. Meistens reist Ihr dann in eine andere Stadt oder ein Dungeon, duelliert Euch mit ein paar Gegnern und bekommt schließlich vom Auftragsgeber eine Belohnung: Neue Ausrüstungsgegenstände, Geld und natürlich Erfahrung.
So weit, so gewöhnlich, aber gerade diese Duelle sind es, die Puzzle Quest so einzigartig und einsteigerfreundlich auf der einen Seite machen, ihm auf der anderen Seite aber auch so viel Taktik und Tiefgang verleihen. Gekämpft wird nämlich auf einer Art Spielbrett, das aus 8x8 Feldern besteht. Auf jedem dieser Felder befindet sich in der Regel eines von vier Symbolen: Ein Totenkopf, Münzen, ein Erfahrungspunkt oder ein Manastein in den Farben rot, gelb, grün und blau. Jetzt liegt es an Euch, eines der Symbole so um ein Feld zu verschieben, das es mit mindestens zwei weiteren eine Reihe bildet. Bei drei Steinen lädt sich Euer Manavorrat auf, bei drei Totenköpfen landet Ihr einen Angriff und so weiter. Dann ist Euer Gegner an der Reihe, der ebenfalls einmal ziehen darf.
Allerdings gilt es, einige Ausnahmen und Besonderheit zu beachten: Gelingt es Euch, vier gleiche Symbole in eine Reihe zu bringen, dürft Ihr ein zweites Mal ziehen. Bildet Ihr sogar eine 5er-Reihe, erscheint ein Multiplikator, eine so genannte Wildcard. Ebenso verändern Zaubersprüche den Ablauf, könnt Ihr mit denen doch nicht nur Euren Gegner angreifen oder ihn eine Runde lang aussetzen lassen, sondern auch das Spielfeld verändern - zum Beispiel, indem Ihr sämtliche Erfahrungspunkte mit einem Schlag aufsammelt. Noch anspruchsvoller wird es, wenn Items ins Spiel kommen. Bis zu vier Gegenstände dürft Ihr anlegen, die zum einen selbstverständlich Angriffs- und Verteidigungsstärke erhöhen, sich zum anderen aber ebenfalls auf das Spielfeld auswirken. Ein besonderer Ring beispielsweise beschert Euch bei jedem Zug mit einer Chance von 50% einen zusätzlichen Totenkopf.
Außerdem sehr lobenswert: Verliert Ihr eine Schlacht, bestraft Euch das Spiel nicht etwa, sondern macht Mut für einen weiteren Versuch. Ihr müsst nicht neu laden, behaltet trotzdem die erspielten Goldmünzen sowie Erfahrungspunkte und tretet so nicht zu lange auf der Stelle. Recht hoch ist der Schwierigkeitsgrad dennoch, zumal ein gewisser Glücksfaktor bei den Kämpfen nicht zu verneinen ist.
Gemeinsam stark
Doch Strategie und Taktik überwiegen bei Puzzle Quest, auch außerhalb der Duelle. So könnt Ihr feindliche Städte erobern, die Euch zusätzliches Geld in die Kassen spülen, und - abhängig von Euren Entscheidungen innerhalb der Quests - neue Mitstreiter gewinnen. In einer der ersten Missionen bittet Euch ein König etwa, doch bitte seine Tochter aufzuspüren und zu ihrer Hochzeit zu geleiten. Doch das junge Mädchen will nicht heiraten und schon gar nicht den Kerl, den ihr Vater zum Wohle des Landes ausgewählt hat. Wie Ihr nun vorgeht, liegt bei Euch: Bringt Ihr sie zur Hochzeit, erwarten Euch später vielleicht weniger Feinde. Lasst Ihr sie hingegen frei, schließt sie sich dem Helden an und beschert ihm bei bestimmten Gegnern einen netten Bonus.
Viel wichtiger ist aber Eure Zitadelle; eine Art Festung, die Ihr später im Spiel mit dem entsprechenden Geld ausbaut. In der könnt Ihr unter anderem Zaubersprüche von gefangenen Monstern lernen oder bestimmte Wegelagerer (unter anderem Wölfe, Greifen, Ratten) zu Reittieren ausbilden, die Euch in den Kämpfen gleichermaßen hilfreich zur Seite stehen. Hier ist dann insbesondere vorausschauendes Denken gefragt, müsst Ihr doch alleine ein Spielbrett komplett freiräumen, ohne ein Symbol übrig zu lassen. Eine willkommene Abwechslung.
Einen kleinen Haken hat Puzzle Quest jedoch: Bislang ist es nur in Nordamerika im Handel erhältlich, einen Publisher für Deutschland gibt es nicht. Wir haben die Version für den Nintendo DS getestet, die äußerst komfortabel mit dem Stylus gesteuert wird und inhaltlich absolut identisch zur PSP-Fassung ist. Eine Umsetzung für den PC soll es in absehbarer Zeit geben, doch wann, das bleibt vorerst das Geheimnis der Entwickler. Sowohl die DS- als auch die PSP-Version unterstützen übrigens Multiplayer via Wi-Fi. Des weiteren gibt es neben der Kampagne einen Instant-Action-Modus, in dem Ihr Euren Charakter aufleveln könnt.
Puzzle Quest: Challenge of the Warlords ist ein wunderbares Spiel. Nicht nur, weil es so die auf den ersten Blick wahnwitzige Kombination aus Casual Game und komplexem Rollenspiel schafft, sondern weil es süchtig macht, - zum Glück - unglaublich umfangreich ist und Euch spielen lässt, wie Ihr wollt: Mal eben in zehn Minuten zwei, drei Kämpfe bestreiten? Kein Problem. Oder doch lieber ein, zwei Stunden lang der Hauptstory folgen? Genauso möglich. Ein fast perfektes Spiel für jede Gelegenheit also.