Quantum Theory
Ganz schön frech
Und auch beim Waffenfeedback haben sich die Entwickler nicht mit Ruhm bekleckert. Eure Hauptwaffe, eine Art Explosiv-Pistole, ist die einzige, die sich wirklich groß und mächtig anfühlt. Der Rest klingt trotz brachialem Design nach meinem alten Platzpatronen-Colt mit den ekligen Knallstreifen, den ich zum siebten Geburtstag von meiner Oma bekommen habe. Pfft, pfft, pfft.
Immerhin gibt es später ein paar ganz kreative Schießprügel. So lasst ihr mit einem Werfer Feuer auf die Gegner regnen, spaltet in Zeitlupe Köpfe mit einer Rasierklingenkanone, zerreißt sie mit einer Schallkanone oder jagt abprallende Laser-Bolzen in das hässliche Gegnervieh.
Doch genug „gelobt", kommen wir zum Leveldesign. Wie schon oben schon erwähnt, bestehen die meisten Räumlichkeiten aus quadratischen Räumen, die durch Deckungsmöglichkeiten in ein äußerst artifizielles Spielfeld verwandelt werden. Zum Teil mag das zum Stil des Turms gehören, aber wieso wiederholt sich immer wieder der gleiche Aufbau, nur mit anderen Texturen?
Noch dazu wandert ihr oft minutenlang durch die unansehnliche Levelgeometrie, ohne einen Gegner zu sehen. Nur um dann im nächsten Abschnitt in einem zwei Meter breiten Waggon auf ein Dutzend Nahkämpfer zu treffen, die euch in dem engen Gang anspringen, zurückschlagen und so ohne Ausweichmöglichkeiten nach drei Treffern über den Jordan schicken. Tipp an Tecmo: Leveldesigner teeren, federn und aus dem Studio jagen.
Und auch die Bosskämpfe, Flugsequenzen und Rail-Shooter-Abschnitte brillieren durch selten dämliche Frustmomente. Mal weiß man vor lauter Leuchten nicht, wo man den Endgegner mit Schüssen eindecken soll, drückt an der richtigen Stelle den Jump-Knopf und landet trotzdem im Nirgendwo oder aber klatscht dank des verkorksten Zielsystems immer wieder gegen ein gewaltiges Glasfenster. Noch dazu liegen die Rücksetzpunkte genau an diesen Stellen immer meilenweit zurück und ihr dürft diese Nervsequenz noch einmal von vorne spielen. Dank für die grauen Haare!
Okay, kurz durchatmen und abregen. Kommen wir doch mal zu einem zumindest ansatzweise interessanten Feature. Die meiste Zeit seid ihr nämlich nicht allein unterwegs. Ihr werdet von Filenna begleitet, einer zierlichen Nahkämpferin, die irgendwie mit dem Erbauer des Turms verwandt ist. Sie greift euch immer dann unter die Arme, wenn ihr in einer Zwickmühle steckt. Knopf drücken, anvisieren und Syd wirft die Kriegerin über den halben Bildschirm, wo sie mit ihrem Energieschwert ordentlich Schaden macht. Alternativ wirft er sie kurz nach oben und sie betäubt darunter stehende Opfer mit einem Plasmaschuss.
So weit, so logisch. Nun fragt ihr euch bestimmt, ob es auch einen Offline-Splitscreen-Koop-Modus gibt und wie sich die Dame wohl so steuert. Pustekuchen. Obwohl ihr ständig zu zweit durch die Pampa watschelt, könnt ihr nicht gemeinsam mit einem Freund in den Kampf ziehen. Das ist so hirnrissig, dass ich mir während des Spielens mehrmals das Joypad gegen die Stirn gehauen habe und nun mit zwei blutigen Abdrücken herumlaufe. Aber besser Kopfschmerzen als weiter die Dummheit der Entwickler zu ertragen.
Im Gegenzug bietet Quantum Theory einen Mehrspieler-Modus, den keiner braucht und keiner spielt. Auch drei Tage nach Release gab es nicht ein offenes Spiel. Kein Wunder, wenn man sich die zu erwartenden Verkaufszahlen und die Qualität der Einzelspieler-Erfahrung anschaut. Noch dazu fängt man schon bei der Auswahl der unterschiedlichen Spielvarianten mit dem Gähnen an. Hinter den wohlklingenden Namen Executioner, Dead or Alive und Guardian stecken Free for All, Team Deathmatch und Leader-Fights. Noch dazu drei Optionen, ein hässliches Menü und peng, alle Spieler sind eingeschlafen, bevor sie überhaupt die Spielersuche aktiviert haben.
Ganz schön frech, was uns Tecmo mit Quantum Theory so auftischt. Gegen gutes Klauen und leichtes Abändern habe ich ja grundsätzlich nichts, aber wenn man praktisch alles versaut, was das Original gut gemacht hat, sollte man sich in Grund und Boden schämen. Wo sind die Epik, die spielerische Abwechslung und die optische Klasse? Wo das stilsichere Design, der Koop-Modus und die genialen Multiplayer-Ansätze? Quantum Theory ist eine qualitative Katastrophe, eine spielerische Bankrotterklärung.
Dementsprechend anstrengend war der Test. Zehn lange, meist trostlose Level, karge Gänge und viele Designsünden habe ich hinter mir gelassen. Habe über die Steuerung geflucht, den Levelaufbau verteufelt und über die miese Grafik geweint. Wären da nicht die ein bis zwei netten Waffen, meine Partnerin und die dünne, aber nicht vollkommen sinnlose Geschichte, wäre dieses Machwerk wertungstechnisch noch tiefer gelandet. Und eins steht fest: Wenn Japan zu alter Stärke finden möchte, dann jedenfalls nicht so!
Quantum Theory ist für alle Masochisten für Xbox 360 und PS3 erhältlich.