Quantum Theory
Gut abgeguckt, schon gewonnen?
Das Design der Umwelt geht mit dem Halbleben des Turms einher. Alles wirkt ausgesprochen organisch, wenn auch ein wenig dunkel und grau. Auch in Japan scheint sich herumgesprochen zu haben, dass das Ende der Welt kein buntes Spektakel sein dürfte. Das gesamte, bisher gezeigte Innendekor wirkt wie eine etwas farblose Melange bekannter Designs aus dem Land der aufgehenden Sonne mit einem definitiven Schuss Epic dazu. Das beste der 80er, 90er und von heute. Technisch ohne Zweifel sehr hochwertig, die Räume scheinen mitunter gewaltige Ausmaße anzunehmen, nur halt nicht besonders inspiriert. Aber von den Mutationen der Umwelt war auch noch nicht viel zu sehen. Und da liegt die Hoffnung auf visuelle Mehranreize.
Schon präsentiert wurde eine Passage, in der ihr euch auf einer Brücke befindet, die sich plötzlich vom Boden löst, um sich irgendwo neu zu positionieren. Als blinder Passagier auf diesem Trip bieten sich euch eine Reihe Gelegenheiten, vorher nur schwer auszumachende Feinde aus ganz neuen Winkeln unter Beschuss zu nehmen, während ihr in bester Gears-Manier per X-Druck hinter Deckungen hechtet. Blindfeuer, Hervorlugen - wie man es kennt und ehrlich gesagt auch mag. Mit dem Trigger wird gefeuert, das Steuerkreuz wechselt zwischen den drei Waffen, der Sprint liegt da, wo man ihn erwartet. Selbst das Hüpfen erinnert an Herrn F. aus J., denn Syd kann das auch nicht. Zumindest hat man ihn noch nicht hüpfen sehen. Aber eigentlich muss er das auch gar nicht, denn die schlanke Filena kann das mit Sicherheit viel besser.
Euer weiblicher Sidekick gibt nicht nur ein wenig Deckungsfeuer, sondern lässt sich komplett in eure eigenen Angriffstaktiken mit einbeziehen. Befindet sie sich nahe genug, führt ihr neue Kombos aus, die meist darauf hinauslaufen, dass die weibliche Begleitung als menschliches Wurfgeschoss in Richtung des Feindes segelt und dort die Deckung aushebelt. Solltet ihr es noch nicht erraten haben, lasst euch gesagt sein, dass Schutz verheißende Konstruktionen hier eine mindestens so große Rolle spielen wie beim Vorbild.
Ohne die ganzen praktischen und, wie es der Zufall so will, meist hüfthohen Deckungsmöglichkeiten seid ihr schnell Alienfutter und mancher Boss reißt euch schon mit einem direkten Treffer von den muskelbepackten Füßen. Aber selbst hinter massivem Stein seid ihr nicht unbegrenzt gegen alles gefeit. Deckung bröselt mitunter flüchtiger weg als Schnee in der Hölle und schnelle Sprintwechsel gehören vor allem bei den Fights gegen die deckenhohen End- und Zwischenbosse zur Pflicht.
Einige davon könnt ihr sogar nur mithilfe der rein KI-gesteuerten Filena bezwingen. Daher müsst ihr darauf achten, sie nicht zu achtlos herumzuschleudern. Sollte sie verletzt werden, verhält sie sich ähnlich lange leidend wie Fenix' Freunde, aber ein schneller Spurt zur Angeschlagenen mit kurzer Heilung bringt auch in Quantum Theory den Partner wieder auf die Beine.
Dass ihr auf diese Weise menschlichen Mitspielern im Rahmen eines Koop-Modus aushelft, ist beinahe ausgeschlossen. Tecmo setzt, was die Kampagne angeht, auf Solo-Wege. Ganz wird man aber nicht auf einen Multiplayer verzichten. In dem schon bekannten Versus-Modus wird es mehrere Teams geben, jedes mit einer spielbaren Filena als Anführerin, auf die es dann die anderen Gruppen abgesehen haben. Capture the Flag, mit einem Twist.
Oder eben Gears, mit einem Twist. Sicher gehört Quantum Theory nicht zu den mutigsten Titeln der nächsten Zeit. Es sucht nicht dort nach Spaß, wo kein Mensch zuvor guckte. Aber bei seiner Copy-Paste-Rampage orientiert es sich nicht an den falschen Vorbildern. Da die exklusiven PS3-Besitzer wohl kaum in das Vergnügen von Epics hierzulande sowieso indizierter Xbox-360-Serie kommen werden, dürften sie nichts gegen Quantums zahlreiche Anlehnungen haben.
Selbst wenn künstlerisch wertvoll orientierte Kritiker schon mal gerne die Augen verdrehen, sobald Cover-Shooting und Muskelmänner mit Monsterwucken ihren Auftritt haben, ist es nicht zu leugnen, dass genug Spieler – und ich auch – Spaß an so einer Tour de Force haben. Und warum auch nicht. Quantum Theorys wandelbare Umgebung und die Kombo-Attacken reichen vielleicht nicht, um es in eine ganz eigene Ecke zu setzen, versprechen jedoch, das basale männliche Verlangen zu töten und zu siegen zu befriedigen. Und das ist doch eine sehr solide Prämisse.
Quantum Theory - oder auch nur Quantum, das scheint noch nicht ganz festzustehen - wird exklusiv für die PS3 erscheinen, das aber erst irgendwann 2010.