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Rad Rodgers - Test

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Klassischer 2D-Plattformer, inspiriert von Commander Keen und Duke Nukem. Macht Spaß, könnte sich aber ein wenig präziser steuern.

Als Jump'n'Runs auf Konsolen längst angekommen waren, hatten sie es auf dem PC noch schwer. Noch bevor Duke Nukem die dritte Dimension eroberte, hüpfte er in 2D durch Level in EGA-Grafik und ehe die Jungs von ID mit Wolfenstein und Doom ihren Durchbruch feiern konnten, hatten sie einen harmlosen kleinen Platformer namens Commander Keen gebastelt. Technisch war der damals durchaus beeindruckend, denn er bewies immerhin, dass weiches Scrolling auch auf einem DOS-PC möglich war. Die Jump'n'Runs dieser Zeit hatten jedenfalls ihren ganz eigenen Charme - technisch meistens ein wenig unbeholfen, aber doch stimmig. Sie hatten häufig keine allzu linearen Level, wollten vielmehr, dass man die Spielwelt erkundet. In ebendiese Fußstapfen ist bereits Ende 2016 Rad Rodgers getreten, ein Retro-Platformer, der sich darin versuchte, ebendiesen Geist in modernem Gewand neu zu beleben. Jetzt wurde das Spiel noch einmal erweitert und auf PS4 und Xbox One veröffentlicht.

Mit so einer kraftvollen Knarre macht das Ballern Spaß. (Rad Rodgers - Test)

Rad Rodgers bedient sich bei einem der einfallslosesten Plots der Videospielgeschichte. Ihr verkörpert einen kleinen Jungen, der will an seiner Konsole spielen und wird schließlich durch den Fernseher in die Spielwelt gezogen. Dort muss er sich jetzt durch sieben verschiedene Level und ein paar Bonus-Abschnitte ballern, hin und wieder einen kleinen Boss besiegen und sich auf die Suche nach Secrets machen. Und das ... ja, das wars im Wesentlichen. Wir kommen trotzdem noch nicht zum Fazit, denn die Entwickler haben sich Mühe gegeben, dem Spiel einen ganz eigenen Charakter zu verleihen. Nachdem euer Protagonist die Spielwelt betritt, trifft sie dort die Konsole selbst, Dusty - die hängt sich euch gleich als eine Art Rucksack um die Schultern und gibt euch eine erste kleine Einweisung ins Spiel: Hier hast du deine Kanone, jetzt schieß auf alles, was sich bewegt. Während das Spiel läuft, kommentiert Dusty immer wieder, was gerade passiert, leider oft mit ein bisschen sehr bemühten Scherzen. Der Hinweis, dass ihr Gegner nicht besiegen könnt, indem ihr ihnen auf den Kopf springt, soll wohl irgendwie betonen, dass Rad Rodgers kein Super-Mario-Klon ist. Dazu kann man mal kurz einen Mundwinkel hochziehen, spätestens, wenn man diesen Spruch aber zum fünften Mal in einem Level hört, wird's trotzdem nervig. Die deutsche Synchronisation ist übrigens bedeutend schlimmer als die englische - die ist noch relativ erträglich, wenn auch nicht abwechslungsreicher.

Selbsterklärend: die Oberweltkarte. (Rad Rodgers - Test)

Nein, es sind wirklich nicht die anstrengenden Retro-Witze, die Rad Rodgers gut spielbar machen, es ist das Spieldesign selbst, vor allem das Design der Level. Das erinnert nämlich tatsächlich sehr angenehm an die teilweise nicht hundertprozentig linearen Level eines Commander Keen oder Duke Nukem. In jedem Abschnitt müsst ihr vier Teile einer Scheibe finden, nur so könnt ihr den Ausgang öffnen. Die findet ihr teilweise an ganz unterschiedlichen Ecken des Levels und in welcher Reihenfolge ihr sie holt, bleibt oft euch selbst überlassen. Hin und wieder trefft ihr dann auch auf eine Art Dimensionsspalte - in die kann Dusty dann eintauchen und in der virtuellen Realität neue Objekte aktivieren, die dann im Level auftauchen und so den Weg freimachen. Wirklich nötig gewesen wäre das für das Spiel nicht, eine willkommene Abwechslung ist es dennoch.

Das unscheinbare Viech rechts unten solltet ihr schnell abknallen. Wird sonst gefährlich. (Rad Rodgers - Test)

Das Spiel hält für euch zudem ein paar unterschiedliche Waffen bereit. Das Standardgewehr schießt relativ langsam und macht nicht besonders viel Schaden, kann aber auch gegen Waffen wie Sturmgewehre oder Flammenwerfer ausgetauscht werden, wobei diese nur eingeschränkt Munition haben, ihr also immer wieder automatisch zu eurer Standardwaffe zurückkehrt. Umso wichtiger ist es daher, dass ihr gut einsetzt, was ihr habt. Das Spiel steuert sich auf der Konsole diesbezüglich ganz angenehm. Während ihr den linken Analogstick zum Laufen nutzt, könnt ihr mit dem rechten zielen und mit R2 feuern. Das klappt nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ganz gut. Kleiner Wermutstropfen: Rad Rodgers steuert sich ein bisschen träge. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber er braucht erst ein bisschen bis er anfängt zu laufen nachdem ihr den Analogstick in eine Richtung drückt und auch wenn ihr schießt, habt ihr das Gefühl, dass der Protagonist erst noch zu seinem Gewehr greifen und abdrücken muss. Glücklicherweise legt das Spiel aber keinen Wert auf pixelgenaue Sprünge, weshalb die Steuerung zu verkraften ist - von der Präzision eines Super Meat Boy oder Celeste ist Rad Rodgers aber weit entfernt.

Das hier ist Dustys Aufgabe - seine ganz allein. (Rad Rodgers - Test)

Um ein Level zu schaffen, benötigt ihr je nach Abschnitt zwischen 15 und 30 Minuten, sieben Hauptlevel gibt es - ihr könnt euch ausrechnen, dass die Spielzeit nicht allzu hoch ist, wenn ihr einfach nur darauf aus seid, die Endsequenz zu sehen. Rad Rodgers zieht seinen Reiz aber auch eher daraus, die versteckten Geheimnisse im Spiel zu finden, alle Gegner in einem Abschnitt zu besiegen, alle Diamanten einzusammeln. Für die Konsolenfassung haben die Entwickler das eigentliche Spiel noch einmal ordentlich aufpoliert. Neben neuen Waffen und Feinden gibt es jetzt auch Leaderboards für die Highscore-Fanatiker unter euch, insgesamt fünf neue Level, in denen ihr unter anderem mit dem aus Commander Keen bekannten Pogostab herumspringen dürft, zwei neue Minibosse und ein bisschen freischaltbaren Artwork-Kram. Nett: Wer die PC-Version bereits besitzt bekommt all das im Rahmen eines kostenlosen Updates.


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Rad Rodgers ist alles in allem kein wirklich bahnbrechender Platformer, aber er schafft, was er will - er erinnert angenehm an das, was an Commander Keen oder Duke Nukem Spaß gemacht hat. Ich kann nur schwer greifen, was das ist, sicher gehört aber dazu, dass das Spiel eben nicht perfekt ist. So ist auch die Steuerung in Rad Rodgers mit ihren trägen Reaktionen ein wenig gewöhnungsbedürftig, die Story so gut wie nicht vorhanden. Irgendwie funktioniert das Spiel aber dann eben doch. Wer die alten Shareware-Klassiker nie gespielt hat, wird das kaum nachvollziehen können. Wer damals aber schon Spaß mit der gewöhnungsbedürftig neonfarbenen EGA-Grafik eines Commander Keen hatte - den dürfte dieses Spiel an der richtigen Stelle kitzeln.


Entwickler/Publisher: Slipgate Studios/THQ Nordic, 3D Realms - Erscheint für:PC, PS4, Xbox One - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: deutsch, englisch - Mikrotransaktionen: Nein

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