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Rainbow Six Mobile: Klar werd' ich es spielen. Aber ist das echt alles?

Warum ein Fan von Ubisoft und Siege enttäuscht ist.

Nach PUBG, Call of Duty und anderen bekommt also auch Rainbow Six Siege seinen Ableger für Android- und iOS-Geräte. Hab' ich darauf gewartet? Nö. Bin ich gespannt darauf? Eher nicht. Aber natürlich werde ich mir Rainbow Six Mobile trotzdem ansehen. Das ist nach einer Stundenzahl mit Siege irgendwo im vierstelligen Bereich ja wohl das Mindeste. Noch dazu für jemanden, der das Original nach wie vor zum Besten zählt, was das taktische Teamplay zu bieten hat.

Und trotzdem ärgert mich diese Ankündigung – aus einem Grund, der ziemlich wenig mit dem eigentlichen Spiel zu tun hat, aber umso mehr mit seiner Herkunft: Publisher und Entwickler Ubisoft. Ich gehöre nämlich zu den Wenigen, die den Laden bis zuletzt sehr vehement verteidigt haben. Weil es mir egal war, dass dort ein Gelddruck Creed nach dem anderen rausgehauen wurde, unterbrochen nur vom gelegentlichen Far-Cry-Ausflug.

Rainbow Six Mobile wird bestimmt ein gutes Spiel. Aber spätestens nach Extraction weckt die Aussicht auf noch mehr vom Gleichen nicht gerade Begeisterung.

Ubi-Formel? Mir doch egal, solange die Gewinne der spielerisch belanglosen Beschäftigungsmaßnahmen unter anderem dafür verwendet werden interessante Konzepte umzusetzen, bei denen "Risiko" und "Indie-Geist" deutlich größer geschrieben werden als bei den Mainstream-Marken. Ich denke an die ersten Trials, an I Am Alive, Star Trek: Bridge Crew, Mario + Rabbids, For Honor, Steep, Grow Up, ZombiU und tatsächlich auch an Siege, das ja als neuartiges Konzept an den Start ging und trotz seines Erfolgs bis heute einzigartig ist. (Die dreiste Kopie namens Area F2 darf man als absurdes Kuriosum wohl getrost ignorieren.) Selbst das erste Assassin's Creed war damals was komplett Neues!

Wo sind diese coolen Ideen denn geblieben? Wann kam aus dem Haus mit dem Strudel im Logo zuletzt irgendetwas, das nicht am Reißbrett der Marketingabteilung entstanden ist? Gut ein halbes Jahrzehnt ist das inzwischen her. Stattdessen gab es je nach Gemütslage ein Wiederkaufen des immer Gleichen oder unverhohlenes Nachbauen erfolgreicher Geschäftsmodelle. Und wo der Plan mit Hyper Scape nicht aufging, wird er eben in leicht modifizierter Fassung ratzfatz wiederholt.

Nun kann es natürlich sein, dass der aktuelle Eindruck ein verzehrtes Bild wiedergibt, da man mit Projekten wie Beyond Good & Evil 2 schlicht Pech hat. Das hätte ja durchaus was werden können; wird es am Ende sogar noch. Und vielleicht gibt es da noch mehr kreative Funken, aus denen zuletzt einfach partout kein funktionierendes Spiel werden wollte. Aber alleine am Pech kann's doch nicht liegen.

Und nur mal so: Wer sprengt den Haupteingang eigentlich so auf?

Was war ich froh, dass Ubisoft nicht von Activision bzw. Vivendi übernommen wurde, weil ich Angst um die ideenreichen Impulse hatte, die aus Paris, Montreal und anderen Teilen der Welt kommen würden! Die hatte man den anderen großen Publishern nämlich lange voraus. Doch spätestens mit der Ankündigung eines weiteren von Anzugträgern und Aktieninhabern georderten Gehaltsbonus' war dann selbst bei mir die Luft endgültig raus.

Schon klar: Ich kann niemandem sagen, wie sie ihr Geschäft zu führen haben. Solange die Zahlen stimmen – und auch sonst –, ist Ubisoft meine Gefühlswelt außerdem völlig zurecht piepegal. Aber als langer Fürsprecher bin ich nun mal enttäuscht. Denn da geht langsam leider ein wichtiges Stück Spielkultur verloren.

Nun bin ich kein Freund von plakativem Schwarz-/Weißdenken. Womöglich ist das alles ja nur eine Phase. Zumindest schwingt bei alldem auch dieses kleine Bisschen Hoffnung mit, dass man sich in Frankreich vielleicht doch irgendwann wieder darauf besinnt, das Videospiele nicht nur vom finanziellen Erfolg der Publisher leben. Es wäre nur schön, wenn das nicht noch ein weiteres halbes Jahrzehnt dauern würde.

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