Raving Rabbids: Alive and Kicking - Test
Sie lieben den Duft von Klebstoff am Morgen
Entgegen der landläufigen Meinung ist ein gutes Partyspiel nicht mal eben an einem Wochenende zusammenprogrammiert. Ein Titel, der in ausgelassener Runde die Stimmung hochhalten soll, muss in vielen verschiedenen Bereichen genau den richtigen Ton treffen: Die Einzeldisziplinen müssen wie aus der Kanone geschossen kommen, lustig anzuschauen sein und irgendwie gleichzeitig intuitiv und doch nicht zu simpel sein.
Dass Raving Rabbids: Alive and Kicking, der erste Titel mit Ubisofts außerirdischen Hasen für Kinect, nur vereinzelt Laune aufkommen lässt, liegt nicht einmal daran, dass sich das Spiel nicht zwischen animiertem Trickfilm-Look und den gewohnten Polygon-Karnickeln entscheiden kann - und damit wirkt, als hätte man das Spiel auf den letzten Drücker mit günstiger zu produzierenden Flash-Animationen aufblasen wollen. Nein, das Spiel gibt sich redlich Mühe, an all den oben erwähnten Checkboxen seine Häkchen zu machen. Trotzdem langt es dabei irgendwie doch noch viel zu oft daneben.
Fangen wir mit den Sonnenseiten an: Selbst nach dem x-ten Rabbids-Titel versprühen die Nager noch diesen geisteskranken, klebstoffschnüffelnden Charme. Das Animationsteam verleiht seinen überkoffeinierten Stars viele kleine, schräge Animationen, über die man selbst dann noch schmunzelt, wenn man sich eigentlich sicher ist, mit diesem Spiel gerade keine wirklich gute Zeit zu verleben. Dazu kommen einige wirklich gut gelungene Mini-Games, die man gerne auch mehrmals probiert und in denen man tatsächlich das Gefühl hat, dass es sich lohnt, auf Highscore zu spielen.
Dumm nur, dass jeder Runde eine kurze Kalibrierungsphase vorausgeht. Ich weiß, das ist ein Problem, das andere Spiele dieser Gattung ebenfalls häufig haben. Wie sich hier aber jeder Spieler in einem abgebildeten Diagramm vor jeder einzelnen Disziplin an den richtigen Fleck bewegen und dann die Arme heben soll, um das Spiel zu starten - das funktionierte bei mir zumindest auch im bestens ausgeleuchteten Wohnzimmer häufig nicht so recht. Immer wieder sah ich meine Figur auf dem Bildschirm sich langsam aber sicher in der Mitte des vorgeschriebenen Rechtecks mogeln, nur um dann zu verschwinden, wenn ich wie befohlen meine Arme hob, um den Startschuss zu geben.
Dass vor vielen Games die Kamera auch mehrmals auf und ab schaut, ist dem schnellen Partyspaß mit Spielen, die oft weniger als eine Minute dauern, ebenfalls nicht dienlich. Es ist schon klar, dass dies sicher auch am Konzept respektive an der Technik von Kinect liegt, das Spiel wird dadurch aber kein größerer Genuss.
"Das Problem ist, dass in einer Party-Runde die Leute schnell die Lust am Spiel verlieren, wenn sie nicht sofort begreifen, was wie zu tun ist - und warum es beim Nebenmann gerade so tadellos funktioniert."
Dazu kommen einige Spiele, bei denen nicht ganz klar ist, was nun eigentlich zu tun ist. Eine Whack-a-Mole-Variante ließ die Karnickel auf Hüfthöhe (!) aus meinem AR-abgebildeten Wohnzimmer sprießen, also mitten in der Luft. Der Aufforderung, sie durch kräftiges Aufstampfen zu verjagen, treffen oder was auch immer, leistete ich Folge, ohne dass je etwas passierte.
Es gibt noch einige andere Beispiele, etwa als ich mit meinem Hinterteil eine Wellenlinie auf dem Bildschirm möglichst schnell nachzeichnen sollte. Stellenweise funktionierte es fehlerfrei, dann wieder kam die Grafik auf dem Bildschirm regelmäßig trotz meiner drei Olympischen Bronzemedaillen im Lambada ins Stocken. Auch das Sauberwischen bestimmter Bildschirmbereiche, was frappierend an das erste EyeToy erinnerte, nur nicht so funktioniert, wie man denkt, fällt in die Kategorie "was will das Spiel eigentlich von mir?". Das Problem daran ist nicht jedoch nicht, dass es nicht mit einiger Übung durchaus fehlerfrei funktionieren kann - wie auch oben erwähnte Hasen-Stampferei. Nein, das Problem ist, dass in einer Party-Runde die Leute schnell die Lust am Spiel verlieren, wenn sie nicht sofort begreifen, was wie zu tun ist - und warum es beim Nebenmann gerade so tadellos funktioniert.
Womit wir wieder beim Anfang wären. Raving Rabbids: Alive and Kicking liefert in Sachen Optik und Humor voll ab, versagt dagegen aber häufig bei Intuitivität und Spielfluss, was in meinem Fall dazu führte, dass meine Test-Runde nach mehreren wohlwollenden Versuchen doch lieber wieder Kinect Sports Season 2 spielte. Dafür, dass es mich immer noch zum Lachen bringt und für einige recht gelungene Spielchen, zum Beispiel das, in dem man einen Rabbid an einem Rotzfaden von der Spieler-Nase hängend zum Fenster herausschleudern muss, hat es Punkte verdient. Keine Frage. Das Spiel, das durch so einen Modus nicht besser würde, muss wohl erst noch erfunden werden.