Raving Rabbids: Die verrückte Zeitreise
Hyperaktive Hasen, die Fünfte...
Im Grunde ist das ganze Rabbids-Prinzip ja wasserfest. Durchgeknallte kleine Hasenknilche wetzen singend, schreiend und rülpsend durch die Gegend und hinterlassen überall das reine Chaos – eine bessere Grundlage für chaotischen Mehrspielerspaß kann man sich ja eigentlich kaum vorstellen. Und trotzdem ist es mit der Rabbid-Zeitreise jetzt soweit: Irgendwie ist bei den Hasen die Luft raus.
Das letztjährige Rabbids Go Home war zwar in Journalistenkreisen umstritten, ich und zahlreiche andere Spieler mochten es aber. Das lag vor allem daran, dass die Rabbids etwas Neues versuchten. Anstatt eine vierte Minispielsammlung in die Läden zu stellen, zimmerte Ubisoft ein lineares Abenteuer mit Handlung (naja, im weitesten Sinn) um die hyperaktiven Hasen und heuerte eine wunderbare Balkan-Krachband an, um das alles akustisch angemessenen einzurahmen. Und eben diese Kreativität und dieser Mut zum absolut Seltsamen fehlt der neuen Episode. Denn die kehrt jetzt wieder ins Minispiel-Fahrwasser zurück.
Naja, "Mini" ist vielleicht untertrieben. Welcher Begriff steht denn zwischen "Mini" und "Normal"..? "Klein"? Ja, nehmen wir "klein". Während ihrer Zeitreise spielen die Rabbids jetzt etwa zwei Dutzend kleine Spiele. Die dauern meist länger als die Aufgaben der drei Vorgänger, aber wirklich lang sind sie nicht. Dafür sind sie in verschiedene Genres aufgeteilt. Mal wird gejump'n'runned (hakelig), mal gibt's ein Wettrennen (auch irgendwie hakelig) und auch gefahren, geflogen und geballert wird hier. Manch ein Minispiel kann man durchaus als Hommage an andere Spiele-Klassiker betrachten. Drumherum wurden ein albernes Museums-Setting und noch albernere Zeitreise-Sequenzen gestrickt, man will ja auch was zum Lachen haben.
Das Problem ist aber, dass die Rabbids jetzt irgendwie zu vorhersehbar geworden sind. Spiele vom Wahnsinnsgehalt des zweiten Teils – bis heute mein Liebling der Reihe – sind Fehlanzeige. Erinnert ihr euch noch an den großen Rülpswettbewerb auf dem Arc de Triomphe? Oder die Telefon-Sessions im Kino? Die Sandwichschlacht zu den Klängen von Gioachino Rossinis "Die diebische Elster"? Das war richtig lustig. Das Bohnensammeln auf der Titanic oder das Wettrennen mit Excalibur? Nicht so sehr. Zumindest spielerisch nicht. In den (aus unerfindlichen Gründen ziemlich niedrig aufgelösten) Zwischensequenzen ist die Rabbid-Welt in Ordnung. Gag-Timing, Charakterdesigns und genereller Wahnsinn sind hier auf gewohnt hohem Niveau, da können die spielbaren Disziplinen selbst nicht ganz mithalten.
Dazu kommen ein paar spielerische Macken. Das Museums-Hub ist ja eigentlich ganz hübsch. Ist man aber auf ein paar flotte Rabbid-Sessions mit moderat alkoholisierten Mitspielern aus, dann stört die große Hub-Welt eher. Dann unterbrechen die häufigen, oft unangenehm langen Ladezeiten den Spielfluss – ein simples Menü für Mehrspielersessions wäre hier sehr willkommen gewesen. Auch etwas irritierend: Alle Mitspieler sind durch eine Klorolle miteinander verbunden. Das hält die Gruppe zusammen, macht aber teilweise unnötig viel Koordination nötig – ein Umstand, der ein wenig gegenläuft ist, zu dem anarchischen Rabbids-Geist.
Ihr seht schon, so ganz glücklich bin ich mit dem neuen Rabbids-Spiel nicht. Klar – es ist wirklich witzig und auch wenn die Reihe konzeptionell im Vergleich zu Rabbids Go Home wieder zurückgerudert ist, so hebt sie sich doch von den anderen drei Minigame-Episoden ab. Aber so richtig stimmig kommt das Paket dieses Mal nicht zusammen. Man hat fast das Gefühl, der Großteil der Kreativität sei dieses Mal in Sequenzen und Drumherum geflossen, während die Spiele selbst eher wie eine Pflichtübung wirken.
Mehr Abwechslung, mehr Feinschliff, mehr spielerischer Wahnsinn und eine etwas griffigere Steuerung hätten hier Wunder gewirkt. Die Rabbid-Zeitreise ist jetzt bei Weitem noch kein schlechtes Spiel, aber für ein Rabbids-Spiel ist sie irgendwie etwas brav und zahm geraten. Aber auch wenn ich die Vorgänger lieber mochte, spaßige Sessions bietet auch die neue Episode – der Weg dahin ist halt ein wenig länger als früher. Und hey – das neue Rabbids-Spiel unterstützt sogar WiiMotion Plus! Und das können ja nicht unbedingt viele Spiele von sich behaupten!
Raving Rabbids: Die verrückte Zeitreise ist ab sofort als normale und als Special Edition mit Rabbid-Figur für Wii im Handel erhältlich.