Skip to main content

Rayman 3D

3D-Einstand mit Macken

Wie, was, schon wieder Rayman 2? Kam das nicht schon zum Launch des DS unter dem originellen Titel Rayman DS als Starttitel? Und gibt's das nicht auch für...äh... PSone, PS2, Dreamcast, N64, iPhone und PC? Tja, offenbar hält Ubisoft wirklich sehr, sehr große Stücke auf Raymans erstes 3D-Abenteuer. Aber mal ehrlich, kann ein 3D-Jump'n'Run aus dem Jahre 1999, das damals zum Ende der 32Bit-Generation, erschien heute noch spielerisch überzeugen?

Tatsächlich kann es das, denn was Michel Ancel und sein Team vor mehr als zehn Jahren auf die Beine gestellt haben, hatte damals schon Hand und Fuß (Arme und Beine allerdings nicht...) und das sorgt auch heute für jede Menge Spielspaß. In seinem Kampf gegen Robo-Piraten aus dem Weltraum erforscht Rayman fein gestaltete 3D-Level, die mit durchdachter Architektur, clever platzierten Gegnern und vielen Geheimnissen punkten und trägt seine Kämpfe mit Hilfe eines Zelda-artigen Lock-On-Systems aus. Die zweite Rayman-Episode gefällt mit gelungenem Art-Design, intelligent entworfenen Levels und einer angenehm präzisen Steuerung – es spielt sich einfach gut und und zeigt, dass die Qualitäten klassischer 3D-Hüpfereien auch heute noch funktionieren.

Was soll da also noch schiefgehen? Tja, leider kommen die Hauptkritikpunkte an Rayman 3D aus einer unerwarteten Richtung. Vor dem Test ging ich noch davon aus, dass die Technik sicherlich schön sauber und der 3D-Einsatz sehr ansprechend wirken würden, spielerisch aber der Zahn der Zeit an Raymans 3DS-Debüt genagt haben könnte. Tatsächlich verhält sich die Sache aber genau anders herum!

Bunt und fröhlich: Auch heute ist das zweite Rayman-Abenteuer einfach schön anzusehen.

So gut sich das Spiel selbst heute noch präsentiert, bei der Technik hat Ubisoft leider nicht die nötige Sorgfalt walten lassen. Als Basis für die 3DS-Konvertierung dient die Dreamcast-Fassung von Rayman 2, die schönste und sauberste Variante des Hüpf-Klassikers. Die konnte die eher simplen Polygonmodelle mit sauberen, ordentlich aufgelösten Texturen gut kompensieren, lief absolut flüssig und lässt sich dank gleicher Buttons auch noch direkt auf den 3DS-Konvertieren. Doch auf dem Weg von der SEGA-Hardware auf den 3D-Handheld ging dem Spiel ein wichtiger Faktor verloren: Die Framerate.

Lief Rayman 2 auf der Dreamcast noch superflüssig, wirkt das Geschehen auf dem 3DS-Bildschirm irgendwie unsauber und oft etwas hakelig. Das ändert nichts an der guten Spielbarkeit, lässt das Spiel aber einfach nicht so schön und rund wirken, wie wir es uns erwartet hatten. Und noch ein zweiter Kritikpunkt hat sich auf das hellgraue Modul geschlichen: Die 3D-Darstellung ist im Grunde hübsch, irritiert aber gelegentlich durch Objekte im Vordergrund. So fliegt die Tutorial-Fliege gerne direkt auf euch zu, wenn sie ihr Sätzlein gesagt hat. Und wenn Rayman durch eine Blumenwiese läuft, dann flattern oft Bitmap-Schmetterlinge im Vordergrund herum und stören den eigentlich hübsch-räumlichen Eindruck.

Unter Wasser ist die Tiefenwirkung sehr hübsch und sorgt für Atmosphäre.

Das sind die klassischen 3DS-Kinderkrankheiten, mit denen wir früher oder später fest gerechnet haben. Als Launch-Titel kann Rayman 3D nicht auf echte 3D-Erfahrung zurückgreifen und setzt den Effekt daher manchmal sinnvoll und manchmal etwas irritierend ein – das ist dann das Äquivalent zu den oft unnötigen Touchscreen-Spielereien früher DS-Spiele. Die Entwickler müssen eben erst lernen, was geht und was nicht geht, wie man die neue Technik sinnvoll einsetzt und was man lieber vermeidet.

Das macht Rayman 3D zu einem klassischen Versuchskaninchen – der Port ist nicht ganz sauber, aber macht immer noch Spaß, die 3D-Effekte wirken manchmal aufgesetzt und störend, mindern aber nicht den Spielspaß und sind oft genug auch einfach richtig schön. Jetzt liegt es an Ubisoft, die entsprechenden Lehren zu ziehen. Im Idealfall sähe das so aus: Zum Weihnachtsgeschäft liegt dann eine Konvertierung des exzellenten, aber leider auch stark unterschätzten Rayman 3 in den Regalen, das punktet dann mit flüssiger Grafik, weniger Vordergrund-Spielereien und einer vielleicht etwas weiter vom Protagonisten entfernten Kamera, sodass die tolle Tiefenwirkung der Levels noch besser zur Geltung kommt.

Seid ihr auf der Suche nach einem guten 3D-Hüpfer für euren 3DS-Einstand und ihr kennt Rayman 2 noch nicht, dann ist das Spiel eine gute Wahl – die Probleme sind zwar da, aber dank der inhärenten Qualitäten von Rayman 2 leidet der Spielspaß letzten Endes nicht entscheidend darunter. Ein gutes Spiel bleibt eben auch nach zehn Jahren noch ein gutes Spiel, Framerate hin, 3D her.

Rayman 3D ist bereits für den Nintendo 3DS erhältlich.

7 / 10

Schon gelesen?

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Rayman 3D

Nintendo 3DS

Verwandte Themen