Rayman Origins Vita - Test
Die Wurst grinst auf der Vita
Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Ubisoft-Spiele bei einem Hardware-Launch besser mit ein wenig Vorsicht genossen werden sollten. Schon seit einigen Jahren verfolgt der französische Publisher gefühlt die Strategie, zum Verkaufsstart einer neuen Hardware erst einmal einen großen Haufen von hastig hingehurzten oder schnell portierten Mittelmäßigkeiten in die Regale zu stellen. Dabei ist die Hoffnung, dass eine ordentliche Menge an Spielern zugreift, weil es so früh in der Lebensspanne der glänzenden, neuen Hardware einfach nichts anderes gibt. Beispiele gefällig? Rayman DS. Rayman 3D. Splinter Cell 3D. Sämtliche Spiele mit dem Wort "Asphalt" im Titel.
Aber zum Glück geht es auch anders. Rayman Origins für die PlayStation Vita ist ohne Wenn und Aber spielerisch einer der besten und zählt grafisch mit zu den schönsten Titeln zum Start der neuen Hardware. Klar, Uncharted ist technisch komplexer und aufwendiger, aber vom reinen "Hach, ist das aber schön..."-Faktor her muss sich selbst der smarte Nathan Drake vor Ubisofts gliederlosem Helden in Acht nehmen. Die Portierung des im letzten Weihnachtsgeschäft erschienenen 2D-Jump'n'Runs auf den neuen Handheld ist ganz vorzüglich geglückt. Der tragbare Strahlemann steht seinem Konsolen-Cousin grafisch und spielerisch in nichts nach und Ubisoft hat den 2D-Kracher in seiner ganzen Pracht auf die Vita portiert. Mit all den urkomischen Animationen, den herrlichen Hintergründen und der kultigen Wurst aus dem Küchenlevel. Ihr erinnert euch?
Weil Rayman und seine Kumpels beim Schlafen einen solchen Radau verursachen, starten die genervten Bewohner der Unterwelt eine Invasion, um für Ruhe zu sorgen. Rayman entkommt und macht sich nun auf die Suche nach den Nymphen, damit die ihm die nötigen Kräfte verleihen, um die dunklen Eindringlinge zurückzuschlagen. Das ist alles so herrlich überdreht und albern präsentiert, dass man schon beim Intro aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskommt.
Was dann folgt, ist ein herrlich dynamisches Hüpf-Vergnügen, das sich angenehm von den klassischen Mario-Mustern abhebt. Die Spielgeschwindigkeit ist oft etwas höher, die Levels sind weniger Puzzle-artig aufgemacht und in regelmäßigen Abständen erlernt ihr neue Fähigkeiten. Mit denen kehrt ihr gerne auch noch einmal in bereits absolvierte Stages zurück, um noch ein paar weitere Lums, Raymans Antwort auf die klassischen Münzen, zu suchen.
Exklusive Vita-Features sind hier eher dünn gesät, letzten Endes aber auch nicht nötig. Über den Touchscreen könnt ihr im bester iPad-Manier mit zwei Fingern ein Stück an das bunt-fröhliche Geschehen heranzoomen. Das kostet zwar ein wenig Übersicht, sieht aber hübsch aus. Noch cleverer wäre es aber gewesen, diese Funktion auf das hintere Touchpad zu legen. Doch das sind Kleinigkeiten. Über die Near-Funktion könnt ihr ein paar Gegenstände und Ghost-Daten austauschen - eine nette Zugabe, mehr aber nicht.
Ein Problem hat sich dann aber doch noch mit an Bord geschlichen: Leider, leider hat Ubisoft ausgerechnet den Mehrspieler-Modus in der Vita-Fassung gestrichen. Das ist zum einen schade, hat der doch in der Heimkonsolen-Fassung eine ganze Menge Spaß gemacht, und zum anderen ist das auch unverständlich, wäre ein solcher Mehrspielermodus doch technisch überhaupt kein Problem auf der Vita. Es muss ja nicht einmal online sein, ein lokaler Wireless-Modus hätte voll und ganz genügt.
Trotzdem ist Rayman Origins nach wie vor ein ganz vorzügliches 2D Jump'n'Run, das zunächst mit seiner großartigen Grafik und schnell auch mit seiner sauberen Spielbarkeit und den gelungenen Leveldesigns überzeugt. Der herrliche Grafikstil kommt auf dem feinen Vita-Display ganz hervorragend zur Geltung und sorgt immer wieder für anerkennende Ahs und Ohs. Klar, über einen intakten Mehrspielermodus hätten wir uns hier schon gefreut, aber auch so bietet Rayman Origins so viel Umfang und Spielspaß, dass wir das exzellente Jump'n'Run auf der ganzen Linie empfehlen können. Wer sich in diesen Tagen eine Vita holt, der sollte Rayman gleich mit in den Einkaufskorb legen. Tut es für euch. Tut es für Michel Ancel, der hier mit Herzblut bei der Sache war. Und nicht zuletzt: Tut es für die grinsende Wurst.
Rayman Origins erscheint am 22. Februar.