Rayman Raving Rabbids 2
Folge dem weißen Hasen
Hasen gehören eindeutig auf die Couch. Ob Bugs Bunny, Roger Rabbit, Sam aus Sam & Max oder das rasante Löffelohr aus Alice im Wunderland – Mümmelmänner und schwere Psychose gehen offensichtlich gerne eine Symbiose ein. Liegt es an den lange Ohren, dem Puschelschwänzchen, den dicken Bäckchen? Freud würde da sicher einen anderen Aspekt anführen und dieser hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas mit Vatermord zu tun.
Auch die extraterrestrischen Langohren bei Rayman Raving Rabbids tragen den Wahnsinn schon im Titel – und haben bereits bei der Einführung der Wii klar gemacht, wie man aus absurder Komik und Mini-Spielen eine Party-Melange mit hohem Spaßfaktor zaubern kann. Nach dem großen Erfolg des ersten Teils war folglich klar, dass die Urschrei-Hasen noch einmal über die weißen Wiesen der Wii hoppeln würden. Fraglich nur, ob sie es im zweiten Anlauf ohne nervige Ungereimtheiten schaffen.
Die gute Nachricht zuerst: Mehrspieler-Herausforderungen müssen nicht erst in sorgfältiger Solisten-Plackerei frei gespielt werden, sondern sind direkt für alle Wiimote-Benutzer zugänglich. Zwar gibt es noch einige wenige Mini-Spiele, die ein geneigter Einzelkämpfer ins Mehrspielerrampenlicht zerren kann, aber das ist verkraftbar. Als Foyer des Spiels dient eine geräumige Shopping-Mall amerikanischen Stils, alle Optionen sind hier beherbergt. Der Hauptkern der Hasenhatz sind natürlich die Mini-Spiele, die man durch Klicken auf das Reisebüro buchen kann.
Denn diesmal begibt sich die muntere Meute auf eine Tour durch verschiedene Kontinente, welche jeweils ein Set an Mini-Spielen bietet. Dort werden die diversen Eigenheiten und Charakteristika der entsprechenden Landesbewohner zu mehr oder minder unterhaltsamen Albernheiten eingedampft. Nach der Wahl, ob man die Reise alleine oder mit weiteren Wagemutigen antreten will, wird der Zielort gewählt.
Erste Station: die USA. Das Land, in dem man sich gegenseitig auf Cowboy-Art in die Bierkrüge rotzt (igitt!), im Kino lauthals ins Handy plärrt oder im Stau steckend die schreienden Gören abwatscht – ach, Amerika. Besonders der Aufenthalt im Lichtspieltheater ist ein echtes Highlight: Während das cineastische Meisterwerk auf die Leinwand projiziert wird, halten sich alle Spieler die Wiimote ans Ohr. Für die ignorante Rüpelhaftigkeit gibt es Punkte. Sobald der Vorführer genervt von dem ganzen Gequassel das Licht anschaltet, müssen alle tratschenden Deliquenten flott die Wiimote senken und Unschuld heucheln – nicht ohne jedoch noch über schnelles Drücken der A-Taste eine SMS zu verschicken. Wer zu langsam ist, erhält das Schriftstück und bekommt eine deftige Abfuhr von oben und Punktabzüge. Eine herrliche „Reise nach Jerusalem“ mit sinnlosem Gebrabbel aus dem Mikrofon der Wiimote.
Skurril geht es auch in Südamerika zu: Riesige, überdimensionale Burger müssen zu korpulenten Schnauzbartträger gebracht werden. Die Last hat einiges an Gewicht, die gestapelte Pracht schwankt und ist nur schwer zu kontrollieren. Wie bei Kororinpa muss mit der Wiimote die Balance gehalten werden, über den A-Knopf hält der gestreßte Kellner kurz inne und stabilisiert den delikaten Burger-Turm. Natürlich führt der Weg zum hungrigen Gast über eine schmale Brücke und die Kollision mit den Mitspielern ist vorprogrammiert. In Asien hingegen werden Teller jongliert und dreckige Unterwäsche gewaschen – Klischées galore.
Political Correctness ist zu Gunsten der Gags über Bord gegangen; der derbe Humor schlägt gerne über die Stränge. So werden die Hasen nach einem Topf Bohnen durch Darmgas in der Luft gehalten oder Patienten in der Notaufnahme mit einem stumpfen Gegenstand narkotisiert. Sicher, einiges ist nicht lustig, sondern nur überdreht. Das ist wie bei einem dieser unsägliche Leslie-Nielsen-Filme: Irgendwann ist auch die Leidensfähigkeit bei Fäkalhumor erreicht. Sowie jede Party nun mal ein Ende findet. Denn mindestens zwei Langweiler sind auf jedem Kontinent versteckt, da hilft auch das Reichen von Hochprozentigem und/oder koffeinhaltigen Warmgetränken nichts mehr.
Zudem sind einige Spielprinzipien nur leichte Abwandlungen anderer Mini-Spiele. Zur Vermeidung solcher Tiefpunkte lassen sich im Reisebüro drei individuelle Parcours zusammenstellen, in welche nur die besten und spaßigsten Mini-Spiele gepackt werden. Eine sehr nützliche Funktion, um die persönlichen Favoriten auszuwählen und so die schlimmsten Untiefen zu umschippern.
Rayman Raving Rabbids 2 hat noch so manch andere Ärgernisse an Bord: Die lokale und über Wi-Fi-Verbindung sogar internationale Rangliste, wird nur im Singleplayer-Modus gepflegt. Die vorhandenen Mini-Spiele sind alle ziemlich schnell frei gespielt, die „Schieß-Spiele“ nicht mehr ganz so erquicklich wie im ersten Teil. Gerade das ist schade. Die Ego-Shooter-meets-Klopömpel (Pümpel? Stopfer? Retraktor? Wie heißt das verdammt Ding?) Spiele waren immer eine nette Ergänzung.
Rayman Raving Rabbids 2 ist auf jeden Fall ein spaßiges Mulitplayer-Spiel, das alle Fans des ersten Teils wieder Hasen-Parties anberaumen lässt. Aber genau wie sein Vorgänger lastet dem Titel ein stetes Auf und Nieder an. Einige richtig gelungene Ideen wechseln sich mit drögen Mini-Spielen ab, auf herzhafte Lacher folgt müdes Gähnen. Witze laufen sich eben schnell tot, was leider auch für die Späße in Raving Rabbids 2 gilt. Es empfiehlt sich, das Spiel in kleinen Dosen zu genießen und nur in einem angemessen Zeitabstand die Hasen auf den Partyplaner zu setzen. Sonst ist die Übersättigung schnell erreicht. Für Einzelspieler weiterhin unbrauchbar, in großer Runde sind die Hasen aber immer noch die erste Garde. Wer seine strahlend weiße Wii nur in Gesellschaft präsentiert, sollte also auch Rayman Raving Rabbids 2 seinen Gästen anbieten können. Wohl bekommts.
Rayman Raving Rabbids 2 ist im Handel für Wii und DS erhältlich.