Razer Blackwidow V4 Pro im Test: Hochwertig verarbeitetes Fullsize-Keyboard für fast jeden Bedarf.
Alles außer E-Sport.
Was ich persönlich von einer Tastatur erwarte: Ich brauche ein Fullsize-Keyboard mit Nummernblock, eine bequeme Handballenauflage, die sich rutschfest verankern lässt und einige programmierbare Makrotasten. Vor allem sollen die Tasten leise sein und beim Arbeiten nicht die Atmosphäre einer Schreibstube aus den 50er Jahren verbreiten. Dazu gerne ein bequeme Mediensteuerung und eine schön bunte RGB-Beleuchtung. Mein bisheriges Arbeitsgerät, ein SteelSeries Apex 3 für knapp 80 Euro, bietet all das, allerdings in einfacher Verarbeitung und mit Abstrichen bei den gewünschten Features.
Wie könnte nun ein Keyboard-Upgrade aussehen? Zum Beispiel wie die Razer Blackwidow V4 Pro, die ich mir bei einem Besuch im Londoner Razer-Store zum Launch anschauen und auch schon ein wenig ausprobieren konnte. Nun habe ich das gute Stück seit gut drei Wochen im Dauereinsatz und konnte mich ausgiebig mit den angepriesenen Features beschäftigen. Ist der fast vierfache Preis im Vergleich zu meinem bisherigen Arbeitstier gerechtfertigt? Bringen der neue Razer Command Dial und die gleich acht programmierbaren Makrotasten mehr Komfort und Effizienz? Und wie bunt wird es jetzt in meinem Büro? Der Praxistest zeigt es.
Box & Zubehör
Ganz ohne Plastik kommt Razer bei der Verpackung nicht aus, minimiert die Verwendung aber. Lediglich eine dünne Plastikfolie schützt die Tastatur, die Handballenauflage sowie die beiden Stoff-ummantelten USB-A auf USB-C Kabel, die mit rund 2 Metern Länge mehr als ausreichend dimensioniert sind. Damit ist im Grunde der gesamte Verpackungsinhalt aufgezählt, hinzu kommen der unvermeidliche Razer-Aufkleber und eine gedruckte Kurzanleitung. Diese ist übrigens in winziger silberner Schrift auf schwarzem Hintergrund gedruckt und für mich ohne Lupe nicht lesbar. Na ja, wer braucht schon eine Anleitung? Was mir persönlich fehlt, ist eine Staubschutzhaube im Lieferumfang.
Verarbeitung & Anschluss
Der optische und haptische Ersteindruck überzeugt auf ganzer Linie. Die Tastatur mit dem massiven Aluminiumgehäuse bringt stattliche 1,5 kg auf die Waage und bleibt nicht nur durch ihr Gewicht, sondern auch dank der acht Gummibremsen rutschfest an Ort und Stelle und bewegt sich keinen Millimeter mehr. Schön: Die angenehm weiche Handballenauflage aus Kunstleder dockt mit einem befriedigenden Klick an der Unterseite der Blackwidow an und bezieht über einen Verbindungsstecker Strom für die eigene RGB-Beleuchtung. Kurz noch zur Höhenverstellung: Hier hat Razer jeweils zwei Standfüße ineinander verbaut, sodass sich die Neigung nach Wunsch fein abgestuft justieren lässt.
Die Blackwidow V4 wird über ein USB-C-zu-USB-A-Kabel angeschlossen, eine kabellose Option wie beim Vorgängermodell V3 ist nicht mehr vorgesehen. Zusätzlich ist ein USB 2.0-Passthrough vorhanden, um weitere Geräte bequem anschließen zu können, wenn die entsprechenden Buchsen am PC belegt oder schlecht erreichbar sind. Damit auch genügend Strom für die zusätzlichen Geräte zur Verfügung steht, wird die Blackwidow dann nicht nur mit einem, sondern mit beiden mitgelieferten Kabeln an den PC angeschlossen.
Tasten und Tippgefühl
Die von mir getestete Variante ist mit mechanischen Yellow-Switches ausgestattet, die meiner Vorliebe für leises Tippen entgegenkommen. Ich konnte auch die taktilen Green-Switches ausprobieren, die einen knackigeren Druckpunkt bieten, aber auch garantiert nicht zu überhören sind und Kollegen im Büro oder Mitspieler im Voice-Chat ganz schön nerven können. Ich persönlich bevorzuge die linearen gelben Schalter, die zudem einen etwas geringeren Aktivierungsdruck benötigen und mit 1,2 mm einen sehr kurzen Auslöseweg bieten.
Erwähnenswert sind auf jeden Fall noch die angenehm aufgerauten ABS-Keycaps, die mit einer doppelten Beschichtung versehen wurden, um ein Abreiben des Aufdrucks und hässliche blanke Stellen bei häufiger Benutzung zu vermeiden. Außerdem sind die Zifferntasten oberhalb der Buchstaben deutlich erhöht, was mir beim Blindschreiben hilft. Eingaben werden ohne spürbare Verzögerung umgesetzt, lediglich die an der linken Gehäuseseite angebrachten Makrotasten habe ich anfangs ab und zu versehentlich betätigt.
Features & Sonderfunktionen
An Zusatzausstattung bietet die Blackwidow V4 eine ganze Reihe nützlicher und arbeitserleichternder Features. Da wäre zum einen der neue Razer Command Dial, ein Drehregler aus Metall in der linken oberen Ecke, mit dem sich bis zu acht Funktionen schnell auslösen lassen. Voreingestellt sind hier zum Beispiel der Windows Zoom, das Wechseln von Anwendungen oder das Ändern der Tastaturhelligkeit. Eigene Funktionen lassen sich leicht individuell festlegen, was auch für die gleich acht Makrotasten gilt. Fünf davon befinden sich in einer Reihe unterhalb des Command Dials, drei weitere sind seitlich am Gehäuse angebracht. Ferner verfügt die Blackwidow über eine dedizierte Mediensteuerung mit einem Drehregler für die Lautstärke sowie vier Tasten mit Mute-, Pause-, Play- und Skip-Funktion rechts oben.
Die Makrotasten lassen sich je nach Einsatzzweck mit Anwendungsbefehlen oder spielspezifischen Funktionen wie schnellem Waffenwechsel oder verschiedenen Attacken belegen oder zum Abspeichern von „on the fly“ aufgenommenen Befehlssequenzen verwenden. Insgesamt eignet sich die Blackwidow für nahezu jeden Einsatzzweck: Gamer, Content Creator oder Anwender von Business-Software, lediglich für den professionellen E-Sport ist die Tastatur nicht geeignet. Das liegt aber nicht unbedingt an den Möglichkeiten, sondern am Verbot von Makrotasten bei offiziellen Turnieren, die es beim Vorgängermodell auch nicht gab. Wer eine Karriere im E-Sport anstrebt und es unbedingt eine Tastatur von Razer sein soll, ist mit der Huntsman-Serie gut beraten.
Software
An der Installation der nicht gerade schlanken Razer Synapse Software-Suit kommt ihr nicht vorbei, wenn ihr auf die gesamte Funktionalität der Blackwidow zugreifen möchtet. Hier erstellt ihr Profile, belegt Tasten frei um, nutzt den Hypershift-Modus, bei dem ihr Tasten eine weitere Funktion zuweist oder den Gaming-Modus aktiviert, der Windows-Tastenkombinationen wie Alt + Tab oder Alt + F4 sowie die Windows-Taste ausschaltet, damit ihr im Eifer des Gefechts nicht auf einmal ein Menü vor der Nase habt.
Das Kernstück der Synapse-Software ist das Chroma-Studio, in dem die Beleuchtung individuell eingestellt wird. Hier habt ihr reichlich Möglichkeiten von den insgesamt 38 verbauten LEDs Gebrauch zu machen und entweder einzelne Tasten farblich zu kennzeichnen oder gleich das ganze Keyboard mit Effekten in eine Kirmes zu verwandeln. Mir gefällt das und ich habe auch gleich meine Nanoleaf und Philips Hue-Lampen in das farbliche Gesamtbild eingebunden.
Wenn ihr die Features der Blackwidow V4 Pro kurz und knackig in einem Video präsentiert bekommen möchtet, schaut euch doch auch das Interview mit Tanja Mayer von Razer an.
Razer Blackwidow V4 Pro Test – Fazit:
Hochwertige Verarbeitung, viele sinnvolle Funktionen und in voller Farbenpracht ein echter Hingucker: Die Blackwidow V4 Pro hat mich mit ihren Vorzügen überzeugt und schon nach kurzer Eingewöhnungszeit möchte ich das Keyboard im Arbeitsalltag und beim Spielen nicht mehr missen. Besonders die gut fühlbaren, aber akustisch dezenten Yellow-Switches und die saubequeme Handballenauflage haben es mir angetan. Rund 270 Euro sind allerdings auch kein Schnäppchen und das neue Blackwidow-Modell reißt ein ordentliches Loch ins Hardware-Budget. Angesichts der gebotenen Qualität und der vielen nützlichen Features ist der Preis meiner Meinung nach aber nicht zu hoch angesetzt.
Razer Blackwidow V4 Pro Pro und Contra
Pro:
- Hochwertige Verarbeitung mit Aluminiumgehäuse
- Sehr gutes Tippgefühl, mit ABS-Tastenkappen und optional unterschiedliche Switches
- Bequeme Handballenablage (beleuchtet)
- Razer Chroma RGB-Einzeltasten- sowie Unterbodenbeleuchtung
- Drehregler und Makrotasten sind praktisch
Contra:
- Hoher Preis
- Anschluss nur über USB
Hersteller: Razer – Release: erhältlich – Preis (UVP): 269,99 Euro