Razer Edge: Gute Idee, aber werden Spieler deshalb ihr Smartphone beiseite legen?
Greift lieber nur zum Controller.
Das Razer Edge Wi-Fi ist ein interessantes Gerät. Ein Handheld auf Android-Basis, das aus zwei Teilen besteht - einem Tablet und einem Controller. Es ermöglicht euch Titel aus dem Xbox Game Pass, per Steam Link und GeForce Now zu streamen, lässt euch im Internet surfen und Apps aus dem Google Store nutzen. Auch eine Möglichkeit für Emulatoren ist gegeben. Also eigentlich alles, was ihr mit eurem Smartphone ebenfalls tun könnt. Wieso dann also zum Razer Edge greifen?
Auch wenn es so wirkt, das Display ist nicht das Herzstück
Schauen wir uns zuerst mal das Tablet an. Den Bildschirm, den ihr in die Controller-Vorrichtung klemmt. Wenn man sich das kräftige Gaming-Tablet ansieht, fällt auf, dass es etwa die Größe einiger Flagschiff-Smartphones hat. Es misst handliche 6,8 Zoll hat ein schlichtes Design und abgerundete Bildschirmecken, die den Platz zum Zocken kaum merkbar, aber doch etwas weiter einschränken.
Viel einschneidender ist die Entscheidung ein 20:9-Verhältniss zu nutzen. Einige Titel, die dieses Format nicht unterstützen, erhalten einen dicken schwarzen Rand - und das sind einige. Über Steam Link büßte ich bei Baldur's Gate 3, Remnant 2, Bioshock Infinite und Disco Elysium Bildschirmfläche ein, bei Ring of Pain konnte ich die volle Breite nutzen. Das ist schade, denn so schrumpft selbst der Größenvorteil gegenüber kleineren Smartphones. Wer das Gerät primär für Mobile-Gaming nutzt, dem wird das aber nicht so sehr auffallen, da hier viele Titel auf das 20:9-Verhältnis optimiert sind.
Der Bildschirm selbst besitzt ein 2400 x 1080 AMOLED Display mit 144 Hz, schönen Farben und guter Helligkeit. Auch der Touch funktioniert wunderbar sauber und reagiert blitzschnell. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern. Ansonsten werden Spieler mit Andriod 12, WLAN, brauchbaren Stereo-Lautsprechern, einer unspektakulären 5MP-Kamera und einer aktiven Lüftung gesegnet. Wirklich besorgniserregend warm ist das Razer Edge bisher nicht geworden, dafür ist die Lüftung ohne Kopfhörer doch deutlich hörbar.
Im Inneren des Gaming-Tablets verstecken sich ein Qualcomm Snapdragon G3x Gen 1, 128 GB Speicher, 6 GB RAM, ein Micro-SD-Karten-Slot und ein 5.000-mAh-Akku, der ohne Controller ein paar Stunden schafft, mit dem Razer Kishi V2 Pro jedoch deutlich schneller an Saft verliert. Zum Glück könnt ihr zeitgleich aufladen und zocken. Am oberen Rand des Bildschirms findet ihr noch den Power-Button und zwei Tasten zur Lautstärkeregelung, die ähnlich angeordnet sind, wie bei einem Smartphone - wenn ihr es horizontal nutzen würdet. Das ist ein wenig unintuitiv, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Der Kishi V2 Pro 2 bringt den echten Vorteil
Material und Verarbeitung wirken auf den ersten Blick hochwertig und mit 386 Gramm (inklusive Controller) wiegt das kleine Gerät beinahe so viel, wie eine Nintendo Switch OLED. Zu schwer hat es sich aber nie angefühlt. Schön ist auch, dass man das Tablet auch unabhängig vom Controller nutzen kann, um Games mit Touch-Steuerung zu zocken, bei mir zum Beispiel Hearthstone, wo der Kishi V2 Pro eher stören würde. Da muss ich mich im Gegensatz zu Handhelds mit fest verbauten Controllern nicht mit herumschlagen. Ein Ständer zum Anschauen von Serien wäre praktisch gewesen, darauf hat Razer hier verzichtet.
Auch der Razer Kishi V2 Pro wirkt hochwertig verarbeitet. Das Plastik ist widerstandsfähig und bietet wunderbar abgerundete Ecken, etwas Grip und ein sinnvolles Konzept. Der Kishi V2 Pro lässt sich auseinanderziehen und kann so flexibel und schnell an das mitgelieferte Tablet oder euer Smartphone angepasst werden - sofern es einen USB-C-Anschluss besitzt. Dieser ist notwendig, um den Controller mit dem mobilen Gerät zu verbinden. Leider habe ich das Handy bei etwas festerem Druck auf den Controller minimal aus der Halterung geschoben, das Razer Edge sitzt dafür bombenfest. Ihr habt am Controller zudem einen Klinkenanschluss sowie einen USB-C-Anschluss, mit dem ihr das Razer Edge laden könnt.
Das Gerät liegt mit dem Controller wirklich gut in der Hand. Die Thumbsticks, die denen der Switch gleichen, sowie die mechanischen und klickenden Knöpfe, die Mitfahrenden in Bus und Bahn sicher weniger Freude bereiten als mir, sind gut zu erreichen. Die drei Schultertasten (ja, drei!) sind das Einzige, bei dem ich gelegentlich Probleme hatte, denn mit dem Zeigefinger allein sind nicht alle zeitgleich optimal erreichbar und zwei Finger zu nutzen macht dann wieder die eigentlich so bequeme Ergonomie zunichte.
Was ich sehr an dem Controller schätze, ist die HyperSense-Haptik, die eure Hand mit ihren Vibrationen kitzelt und das Controller-Mapping, mit dem ihr einen virtuellen Controller erschaffen und all eure Tastatur-Knöpfe frei auf den Bildschirm legen könnt. Dafür benötigt ihr die Razer Nexus App. Diese war bei mir, wie einige andere sinnvolle Gaming-Apps, bereits vorinstalliert.
Nett, aber wo ist hier die zahlende Zielgruppe?
An sich ist das Razer Edge schnell gestartet. Mit entspanntem Plug-and-play-Prinzip könnt ihr quasi direkt loslegen - wenn nicht jedes Konto und jede App eine neue Anmeldung fordern würde. Ein selbst gewählter Sicherheitscode wird ebenfalls bei jedem Aufheben der Bildschirmsperre gefordert, leider gibt es hier keinen Fingerabdrucksensor oder ein Entsperren per Gesichtserkennung.
Wie ihr das Gaming-Tablet allerdings unterwegs einsetzen sollt, ist mir ein Rätsel, denn es wird keine Tragetasche mitgeliefert oder angeboten und für die Hosentasche ist es deutlich zu sperrig. Ihr müsst es also selbst irgendwo unterbringen und hoffen, dass es dort keinen Schaden nimmt. In die Switch-Tasche passt das Gerät nicht, nur das Tablet könnt ihr dort mit etwas zu viel Luft unterbringen.
Eigentlich ist das Razer Edge mit seiner Ausrichtung auf Mobile-Gaming ein solides Produkt. Eigentlich ist hier der Knackpunkt, denn mit 499,99 Euro ist es eine teure Alternative für das Smartphone, das ihr sowieso schon besitzt. In Amerika kostet das selbe Gerät nur 399 Dollar, also mehr als 100 Euro weniger. Das halte ich für einen Preis, bei dem sich ein Griff zum Razer Edge Wi-Fi schon eher lohnt.
Ein anderer Weg ist natürlich der Kauf eines separaten Controllers. Zum Glück verkauft Razer den gelungenen Kishi V2 Pro auch als alleinstehendes Produkt. Der Controller kostet 149,99 Euro.
Bei Razer könnt ihr das Razer Edge und den Razer Kishi V2 Pro Controller kaufen.
Hier gibt den Razer Edge Wi-Fi auch bei Amazon.
Razer Edge im Test - Fazit
Razers Gaming-Tablet bringt ein paar unabstreitbare Pluspunkte mit. Es ist hochwertig gebaut, besitzt ein tolles Display und viele nützliche Features fürs Mobile-Gaming. Der Controller ist für mich das Herzstück dieses Gerätes und bringt euch gerade in kompetitiven Spielen - hallo, Fortnite - einen beinahe unfairen Vorteil. Praktisch ist auch, dass das Razer Edge ein Zweiteiler ist. Das macht das Gerät deutlich flexibler als andere Handhelds. Das Seitenverhältnis des Bildschirms ist dafür etwas fragwürdig, Tragetasche und Klappständer und auch eine Möglichkeit Apple-Smarthpnes anzuschließen wären wünschenswert gewesen.
Bei dem recht hohen Preis und den doch eher wenigen Vorteilen gegenüber entsprechenden Smartphones frage ich mich nur, wer hier genau die Zielgruppe sein soll. Wer kein Flagschiff-Handy besitzt, ein separates Gerät für mobiles Gaming sucht oder einfach von dem größeren Bildschirm profitieren kann, darf das Razer Edge durchaus in Betracht ziehen. Spieler, die ohnehin schon ein Flagschiff- oder Gaming-Smartphone besitzen - und das sicher nicht wenige - benötigen das Razer Edge meiner Meinung nach nicht. Wer noch ohne Controller unterwegs ist, sollte dafür unbedingt einen Blick auf den Kishi V2 Pro werfen.
Razer Edge Wi-Fi | |
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PRO | CONTRA |
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