Red 5 Studios' CEO Kern: 'Ich glaube, Konsolen sind tot'
PCs und mobile Geräte stellen seiner Meinung nach die Zukunft dar, mehr Spielraum dank free-to-play-Modell.
Mark Kern, CEO der Red 5 Studios (Firefall), glaubt, dass die Heimkonsolen und das traditionelle Publisher-Modell keine Zukunft haben. Wesentlich zuversichtlicher ist er da schon im Hinblick auf das free-to-play-Modell, das Entwicklern mehr kreativen Freiraum und den Spielern innovativere Spielerlebnisse biete als risikoreiche Triple-A-Produktionen.
"Das Modell bewegt sich von diesen großen, verpackten Spielen weg, in die hunderte Millionen Dollar investiert werden, und hin zu der Art von Spielen, bei der man sich nicht auf den Vertriebspartner verlassen muss", erklärt er gegenüber Eurogamer. "Man braucht ihn nicht, um erfolgreich zu sein, also fließt eine Menge Geld ins Spiel anstatt ins Marketing und man wächst organisch zusammen mit seinen Spielern. Und da es keine Einstiegsbarrieren gibt, konkurriert man durch den Spielspaß, nicht durch das Marketing. Das ist der Bereich, in dem wir Entwickler uns bewegen sollten."
"Wir sollten mit der Stärke unserer Ideen und dem Spaß unseres Gameplays konkurrieren, nicht mit Marken, einer Lizenz oder dem Umfang des Marketings."
Der einst von Epics Cliff Bleszinski angesprochene Tod der Mittelklasse-Spiele und der "hire-and-fire"-Zyklus der Publisher sind nach Ansicht von Kern Beispiele dafür, dass das traditionelle Geschäftsmodell fehlerhaft ist.
"Schaut euch diese Symptome an, die Tatsache, dass es keinen Mittelweg mehr gibt", sagt er. "Man hat entweder ein Indie-Spiel oder einen großen AAA-Titel mit starker Lizenz dahinter und derivativem Gameplay, das immer und immer wieder aufgewärmt wird, da es die einzig sichere Sache ist, wenn man hunderte Millionen Dollar investiert."
"Das Resultat ist, dass es keinen Mittelweg mehr gibt. All diese Spiele dazwischen, die man hätte entwickeln können, aber die einfach verdrängt wurden. Und wir haben all diese unabhängigen Studios gesehen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden."
"Ein weiteres besorgniserregendes Symptom sind diese Wellen an Entlassungen, die man nach dem Launch eines jeden Produkts sieht", erklärt er weiter. "Die Leute sagen, 'oh, das ist normal. In Hollywood passiert das ständig.' Nun, es ist nicht normal. Es ist ein Symptom dafür, dass mit eurem Geschäft etwas falsch läuft."
"In Hollywood arbeitet man auf Vertragsbasis - das ist sehr unterschiedlich. Sie erwarten lediglich, dass man von A bis B arbeitet. Bei den Spielen stellen große Publisher haufenweise Leute ein, die erwarten, einen langfristigen Job zu haben, aber dann werden sie zum Abschluss eines Projekts entlassen, weil es nicht wirklich eingeschlagen ist. Das ist untragbar."
Wenig rosig sieht für ihn auch die Zukunft von Heimkonsolen aus.
"Es erfordert eine Investition von Milliarden von Dollar, um eine Konsole zu entwickeln, die man dann für fünf bis sieben Jahre melken muss, um sein Geld zurückzubekommen", so Kern. "Ich denke, dieses Modell ist fehlerhaft. Man investiert immer mehr und mehr, was einen aber dazu zwingt, immer sicherer zu gehen. Und wenn man das beim Gameplay tut, ermüdet dieser Mist, den ihr den Leuten vor die Nase setzt, sie irgendwann. Wenn das passiert, sind sie gelangweilt und suchen sich etwas anderes. Und dann hat man den Mittelweg, neue Innovationen und Ideen nicht gefördert, die man dann bräuchte. Es muss muss sich also etwas ändern. Ich glaube, Konsolen sind tot."
Kern zufolge stellen PCs und mobile Geräte die Zukunft dar, da man hier die Preise niedrig halten und sich auf neue Spielerlebnisse konzentrieren könne.
"Ist es nicht lächerlich, dass man diese fantastischen Spiele auf dem iPad kaufen kann, aber dann kommt ein Publisher wie Square Enix und verlangt einen astronomisch hohen Preis für die Portierung eines alten Spiels [17,99 Dollar für Final Fantasy Tactics]? Sie verstehen es einfach nicht. Sie kapieren nicht, dass man die Einstiegsbarriere senken muss."
"Man muss über den Unterhaltungswert konkurrieren, da es keinen Vetrieb mehr gibt. Große Publisher können sich nicht mehr darauf verlassen, dass sie die Einzigen sind, die ihre Spiele vertreiben können. Wir müssen nun mit anderen Dingen konkurrieren und uns auf Spaß und Innovationen zurückbesinnen."
Auch im Hinblick auf die nächste Konsolengeneration hat er wenig Hoffnung, dass sich viel ändern wird.
"Selbst wenn sie sich des Problems bewusst sind, sind sie doch so schwerfällig, dass es wirklich schwierig ist, etwas zu verändern", so Kern. "Lasst es mich so sagen: Selbst wenn die Köpfe der großen Unternehmen es verstehen - was an sich schon fraglich ist -, ist es doch sehr schwierig, Veränderungen durchzuführen, wenn alle Gehälter und Boni so mit diesem alten Geschäftsmodell verwoben sind."
"Ich denke, es besteht ein großes Risiko, dass sie von Apple, Google oder Facebook übertrumpft werden. Schaut euch Indie-Spiele an. Riot Games und League of Legends. Sie haben mehr Nutzer als World of WarCraft. Das ist verrückt. Und sie haben nicht mal einen Publisher."
"Wer braucht Publisher noch? Ich sicherlich nicht. Aktuell sind sie mir völlig egal."
Dementsprechend hat man auch keine Pläne, Firefall für PlayStation 3 oder Xbox 360 entwickeln, obwohl es mal eine auf Konsolen lauffähige Version des Spiels gab.
"Warum sollten wir? Ich sehe nicht, wie es in ihr Modell passen würde und ihre Lizenzeinnahmen sind nicht darauf ausgerichtet, von dieser Art von Spielen zu profitieren. Es gibt für mich keinen Anreiz, das Spiel auf die Konsolen zu bringen. Ich bin eher am Mac oder iOS in irgendeiner Form interessiert. Das interessiert mich wesentlich mehr."