Red Dead Redemption läuft hervorragend auf PC und Steam Deck. Kein Wunder: Die Technik ist von vorgestern!
Rockstar’s Late Redemption.
Ihr dürft die Unterzeile gerne doppeldeutig lesen. Ich meine: Red Dead Redemption hat satte 14 Jahre auf dem Buckel! Das sind mal eben zwei Konsolengenerationen. Und in all dieser Zeit war es trotz ständiger Bitten nicht möglich, eine PC-Version auf die Beine zu stellen? Versteht das nicht falsch: Ich freue mich riesig, dass es jetzt so weit ist. Trotzdem komme ich nicht umhin, mächtig mit dem Kopf zu schütteln – und sei es nur deshalb, weil diese Umsetzung vor allem die grafischen Möglichkeiten eines modernen Remasters bestenfalls am Rande streift und stattdessen einfach das alte Original an aktuelle Auflösungen anpasst.
Moment… das stimmt nicht ganz! Es gibt da eine bedeutsame Ausnahme. Red Dead Redemption erlaubt auf dem PC nämlich das Einschalten der Frame Generation unter DLSS. Was deshalb so absurd erscheint, weil doch im Grunde jede Grafikkarte, die Frame Generation unterstützt, das Spiel auch ohne jedes Supersampling mit der ohnehin maximalen Bildrate von 144 darstellt!
Warum Entwicklerstudio Double Eleven, das auch schon mit der Umsetzung für PlayStation 4 und Nintendo Switch beauftragt wurde, ausgerechnet diese Option anbietet, gleichzeitig aber auf Frame Generation unter FSR 3 verzichtet und ansonsten eben nicht mehr tut (oder gar tun durfte?), um den noch immer großartigen Western in komplett modernem Glanz erstrahlen zu lassen, ist mir ein Rätsel.
Na, sei’s drum. Zumal die Neuauflage sehr anständig auf Steam Deck läuft – falls man sich mit 40 Bildern pro Sekunde auf der niedrigsten Grafikstufe zufrieden gibt. Falls nicht, variiert die Rate sehr munter vom hohen 50-er Bereich bis in den niedrigen 40-er, was so ganz nebenbei bedeutend mehr Strom zieht. Gut deshalb, dass sich die niedrigen Details auf dem kleinen Bild nicht wesentlich von den höheren Einstellungen unterscheiden und man bei 40 Sekundenbildern auf etwa zweieinhalb Stunden Spielzeit kommt. Das ist nicht grandios, in Relation zu anderen anspruchsvollen Titeln aber ein anständiger Wert.
Und ich habe es ja schon gesagt: So sehr man Animationen, Texturen, Physik und Steuerung ihr Alter anmerkt, so großartig ist dieser Western auch heute noch. Denn Rockstar hat ähnlich wie beim Nachfolger ein Auge fürs Detail bewiesen, das fast allen anderen Spielen fehlt. Red Dead Redemption ist nämlich jene Serie, mit der Rockstar nicht nur profanem Ballerspaß zelebriert, sondern sich gleichzeitig am intensiven Simulieren einer glaubwürdigen Welt versucht.
Das ist der Grund, weshalb ich schon das erste Red Dead Redemption trotz kleiner, hauptsächlich erzählerischer Schwächen, zu den besten Erlebnissen zähle, die man in einer virtuellen Welt machen kann. Und für mich gilt das bis heute so, weshalb ich euch diese späte Umsetzung besonders dann ans Herz lege, wenn ihr das damalige Spiel noch gar nicht kennt.
Lasst euch nur nicht von den ersten Minuten abschrecken, in denen man sich nach wie vor durch die selten furchtbare Installationsroutine des verpflichtend benötigten Social Clubs quälen muss. Das ist besonders auf dem Deck eine Qual, weil offenbar niemand daran gedacht hat, dass man die Handheld-Installation vielleicht nicht mit Maus und Tastatur, sondern dem eingebauten Controller vornehmen möchte. Zu allem Überfluss darf man dann nicht einmal wählen, den 1GB großen Klub auf die zweite Speicherkarte zu packen, obwohl man das Verzeichnis für die Installation aussuchen soll.
Aus technischer Sicht ist die Umsetzung daher wahrlich kein Glanzpunkt. Abgesehen vom Supersampling und HDR (das allerdings wenige Akzente setzt, sondern für mein Empfinden hauptsächlich das gesamte Bild heller macht) gibt es ja auch keine modernen Effekte. Klar, der Detailgrad ist auf den höchsten Einstellungen bedeutend höher als damals und dass man den Western mit Bildraten jenseits der 30 deutlich entspannter erleben kann, will ich überhaupt nicht unterschlagen.
Lasst euch also nicht davon abhalten, den Klassiker in dieser Form zu genießen! Wenn er einmal läuft, dann läuft dieser ausgesprochen stimmungsvolle Western absolut einwandfrei. Es ist ein Spiel, in dem ich schon damals nur selten die Schnellreise benutzt habe, weil mich jeder Schritt und jeder Galopp in eine Welt gesogen haben, die es so erst im Nachfolger und bis heute sonst nie wieder gab – übrigens auch deshalb, weil sie nicht mit Symbolen und Aktivitäten überladen, sondern auf glaubwürdige Art belebt ist.
Gut, das Zombie-Add-On Undead Nightmare war mir immer zu albern, weil es für mich überhaupt nicht in diese plastische, „reale“ Welt gepasst hat. Dass es hier enthalten und vom Start weg spielbar ist, macht die Umsetzung aber natürlich nicht schlechter – zumal dafür sogar separate Spielstände angelegt werden.
Wie gesagt: Nehmt diesen Klassiker, wie er ist. Es ist immerhin die beste Version, die es auf lange Sicht geben wird, und nach wie vor ein starker Ritt. Nur um Wiedergutmachung für die lange Zeit des Wartens scheint Rockstar mit dieser Umsetzung eben in keiner Weise bemüht zu sein.