Red Dead Redemption
Rauchende Colts
Update:Hier findet ihr unsere Lösung zu Red Dead Redemption.
Mit einer fließenden Bewegung zieht John Marston seinen Colt, legt an und jagt mit einem lauten Knall seinem Gegenüber eine Kugel in die Rippen. Der Gangster klappt getroffen zusammen, krümmt sich am Boden und schreit um Hilfe. Ein weiterer Schuss fällt und der nächste Outlaw wird mit einem Kopftreffer ansatzlos aus dem Weg geräumt. Wie bei einer Puppe, der man die Fäden zerschnitten hat, klappt er über seiner Deckung zusammen und bleibt als stummer Zeuge für die rauen Sitten des Wilden Westen liegen.
Recht makaber, aber mit hohem Schauwert lässt die Euphoria-Animationsengine beim Waffeneinsatz ihre Muskeln spielen. Egal ob Mensch, Tier oder Kaktus, der Physik-Unterbau zerlegt das Ziel mit glaubwürdigen Reaktionen. Pferde knicken ein und stolpern über ihre Hufe, kleine Springböcke werden mitten im Lauf aus der Bahn geworfen und fliegen noch ein paar Meter durch die Luft. Und ein abgeschossener Kaktusarm fällt Saft-spritzend in Richtung Wüstenboden.
Den Höhepunkt markieren aber, wie oben beschrieben, die menschlichen Gegner. Wenn die ungenauen, aber effektiven Schusswaffen einschlagen, reagiert das Opfer glaubwürdig und nachvollziehbar. In Verbindung mit den satten Soundeffekten, dem stark reduzierten Auto-Aiming, dem gelungenen Feedback und der perfekt gewählten Schulterperspektive sind die Feuergefechte so eine wahre Freude. Speziell im Vergleich zum Inhouse-Konkurrenten Grand Theft Auto IV ein echter Fortschritt.
Doch viel Zeit zum Staunen bleibt nicht. Um die Anspielzeit wirklich zu nutzen, nahm ich sofort ein der packenden Nebenaufgaben an. In einem Canyon stehen sich Gangster und Gesetzeshüter gegenüber. Blitzschnell muss ich entscheiden, welche Seite ich unterstütze. Als Gutmensch nehme ich die Halunken unter Beschuss und erledige sie im Handumdrehen. Der anwesende Hilfssheriff möchte die Bösewichter allerdings verfolgen. Gemeinsam mit zwei Überlebenden verfolge ich die Bande und stoße dabei immer tiefer in die karge Hügellandschaft vor.
Beim nächsten Feuergefecht sind die Gegner für den Colt zu weit entfernt. Blitzschnell wechselt Alter Ego John Marsten zum Winchester-Gewehr, aktiviert die Dead Eye Fähigkeit und markiert gleich zwei Gegner hintereinander. Mitten im Lauf gibt er das Geschehen wieder frei und jagt eine Kugel nach der anderen in die verdutzten Cowboys. Nach einem Dutzend weiterer Schergen kommt es zum Showdown mit dem Boss. Doch der Finsterling ist ein Feigling und versucht zu fliehen. John pfeift sein Pferd herbei, schwingt sich in einer fließenden Bewegung auf dessen Rücken und jagt dem Bösewicht hinterher. Tod oder lebendig? Eine Frage, die durch Ruhm und Ehre, Geld und euren eigenen Anspruch beantwortet wird.
Lebendige Gefangene bringen deutlich mehr Geld ein und steigern eure Ehre. Euer Opfer mit Lasso beziehungsweise einem Beinschuss einzufangen, ist jedoch deutlich schwerer als ein finaler Fangschuss. Für einen Toten bekommt ihr immer noch genug Geld, steigert aber nur euren Ruhm. Kaltblütige Morde und Raubzüge lassen dagegen eure Ehre automatisch sinken, während euer Ruhm weiter kräftig zulegt. Erstmals bei einem Rockstar-Spiel wird damit die Moral ein entscheidendes Spielelement.
Auch bei Grand Theft Auto IV gab es solche Momente, doch bei Red Dead Redemption befindet ihr euch ständig auf dem Prüfstein. Bad Boys ziehen verständlicherweise mehr Ärger an als ihre ehrenvollen Konterparts, verbreiten aber genug Angst, um lebensmüde Herausforderer in die Flucht zu schlagen. Als barmherziger Samariter gibt es dagegen Rabatte bei den vielen Händlern und zusätzlich Missionen von der Polizeistation, bei der ich übrigens auch den Gangster-Boss abgeliefert habe.