Red Faction: Armageddon
Magnetisch
Rein erzählerisch leistet das Spiel einiges, besondes wenn man bedenkt, dass es den ersten ernstzunehmenden Versuch der Reihe in dieser Richtung darstellt. Insbesondere die – englischen – Sprecher fielen teilweise als phänomenal gut auf. Speziell der Bösewicht, der über Lautsprecher seine Ansagen hält, hat eine Stimme, der man freiwillig folgt und von der man sich aufstacheln lässt. Hoffentlich findet man für die deutsche Version adäquate Synchronsprecher.
Die Aliens selbst gehören in die Giger-eske Kategorie der Säuresabberer, nur dass diese hier lieber springen statt schnell zu rennen. Die mit jeder Menge natürlichen Säulen ausgestatteten Höhlensysteme bieten dafür viel Raum und auch bei den gelegentlichen Einsätzen auf der Planetenoberfläche fühlen sie sich in Canyon-Schluchten wohl. Die Bandbreite schien bisher noch ein wenig reduziert. Grob ließ es sich in klein, schnell und nervig, mittelgroß und weit verbreitet und große, nicht springende Monster einstufen. Von den Kultisten, die für Abwechslung sorgen sollen, war leider in den gespielten etwas mehr als zwei Stunden noch nichts zu sehen.
Der Ablauf durch die verschiedenen Bereiche soll ebenfalls immer wieder mit Fahrten in unterschiedlichen Gefährten, sogar fliegenden, aufgelockert werden und auch ruhigere, Atmosphäre-aufbauende Passagen fanden sich immer wieder. Ein solides Grundgerüst, das sich zu einer sehr unterhaltsamen Kampagne von etwa zehn bis zwölf Stunden, so zumindest die erste Aussage, zusammenfügen kann. Auch, weil es eben nicht nur Monster zum Abballern geben wird, sondern eben auch immer wieder mal Gebäude in der inzwischen ja fast berühmten Physik-Engine der Serie demoliert werden. Diesmal bleiben sie sogar nicht mehr – immer – stehen, sobald nur noch die Außentreppe das obere Stockwerk hält.
Diese Engine darf sich im Ruin-Modus so richtig austoben. Ihr habt ein knappes Zeitlimit und ein recht großes, aber doch überschaubares Areal, das ihr zu Klump verarbeiten sollt. Sammelt dadurch Punkte und wärmt euch im Licht der erreichten Highscores. Dass dieser Modus den Instinkt des Siegens hervorruft, zeigte sich deutlich, ließ man doch die versammelten Redakteure auf dem Leaderboard gegeneinander antreten. Es wurmt mich immer noch, dass es nur für das obere Mittelfeld reichte. Und ich hätte sicher noch eine Stunde oder zwei versucht, das Optimum aus dem einen gezeigten Level herauszuholen. Herumzuexperimentieren, ob jetzt doch der Magnet oder die schwarzen Löcher größere Verwüstung hinterlassen, kann lange motivieren.
Der Koop-Modus fiel dagegen ein wenig flacher aus. Eine kleine Map aus einer Auswahl von etwa einem Dutzend, vier Leute und 50 Wellen an Feinden. Entweder wird im Survival-Mode einfach nur geballert oder in Defend ein bestimmtes Objekt beschützt. Eine echte Koop-Kampagne ist nicht vorgesehen. Der Infestation betitelte Modus ist nicht schlecht, wenn man ein gutes Vierer-Team hat, das dann später im Dark-Mode nur mit Helmlampen als Lichtquellen die Tunnel verteidigt, aber hier beim Anspielen hab ich es noch nicht gefühlt. Aber es werden Punkte für das Upgrade-System des Solo-Modus gesammelt, also endet selbst eine emotional schwache Runde nicht als reiner Selbstzweck.
Von dem nicht ganz so beeindruckenden Infestation-Modus mal abgesehen scheint der Wechsel weg von Open World hin zum Story-Shooter mit Red Faction: Armageddon gut gelungen zu sein. Der Hintergrund der Welt ist stark genug dafür, die Figuren überzeugen auf den ersten Blick und für Abwechslung sorgt die Mischung aus ballerlastigen Abschnitten, ruhigen Spannungselementen, noch ungesehenen Fahrsequenzen und natürlich jeder Menge Spielereien mit der unglaublichen Magnet-Gun. Selbst wenn der Rest keinen so netten Eindruck hinterlassen hätte, dieses Gewehr allein vergoldet jedes Spiel. Sie ist zu Recht die erklärte Signature-Waffe von Red Faction: Armageddon und bereichert die wie immer unterhaltsam zelebrierte Zerstörungslust. Vom Anspruch her wird es trotz des Magnetismus sicher kein Portal, aber was wird das schon. Red Faction setzt auf traditionelle Werte und fährt allem Anschein nach sehr gut damit.
Red Faction: Armageddon erscheint im Juni für PC, Xbox 360 und PS3.