Red Steel 2
Der mit der Wiimote tanzt
MotionPlus macht sich in den Kämpfen auch dadurch bemerkbar, dass ihr wirklich kraftvoll zuschlagen müsst, um im Spiel einen ebenso kräftigen Schlag auszulösen. Also keine simplen Bewegungen aus dem Handgelenk heraus, sondern gänzliche Armbewegungen. Ein Spiel für die Couch ist Red Steel 2 damit keineswegs. Die starken Atttacken spielen genau dann eine Rolle, wenn die Bösewichte eine Panzerung tragen. Bevor man ihnen ernsthaft schaden kann, benötigt es einige heftige Treffer, damit ihr Schutz in Stücke zerfällt. Auch hier hat man wieder stets das Gefühl, durch seinen saftigen Schwung etwas erreicht zu haben. Das Trefferfeedback spiegelt das auch entsprechend wieder.
Die eigene Gesundheit und Rüstung regenerieren sich übrigens ausschließlich außerhalb der Kämpfe. Sobald ihr eine Auseinandersetzung geratet, müsst ihr mit dem auskommen, was ihr habt. Speziell deswegen ist es so wichtig, dass ihr nicht blindlings in einen Kontrahenten hinein rennt, sondern ruhig und überlegt vorgeht. Wenn sie treffen, dann tun sie das gut. Und passt ihr mal nicht auf oder handelt unbedacht, ist mitunter ganz flott die Hälfte des Energiebalkens futsch.
Apropos Schutz. Ihr selbst habt die Möglichkeit, mehrfach im Spielverlauf Geld in verschiedene Upgrades zu investieren. Ihr kauft euch neue Waffen, verbessert sie, verpasst dem Katana mehr Schaden oder besorgt euch eine Panzerung inklusive mehr Lebensenergie. Selbst einige zusätzliche Kombos könnt ihr mit genügend Bargeld freischalten. Die dafür nötige Kohle bekommt ihr durch die Erfüllung von Haupt- und Nebenaufgaben. Zusätzlich haut ihr einfach sämtliche Kisten und andere Objekte in den Levels kaputt, öffnet Behälter oder knackt Safes. Mit der Zeit kommt so ein stattliches Sümmchen zusammen, dass ihr auch wirklich dafür investieren solltet.
Die Geschichte von Red Steel 2 dreht sich unterdessen um den Kusagari-Clan. Als Angehöriger des solchen kehrt ihr gerade in das Städtchen Caldera zurück, nur um festzustellen, dass der Katakara-Clan euren Clan ausgelöscht hat und ihr der einzige Überlebende seid. Wie es sich gehört, nehmt ihr dafür Rache und wollt den für das Gemetzel Verantwortlichen zur Strecke bringen.
Dahinter steckt aber noch mehr, denn der Katakara-Clan ist ebenso am mächtigen Katana des Protagonisten interessiert. Mit seinem Vorgänger beziehungsweise dessen Story hat Red Steel 2 übrigens nichts gemein. Ihr müsst ihn deshalb auch nicht zwingend gespielt haben, um irgendetwas im Nachfolger zu verstehen. Im Verlauf der Story stoßt ihr dabei auf den einen oder anderen tollen Augenblick. Ihr klettert im schimmernden Mondlicht über Häuserdächer, rast auf einem Auto hängend und Quick-Time-Events nutzend durch die Straßen oder kämpft euch auf einem fahrenden Zug nach vorne. Und falls ihr jetzt Bedenken habt: Dieser eine Ausflug mit dem Wagen ist auch die einzige Situation im Spiel, in der man QTEs verwendet. Abgesehen von solchen Momenten ist der Ablauf in Red Steel 2 aber größtenteils identisch und unspektakulär.
Ihr marschiert hauptsächlich in Richtung eures aktuellen Ziels, erledigt zwischendurch immer wieder mal mehr, mal weniger große Gegnergruppen und betätigt dann gegebenenfalls einen Schalter, zerschneidet Brückenhalterungen und so weiter. Wirkliche Rätsel sind nicht vorhanden, der Kampf steht eindeutig im Vordergrund. Und das ist schade, denn hinter der schicken Hülle von Red Steel 2, das geschickt Elemente aus Western, asiatischer Kultur und der Moderne miteinander vermischt, verbirgt sich dadurch nur wenig Substanz.
Das gilt auch für die stets gleichen Nebenmissionen. Während ihr euch Schauplatz für Schauplatz voran arbeitet, absolviert ihr jedes Mal eine Reihe von Hauptaufgaben und bekommt zusätzliche Nebenaufträge als Bonus. Die verlangen aber stets nur von euch, dass ihr beispielsweise Wanted-Poster von euch zerstört, eine gewisse Anzahl an Trucks in die Luft jagt, Kommunikationstürme aktiviert oder mehrere Gegenstände findet.
Kurz gesagt: Es sind gewissermaßen Standard-MMO-Aufgaben. Gehe zu A, tötete/finde X von Y und komm wieder zurück. Entweder ignoriert ihr sie getrost oder ihr erledigt sie, was euch dann wenigstens etwas mehr Geld beschert und die Spielzeit weiter erhöht. Lasst ihr die optionalen Aufgaben links liegen, beschäftigt euch Red Steel 2 mit seiner Story für rund neun bis zehn Stunden, ansonsten sind es vielleicht ein bis zwei mehr.
Red Steel 2 macht es mir wirklich nicht einfach. Einerseits können die Kämpfe gerade zu Anfang wirklich unterhalten, sind zuweilen auch recht fordernd und spannend. Etwa dann, wenn man gleich zwei Zwischengegnern mit ihren großen Hämmern gegenübersteht, nur wenig Raum zur Bewegung hat und nebenbei noch jemand herumläuft, der auf euch schießt. In solchen Momenten schlägt das Herz höher, man ist aufmerksamer, achtet auf jede kleine Bewegung, um entsprechend reagieren zu können. Je länger man aber letzendlich spielt, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass hinter der sehr stilisierten und schön anzusehenden Kampffassade nicht allzu viel steckt.
Ständig absolviert man ein Scharmützel nach dem anderen, da sorgen auch die immer gleichen Nebenmissionen nicht wirklich für zusätzliche Abwechslung. Mehr Variation, mehr Substanz und auch ein paar zusätzliche geskriptete Ereignisse hätten das Spiel sicherlich in eine höhere Wertungsregion katapultiert. So bleibt Red Steel 2 „nur“ ein gutes Schwertkampfspiel, das insbesondere von MotionPlus getragen wird, mit dem dadurch gegebenen, natürlichen Feeling fasziniert und eine Veranschaulichung dessen darstellt, was mit dem kleinen Knubbel so alles möglich ist oder noch sein könnte. Auf der Schattenseite hat es aber eben auch seine nicht zu übersehenden Schwächen, die daraus jedoch noch lange kein schlechtes Spiel machen.
Red Steel 2 ist ab morgen exklusiv für Nintendos Wii erhältlich, entweder einzeln oder im Bundle mit MotionPlus.