Red Steel 2
Warum heißt das nochmal '2'?
Es fällt nicht schwer, eine Theorie aufzustellen, warum Red Steel 2 nun Red Steel 2 heißt. Obwohl es augenscheinlich nichts, aber auch gar nichts mit seinem Vorgänger gemein hat. Teil 1 spielte in einer L.A.-Yakuza-Umgebung - Oyabuns, Ehre und Leute die Tanaka oder Sato heißen inklusive. Red Steel 2 dagegen scheint mehr von Kings Dark Tower inspiriert zu sein. Einsamer Schwerttyp zieht durch wüstige Western-Lande, kein Hinweis auf Nippons moderne Unterwelt. Dazu noch ein kompletter Schwenk im Artdesign. Weg vom Realismus, hin zum Comic-Look. Warum also 2?
Hier eine Vermutung: Das Erste war zwar kein besonders gutes Spiel, aber praktisch der erste Wii-Drittanbietertitel, der es schaffte, ein paar der Hardcore-Gamer in Richtung Nintendo zu locken. Schwertkämpfe, Blut und Yakuza, das zusammen reichte, um die Millionengrenze bei den Verkäufen zu knacken. Da drüber, und das relativ knapp, liegen eigentlich nur einige Call of Dutys und Resident Evils. Der Rest im Bereich solcher Zahlen ist kinderfreundlich und nett. Vielleicht gibt es auf der Wii wirklich keinen Bedarf für harte Games, aber es ist klar, dass Ubisoft es dann zumindest lieber mit einem halbwegs etablierten Namen versuchen möchte als in ganz neues Franchise-Territorium zu wandern.
Der einzige sofort greifbare Verbindungspunkt von Vorgänger und Nachfolger scheint die Kombi aus Schusswaffen und Schwertkampf zu sein, die hier fließend ineinander übergehen und vom Spieler schnelle Adaptionsfähigkeit fordern. Mit der Klinge lassen sich Kugeln reflektieren, was beide Seiten beherrschen. Die richtige Taktik und Mischung aus Angriff und Verteidigung, Schwert oder Knarre muss nicht nur für jede Art von Feind, sondern für jede Situation gefunden werden. Mitunter greifen euch bis zu sechs Gegner auf einmal an und da empfiehlt es sich nicht, die Konzentration nur auf einen zu fokussieren.
Ein einzelner Gegner sollte aber auch nicht unterschätzt werden. Die in einer Präsentation gezeigten Ninjas – Western meets alles Mögliche erlaubt als Setting viele Freiheiten – konnten selbst einzeln schon zudringlich werden. Ihr müsst jeden Schlag sauber planen, sodass ihr schneller reagiert und auf einen hohen Schlag einen tiefen folgen lassen könnt und so den Gegner aus dem Gleichgewicht bringt.
Das klingt ja alles nett, war ja auch schon so im Ersten gedacht, nur hat es da noch nicht funktioniert. Red Steel 2 kann jetzt glücklicherweise von MotionPlus profitieren und alle bisherigen Anspielgelegenheiten konnten bestätigen, was man hoffte und seit Sports Resort vermutete: Schwertkampf auf der Wii ist möglich. Und er macht, so präzise umgesetzt wie in Red Steel 2, höllisch viel Spaß. MotionPlus erkennt nicht nur extrem genau, wie ihr das Schwert haltet und schwingt, es setzt auch die Kraft um, die ihr beim Schwung aufwendet. Ein leichtes Schütteln aus dem Handgelenk zeigt deutlich weniger Wirkung als ein wuchtiges Ausholen mit der Mote. Habt ihr die Bändchen eigentlich noch? Gummischutz drum? Wenn nicht, dann sucht schon mal…
Ein wenig Magie genehmigt sich die Welt von Red Steel – oder vielleicht ist es doch Hightech? –, indem ihr mit dem Schwert einen Energieball schleudern könnt, der Feinde kurz betäubt und euch besonders in Gefechten mit mehreren Opponenten lebenswichtige Gelegenheiten für schnelle Attacken gibt. Ausgebaut schleudert der Blitz sogar die Feinde in die Luft und euer Western-Samurai hüpft hinterher, um sie in der Luft zu zerteilen. Wundervoll.
Bis zu den Bossen solltet ihr diese Möglichkeiten ergründet haben und halbwegs sicher einsetzen können. Ein erster Blick auf einen Endkampf zeigte deutlich, dass ihr alle Tricks brauchen werdet und Red Steel 2 kein zu einfaches Game sein wird. Speziell für das Parieren mit Druck auf A reicht es nicht, sich nur an die Taste zu erinnern. Schläge müssen so abwehrt werden, wie sie kommen, sprich ein gerader Schlag von oben wird am besten mit einer erhobenen und zumindest schräg-waagerechten Haltung der Mote beantwortet. Abermals, es fühlt sich einfach richtig an und macht so viel mehr Spaß als alles in der Richtung, was andere Spiele ohne MotionPlus versuchten.
Man muss es Ubisoft hoch anrechnen, dass sie offenbar viel Liebe – das Cell-Shading-Design der Optik wirkt frisch und vor allem sehr hochwertig – in ein Produkt stecken, dessen Zielgruppe nicht gerade aus Heerscharen besteht und die sich, einige Jahre ins Land gezogen, nun auch aus einer breiteren Palette von Hardcore-Spielen bedienen dürfen. Sollten die Story und der Spielfluss mit den sehr guten kleinen, unzusammenhängenden Eindrücken mithalten, dann dürfte mit Red Steel 2 das Spiel kommen, das den Erfolg seines Vorgängers verdient hat. Weil es diesmal eben mit seiner hohen Qualität und nicht nur ein bißchen Pixelblut diesen Erfolg rechtfertigen könnte.
Red Steel 2 soll am 25. März erscheinen. Wer noch keinen MotionPlus-Knubbel hat, bekommt ihn im Bundle dazu. Wer schon ausgerüstet ist, kann das Spiel minimal günstiger ohne das Zubehör kaufen.