Skip to main content

Red Steel

Besser als sein Ruf!

Von Event zu Event

Eure Waffenwahl ist indes sehr eingeschränkt. Hauptsächlich ballert Ihr durch die Gegend, das Schwert zieht Ihr nur in begrenzten Situationen. Anstelle eines Inventars voller Knarren, tragt Ihr maximal zwei Schießeisen am Leib. Unterwegs finden sich allerdings etwaige Modelle und die dazu gehörige Munition, die von erledigten Bösewichten zurückgelassen werden (die Leichen lösen sich hier in Luft auf). Kündigt sich ein Schwert-Duell an, haltet Ihr plötzlich ohne Euer Zutun das Katana in der Hand und das geskriptete Event nimmt seinen Lauf.

Ihr kommt aber keinesfalls an diesen Zwischenfällen vorbei. Denn das Spiel schleust Euch quasi im streng linearen Verfahren von einem Event zum nächsten, wo Ihr Gängen und Räumen folgt, die jeweils nur einen ultimativen Weg offen lassen. Das ist zwar bei den meisten anderen Actionspielen nicht viel anders, bei Red Steel fällt es aber sehr deutlich ins Auge. Dabei legt das Spiel in regelmäßigen Abständen automatisch Speicherstände an, selbst habt Ihr darüber keine Kontrolle. Macht aber nix, die Speicherpunkte sind in der Regel sehr fair gewählt, wenn auch teilweise im Timing nicht immer ideal. So nervt es bisweilen, dass vor Schwert-Duellen an unpassenden Orten gespeichert wird und man im Falle einer Niederlage unnötigerweise immer wieder durch dasselbe Treppenhaus latschen muss.

In der Ruhe liegt die Kraft – denkste!

In einigen Missionen kämpft Ihr überdies nicht nur gegen die Gangster, sondern auch gegen die Uhr: Beispielweise, wenn Ihr vor der Zerstörung einer Fabrik rechtzeitig aus dem Gebäude fliehen müsst, Ihr versucht, ein Flugzeug am Abflug zu hindern oder binnen weniger Minuten von einem Ende des Parkhauses zum anderen gelangen sollt – inklusive der Säuberung diverser Feinde. Keine Frage, dass Ihr bei den ständigen Schießereien auch den einen oder anderen Treffer kassiert, schließlich sind die Yakuza praktisch immer in der Überzahl. Hilfreiche Medizin benötigt Ihr jedoch nicht, denn Red Steel setzt ein ähnliches System ein wie Call of Duty 3. Nach wenigen Sekunden Ruhe seid Ihr wieder topfit. Wer also kurz eine Deckung aufsucht, ist schnell wieder auf den Beinen.

Hey Baby, ich hab meine Essstäbchen vergessen, tun's auch diese Dinger?

Zu Beginn des Spieles kommt Ihr so eher selten in die Bredouille, erst später steigt der insgesamt moderate Schwierigkeitsgrad ein wenig an. Das liegt unter anderem an den Heckenschützen, die Euch des Öfteren aus einem zunächst verborgenen Versteck unter Beschuss nehmen. Hin und wieder findet Ihr jedoch kugelsicheren Westen, die einen Teil des Schadens von Euch abhalten.

Um den ansteigenden Level nicht nur mit Schusswesten ein wenig auszugleichen, wird im Laufe des Spiels das Fokus-System aktiviert, bei dem es sich um nichts anderes als Zeit-Manipulation handelt. Sobald Ihr verschiedene Kontrahenten schnell hintereinander mit Euren Bleikugeln verziert, lädt sich eine spezielle Anzeige auf. Mittels einer Wiimote-Geste aktiviert Ihr das System und die Action friert ein. Nun markiert Ihr in aller Ruhe die Feinde, die nach Ablauf der Fokus-Zeit fein säuberlich über den Haufen geballert werden. Alternativ dürft Ihr sie aber auch entwaffnen. Wenn es Euch dabei gelingt ihren Anführer außer Gefecht zu setzen, ergeben sich sogar alle Feinde gleichzeitig - das gebietet ihnen die Ehre. Bei all dem Geballer und Schwertgefuchtel ist es übrigens interessant, dass kein Tropfen Blut fließt.

Präsentation hui oder pfui?

Die Schlag-Spuren sehen gut aus, die Umgebung im Hintergrund leider nicht.

Technisch ist das Spiel ein, ehm, zweischneidiges Schwert. Einige Szenarien sind wirklich ansehnlich und zeigen, dass auch Wii-Spiele mit stimmungsvoller Optik daherkommen können. Vor allem die Lichteffekte erzeugen dabei eine hübsche Atmosphäre. Daneben gibt es aber viele Räume, die einfach nur langweilig und nahezu hässlich wirken, und dazu noch oftmals wie nach Schema F erstellt zu sein scheinen. Durchgehend gelungen sind jedoch die Spezialeffekte und die Explosionen, mit denen das Spiel nicht geizt. Dieses Feature macht sich in der Praxis gut, wenn Widersacher durch das Sprengen von Fahrzeugen oder Fässern gleich mit in die Luft gehen. Leider kommt es in einigen Abschnitten zu einem merklichen Ruckeln beim Laufen, das sich als recht störend erweist. Ein Mysterium sind mir die Zwischensequenzen. Sie bestehen lediglich aus (teilweise) animierten Artworks und sind meist noch mit Dialogen unterlegt. Soll das nun ein stilistisches Mittel sein oder hatten die Entwickler einfach nicht genügend Zeit? Einen wirklich stimmigen Eindruck machen sie jedenfalls nicht.

Hinsichtlich des Multiplayer-Modus bieten sich drei Spielmöglichkeiten für bis zu vier Zocker – Deathmatch, Team-Deathmatch und Killer. Bei letzterem erhält jeder Gamer einen Anruf auf seiner Wiimote mit einem speziellen Auftrag („Verteidige Spieler 1“, „Töte Spieler 3“, usw.), was zu interessanten Verwicklungen führen kann. Allerdings muss man die Wiimote dazu schon relativ vermummen, damit die anderen Spieler nichts von dem Gesagten mitbekommen. Leider verfügt auch dieses Spiel nicht über einen Online-Modus. Sehr schade, denn so bekämen die drei Modi eine wesentlich höhere Portion Sinn und Spaß spendiert.

Red Steel ist besser als sein Ruf. Mit diesem Satz könnte man den Eindruck zusammenfassen, den ich beim Zocken erhielt. Klar, das Spiel wird dem vom Marketing erweckten Hype nicht gerecht - so schlecht wie es einige Medien machen wollen, ist es aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Die Shooter-Einlagen machen nach der Gewöhnung an die neuartige Steuerung viel mehr Spaß als bei Call of Duty 3 und gehen deutlich intuitiver von der Hand. Wenn Ubisoft nur die Schwertkämpfe besser hinbekommen und diversen Räumlichkeiten mehr Beachtung geschenkt hätte, nicht zu vergessen stimmigere Zwischensequenzen und die Ausmerzung etwaiger technischer Patzer, könnte man den Titel durchaus als gelungenen bis sehr guten Vertreter des Actiongenres sehen. Wer also über die Ungereimtheiten hinweg sehen kann und einen geradlinigen Shooter sucht, der durchaus von der neuen Wii-Steuerung profitiert, sollte Red Steel definitiv eine Chance geben.

7 / 10

Schon gelesen?