Skip to main content

RedMagic 8S Pro im Test - Das schnellste Gaming-Handy wurde noch mal ein wenig schneller

Die Taschenspielkonsole dreht weiter auf.

Das Rennen um das schnellste Handy ist im vollen Gange. Überzeugte Anfang Februar das RedMagic 8 Pro mit dem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Chip als das praktisch schnellste Handy am Markt, hat die Konkurrenz mittlerweile nachgezogen. Also ist es nur sechs Monate später Zeit für ein Update, oder vielmehr einen leicht höher getakteten Gen 2 Chip. Hallo, RedMagic 8S Pro. Das „S“ ist wichtig. Achtet beim Kauf darauf, nicht das ältere, praktisch genauso teure Modell zu erwischen.

Ich werde nicht alle Details erneut durchgehen. Die meisten Features des alten 8 Pro finden sich auch in dem Update, denn genau das ist das neue 8S Pro. Alle Buttons sind da, wo sie zuvor waren, die Hülle ist in meinem Falle solides Aluminium – die Version nennt sich Platinum –, aber dank des Lüfters, der nun mal nötig ist, um die teilweise absurde Rechenleistung dauerhaft zu halten, immer noch nicht wasserfest. Die Rückseite verzichtet auf noch mehr Gamer-Beschriftung und so wirkt das 6,8-Zoll Handy mit seinem fast nicht existenten Rahmen seinem Preis von 800 Euro angemessen edel. Prinzipiell fand ich die Void-Version mit der Glasrückseite schicker, aber nach 6 Monaten zeigten sich auch Nachteile. So saugte der Lüfter zwangsläufig Staub ein und der war nicht so schön anzuschauen.

Die schicke dunkle Alu-Version gibt es leider 'nur' mit 12GB+256GB, kostet dafür aber auch nur 650 Euro, statt der 800 Euro für die helle 16GB+512GB.

Nun also Titanium und die 230 Gramm liegen nach wie vor besser in der Hand als das etwas kantig anmutende Design andeutet. Nach sechs Monaten mit dem Vorgänger hatte ich nie Probleme, sieht man mal davon ab, dass Einhandbedienung bei allen Geräten dieser Größe keine leichte Aufgabe ist. Der Screen ist nach wie vor hinreißend, mit satten, aber natürlichen Farben, da musste nicht geschraubt werden.

Wurde auch nicht, was aber eine Baustelle war und teilweise immer noch ist, das ist die Übersetzung der eigenen Softwarebereiche. Android 13 ist, was es ist, und das ist ausgezeichnet, darauf läuft aber dann noch RedMagic OS 6.0. Ein frisches Update vor zwei Tagen brachte dann die Sicherheitsupdates auf Stand, sowie auch Google Play. RedMagic OS ist an sich keine schlechte Sache. Gut, einige Optionen finden sich etwas anders sortiert als ich es vom Pixel gewohnt bin, aber im Grunde kommt euch das OS im Normalbetrieb kaum in die Quere oder zeigt sich überhaupt.

Nicht einfach zu fotografieren und sieht irl viel besser aus: Die spiegelnde Alu-Oberfläche zieht konzentrische Ringe um den Lüfter, der das einzige optionale Leucht-Element ist. Auch sonst wurden die Gaming-Verzierungen noch einmal weiter zurückgefahren.

Das ist erst der Fall, wenn ihr ins Gaming geht, mit dem roten Schalter an der Seite. Dieser öffnet nach wie vor das Gaming-Hub, in dem ihr alle möglichen coolen Dinge mit Games machen könnt. Leistungseinstellungen, externe Controller konfigurieren, die Touch-Trigger an der Seite feintunen, Energieverbrauch optimieren. Es kamen mit dem Update Features dazu, aber warum auch, es gab schon jede Menge und viele davon super. Was sich auch nicht geändert hat und an diesem Punkt finde ich es langsam peinlich, ist die offensichtlich automatisiert erstellte Übersetzung dieser Features. Ja, man braucht nicht lange grübeln, was mit „Rotes magisches Wasserzeichen“ wohl gemeint ist, aber die Übersetzungs-KI kann wohl nicht zwischen Firmennamen und Rechtschreibfehler unterscheiden. Nun, die deutsche Übersetzung ist jetzt richtig, aber etwas zu wörtlich. „Spiel Raum Tapete“? Über so etwas stolpert man immer noch hier und da.

Okay, alte Macken bleiben, was wurde besser? Nun, ein anderes Sorgenkind war die eher mittelmäßige Kamera. Technisch blieb alles gleich. Nach wie vor habt ihr eine Samsung-Linse, die jetzt dank besserer Software bessere Bilder macht, vor allem im Dämmerlicht oder dunklerem Raumlicht. Der Sprung ist beachtlich und zeigt einmal mehr, wie wichtig die Software bei der Kamera ist und was man an dieser Stelle herausholen kann. Das heißt aber auch, dass Google mit seinen Pixel-Kameras immer noch einen immensen Vorsprung hat, und dieser zeigt sich gern bei Nachtaufnahmen. Während das RedMagic 8S Pro inzwischen mehr Details rausholt und weniger mit Artefakten um sich wirft, sehen die Google-Pixel-Bilder einfach gut und natürlich aus. Da ist noch ein wenig Arbeit nötig, aber ganz offensichtlich ist man da dran und ich hoffe auf mehr davon in Update-Form. Dass aber keine Wunder möglich sind, das zeigen die nach wie vor mittelmäßige Weitwinkel-Linse, die praktisch unbenutzbare Makro-Linse und auch die hinter dem Screen versteckte Front-Kamera. Das sei dieser aber noch am ehesten verziehen, denn statt den Bildschirm zu verschandeln, versteckt sich komplett dahinter und funktioniert dank Magie oder Technik trotzdem ganz okay.

Der Gaming-Hub ist praktisch, denn für jedes Game lassen sich untreschiedliche Leistungs-, Steuerungs- und Bildschirmeinstellungen definieren.

Dass der Fokus nicht auf Westentaschen-Spiegelreflex-Ersatz, sondern auf Gaming und Leistung liegt, macht nicht nur der große, Kamera-freie Screen klar. Die Leistung des verbesserten Gen 2 Prozessors ist mal wieder absurd. 3DMark muss mal wieder ran und unter Wild Life Extreme fangen wir gar nicht an. 20-25 Frames, 23 im Durchschnitt, sind in diesem mit 4K-gerenderten Ausflug in ferne Welten kein Problem mit dem RedMagic 8 Pro Gen 2. Nicht nur das, dank der aktiven Prozessorkühlung hält es diesen Wert auch im Stresstest mit seinen 20 Durchgängen. Die 3850 Punkte hält es hier auch im 20-ten Durchgang, eine Stabilität von über 99 Prozent. Auch das 8 Pro Gen 2 wird bei so einem Marathon warm – von 34 auf 50 Grad –, aber nie wirklich heiß und das, obwohl ich es dafür nicht mal aus seiner Plastikschutzschale nahm. Tut man das, sorgt das Alu noch mal für bessere Wärmeableitung. Der Geekbench schraubt sich auf 2070 Punkte im Single Core und 5600 im Multi (1500 und 5200 zuvor). Durchaus ein Anstieg.

Aber ist der Sprung jetzt gewaltig? Nun, nein. Der vorige Chip kam auch schon auf 3650 Punkte in 3DMark, jetzt sind es 3850. Das ist mehr, aber kriegsentscheidend dann auch nicht. Ich würde also nicht das 8 Pro schnell versetzen, um sofort ein 8S Pro in der Tasche zu haben. Aber wenn ich eh neu kaufe, dann würde ich darauf achten, dass ich das neuere Modell erwische. Das mehr an Leistung ist bei normalen Apps schwerer messbar, aber leistungsintensive Apps wie Adobe-Produkte laufen noch mal ein Ticken besser.

Noch mal schneller, aber kein neuer Prozessor. Der höher getacktete Gen 2 mit schnellerem Speicher holt im 8S Pro noch mal ein paar mehr Frames raus.

Ein nach wie vor exzellentes und mittlerweile auch deutlich stabileres Feature ist das Screencasting. Nachdem RedMagic Studio installiert ist, reicht entweder eine WLAN- oder eine USB-Verbindung, um ein praktisch Lag-freies – zumindest mit USB-Kabel – Abbild des Handybildschirms auf den großen Screen zu holen. Ausprobiert habe ich das mit PUBG, Horizon Chase und Castlevania: Symphony of the Night und alle drei spielten sich nun dank Maus, Keyboard und Controller ausgezeichnet. Das ist umso beeindruckender, als dass ich das auf einem älteren Surface-Notebook ohne jegliche Gaming-Eigenschaften tat. Das 8S Pro hängt einen solchen Rechner in Sachen Leistung um Längen ab, aber kann halt einfacher einen großen Bildschirm und Eingabegeräte verwalten. Emulatoren wie der nun sehr Werbe-verseuchte und sicherheitstechnisch fragwürdige Bluestacks werden damit praktisch überflüssig, da selbst Makros mit entsprechender Windows-Software kein Problem sind.

Insoweit würde ich dank der nun stabilen Software das 8S Pro – und auch das 8 Pro – als valide Gaming-Plattform jenseits des klassischen Handy-Daseins betrachten. Ich war nie ein Freund von Touch-Eingaben bei vielen Mobile-Games und diese Games mit dem Controller machen einfach mehr Spaß. Sicher, nicht jedes Games unterstützt das auf Android oder macht überhaupt anders Sinn als mit Touchscreen. Aber mit dieser Kombination hat man eine anständige Spieleauswahl zur Hand, selbst wenn das Gerät sonst nichts mit moderneren Games am Hut hat. Nur, dass das Gamepad per Bluetooth mit dem Handy und nicht mit dem Laptop verbunden sein muss, ist nicht ganz intuitiv, aber jetzt auch kein echtes Problem. Auch kann das 8S Pro seine theoretisch möglichen 120 Hz nicht ausspielen, dieses lokale Streaming ist auf 60 limitiert, die es in einem PUBG oder Honkai Star Rail perfekt hält.

Der Akku ist im 8S Pro ein 6000er mit 65W Schnellladung. Ich kann problemlos einen langen Arbeitstag mit ein wenig Gaming verbringen und ende dann bei 40-50 % Akkuladung. Das 8S Pro ist auf lange Gaming-Sessions ausgelegt und selbst anspruchsvolle Games halten zumindest ein paar Stunden durch. Auch der Speicher ist mit 16G+512G sehr großzügig bemessen und der Preis für all das liegt mit 800 Euro in einem gesunden Rahmen.

Dank nun stabiler Software ein echtes Highlight: Nutzt euer Handy einfach als Spielkonsole. So konnte ich sogar über einen 15 Jahre alten Lenovo-Laptop Horizon Chase auf einem größeren Screen mit Controller spielen.

Ein echtes Problem ist nach wie vor die Zubehörsituation. Das einzig Gute vorweg: Das 8S Pro ist hundertprozentig kompatibel mit dem 8 Pro, alle Schutzfolien und Hüllen sind also nutzbar. Leider gibt es davon auch nach sechs Monaten nicht so viele und vor allem keine qualitativ hochwertigen. Der übliche Ramsch halt, keine Premium-Produkte weit und breit, was bei einem Gerät in dieser Preisklasse traurig ist. RedMagic selbst ist da auch keine Hilfe. Das wenige, was in ihrem Shop überhaupt gelistet wird, ist nicht besser und meist ausverkauft. Und über die grausige mitgelieferte Folie und Schale müssen wir nicht reden. Weiterhin eine echte Schwachstelle der Marke.

So ein hübsches und nicht ganz preiswertes Handy verdient eigentlich auch passendes Zubehör, aber da schwächelt RedMagic leider immer noch ganz schön.

Tja, ansonsten verweise ich auf den RedMagic 8 Pro Test. Wenn ihr einen kleinen Taschen-Gaming-Computer haben wollt, der nebenbei noch ein ausgezeichnetes Smartphone abgibt, dann seid ihr hier immer noch genau richtig. Mehr als zuvor sogar, denn ein wenig mehr Power schaden nie. Ein hervorragender Screen, ausgezeichnete Verarbeitung, die mittlerweile gut ausbalancierte Lüftersteuerung, die mittlerweile rund laufende Software, ich benutze das 8S Pro wirklich gern, noch mal etwas mehr als das 8 Pro vor einem halben Jahr. Sicher, einen direkten Neukauf rechtfertigt das in keiner Weise, dafür sind die beiden Geräte viel zu ähnlich. Dazu blieben die alten Baustellen, selbst wenn Fortschritte zu erkennen sind. Die Übersetzung driftet hier und da ganz schön weit ab und die Kamera wird wohl nie zu den Spitzen in dieser Disziplin aufholen.

Aber wie gesagt, das wiegt mittlerweile weniger schwer und so ist das 8S Pro genau das, was es sein möchte: Eine kleine, aber leistungsstarke Gaming-Plattform mit nur sehr wenigen Abzügen im Alltags-Handy-Leben. Sicher, ambitionierte Foto-Künstler müssen sich woanders umschauen, aber als Gaming-Phone mit Betonung auf Gaming liegt das RedMagic ganz weit vorn.

Das RedMagic 8S Pro ist ab dem 3.8.2023 erhältlich. Ab dem 27.7. könnt ihr ein Early-Bird-Angobot nutzen und 29 Euro auf der RedMagic-Webseite sparen sparen. Das 8S Pro wird ausschließlich über RedMagic selbst und den RedMagic-Amazon-Shop erhältlich sein.

RedMagic 8S Pro Gaming Smartphone
PROCONTRA
  • Herausragend schneller Prozessor
  • Ausgezeichnete Verarbeitung
  • Fantastischer, sehr großer Screen mit hohem Screen-to-Body-Verhältnis
  • Viele nützliche Gaming-Features
  • Einfaches lokales Streaming auf einen Windows-PC
  • Großer Speicher
  • Kamera besser, aber immer noch eher gehobenes Mittelmaß
  • Im RedMagic OS selbst viele seltsame Übersetzungen
  • Zubehörsituation immer noch sehr mau

Schon gelesen?

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

Verwandte Themen