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Rein theoretisch: Was steckt im Wii-Nachfolger 'Project Cafe'?

Digital Foundry analysiert die Gerüchte

Außerdem wird aktuell über eine AMD GPU aus der R700-Familie gesprochen, was uns unglücklicherweise nur sehr wenig darüber verrät, was wir von Cafes Grafik zu erwarten haben. Es passt allerdings zu Nintendos Vorgehensweise, auf günstige, existierende Hardware zu setzen, vermutlich mit konsolenspezifischen Anpassungen.

Was die Leistungsfähigkeit angeht, kann der R700 vieles sein: Von einer Low-Power Radeon HD 4350 mit 80 Streaming Processing Units bis hin zu einer HD 4890, die zehnmal so viele verwendet. Optimistische Spekulationen zielen auf eine HD 4770 als wahrscheinlichsten Kandidaten für Cafe. Unsere Quellen jedoch legen nahe, dass das allgemeine Profil der GPU weitaus näher an der Xbox 360 ist und wir hörten sogar, dass sie in einigen Bereichen ein Defizit im Vergleich zu Xenos aufweisen könnte.

Obwohl dies einige enttäuschen dürfte, sollte man nicht vergessen, dass Nintendo in den vergangenen Jahren durch eine Kombination verschiedener Faktoren unglaubliche Erfolge feierte: Neue Konzepte, die eine Mainstream-Zielgruppe ansprechen, ein Preis, der von Beginn an "richtig" war sowie Profitabilität mit jedem verkauften Gerät bereits ab Start. Dazu kommt noch, dass Nintendo sich nicht in den Hardware-Krieg mit seinen Wettbewerbern begab. Wii – und vermutlich Project Cafe – sind keine Konsolen mit zehnjährigen Lebenszyklen, wie es etwa die Xbox 360 und PS3 sein müssen, um ihre Kosten wieder einzuspielen.

Darüber hinaus müssen wir verstehen, dass Nintendos primärer Fokus nicht der Core-Gamer ist. Lasst und für einen Moment annehmen, dass die Cafe-GPU tatsächlich 50 Prozent schneller ist als der Xenos-Chip der 360, ansonsten aber in jeglicher Hinsicht identisch, vielleicht noch mit einem kleinen Boost beim eDRAM. Was bedeuten diese 50 Prozent für ein typisches Third-Party-Spiel? Lässt sich die Mainstream-Kundschaft von einer höheren Bildrate, weniger aggressivem LODding, höheren Texturdetails oder 1080p-Auflösung beeindrucken? Wenn man keinen echten Generationensprung über eine Grafik erreichen kann, die den Mainstream sofort anspricht, macht es sehr viel mehr Sinn, auf ein neues Controller-Konzept abzuzielen.

Was wiederum die perfekte Überleitung zur Business-Perspektive darstellt. Nintendo muss sich pro Gerät in einem bestimmten Preisrahmen bewegen und bereits ein Controller-/Tablet-Hybrid nimmt schon einen bedeutenden Teil des zur Verfügung stehenden Budgets ein, was die Mittel bei CPU und Grafikkarte limitiert.

Der Plattform-Hersteller könnte zwar riskieren, die Verluste pro Konsole über Spiele und Peripherie wieder einzufahren, aber das ist einfach nicht die Vorgehensweise, die Nintendo in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat. Es ist schwer vorstellbar, dass sich daran etwas ändern sollte. Besonders wenn man bedenkt, dass sich das wirtschaftliche Klima in den nächsten zwei Jahren kaum deutlich verbessern dürfte.

Was hat es mit den Gerüchten über die Abwärtskompatibilität auf sich? Angenommen, das Joypad hat Buttons, D-Pad und Analog-Sticks, dann würden die alten GameCube-Buchsen, die die Wii noch bot, unnötig werden. Nichts hält Nintendo davon ab, Bluetooth für den Controller-Input zu nutzen (zusammen mit WirelessHD oder etwas ähnlichem für die Grafik), wodurch auch das Wii-Zubehör noch funktionieren dürfte. Nintendo könnte am Cafe einfach eine Buchse für die Infrarot-Leiste der Wii verbauen, doch es könnte auch sein, dass Cafe selbst eine Sensorleiste beiliegt, die in irgendeiner Weise mit den neuen Controllern interagiert.

Technisch gesehen sollte es genügend Gemeinsamkeiten mit Wii und GameCube geben, um gute Abwärtskompatibilität zu gewährleisten – vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um einen AMD-Grafikchip und eine PowerPC-CPU. Lediglich einige der bizarreren Elemente der ursprünglichen Hardware könnten aber eventuell für Probleme sorgen. Mit über 86 Millionen verkauften Wiis sollte man annehmen, dass Nintendo Abwärtskompatibilität im Blick hat, weil es eine kosteneffiziente Art ist, dem neuen System gewissermaßen eine Starthilfe zu geben.

Was beinahe genau so interessant ist, wie die eigentlichen Gerüchte, sind die Dinge, die in den Spekulationen keine Erwähnung finden. Zum Beispiel, wie viel RAM Project Cafe haben wird. Da im 3DS 512 MB verbaut sind, erwarten wir hier etwas mehr. Mindestens 1 GB. Und was ist mit Onboard-Speicher? iOS-artiger Flash-RAM, SD-Karten-Unterstützung oder Onboard-HDD? Angenommen, Cafe hat ein optisches Laufwerk: Handelt es sich um DVD oder Blu-ray? Kann man auch Filme auf die Controller streamen?

Und dann ist da noch der Online-Aspekt, worüber die Gerüchteküche ebenfalls noch schweigt. Aus einer infrastrukturellen Sicht ist Nintendo geradezu jämmerlich bestückt, was eine brauchbare Netzwerk-Präsenz angeht. Xbox Live hinkt man Generationen hinterher. 3DS-Elemente wie StreetPass deuten darauf hin, dass sich der Hersteller ernsthafte Gedanken darüber gedacht hat, innovative Netzwerk-Features zu erdenken. Aber Konzepte wie Freundescodes und der Mangel an Sprach-Chat beschränken die Möglichkeiten des Dienstes drastisch und lassen Nintendo vergleichsweise limitiert und unterentwickelt wirken.

Wir wären überrascht und erfreut, wenn sich das Unternehmen mit einem technologischen Sprung über die aktuelle Generation hinwegsetzt, unser Bauch sagt uns allerdings, dass die wahre Innovation den Controller betrifft und die Art, auf die ihn der Hersteller einsetzen wird. Nintendo hat definitiv eine interessante Zeit vor sich. Die E3 kann kommen.

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