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Resident Evil 4 HD

Noch einmal, bitte

Anderes Szenario: Mehrere Feinde rennen auf euch zu. Ihr könnt nicht ausweichen und müsst sie schnell erschießen. Hört ihr dann das Klicken des leeren Magazins, geht der Herzschlag nach oben, während ihr "mach schneller!" brüllt. Je schutzloser ihr dem Feind gegenübersteht, desto mehr Angst bekommt ihr. Nehmt Silent Hill 2 mit seinem hakeligen Nahkampfsystem oder die Machtlosigkeit in Amnesia als weitere Beispiele. Denkt wirklich einmal kurz darüber nach. Habt ihr mehr Angst in einem Dead Space, das euch die komplette Kontrolle samt mächtigem Waffenarsenal überreicht, oder eher in den oben genannten Titeln?

Wie Resident Evil 4 es nun schafft, dieses Gefühl in einer mehr als zehnstündigen Kampagne stets aufrechtzuerhalten, ist das wahre Kunststück. Jeder Bereich oder Raum, den ihr betretet, gibt euch eine neue, teilweise komplett unerwartete Gefahr und setzt immer noch einen drauf. So trefft ihr im dritten Akt auf den Garrador, der zwar nichts sieht, dafür aber jedes Geräusch bemerkt und Leon sofort zerfleischt. Die Entwickler setzten den einzigen Schwachpunkt auf die Rückseite, um den Spieler zur Bewegung zu zwingen. Zu diesem Zeitpunkt der furchteinflößendste Moment im Spiel.

Lasst euch von diesem Marketing-Bild keinen Bären aufbinden.

Wenig später landet ihr dann in einem kleinen, verschlossenen Käfig. Zusammen mit dem Garrados. Panisch spurtet ihr zur Tür, feuert auf das Schloss, trefft wegen der Nervosität vielleicht erst beim zweiten Schuss und öffnet das Gitter mit einem Tritt. Das Szenario erscheint nach der ersten Konfrontation so abwegig, dass euch der Überraschungseffekt voll erwischt.

Ich könnte mit Leichtigkeit mehrere Seiten damit füllen, euch all die unterschiedlichen Sequenzen aufzuzählen. Selbst die kleinen Überraschungen verhelfen der Abwechslung. Ob es nun tödliche Laserstrahlen sind oder Fässer, die wie in Donkey Kong beim Anstieg auf Leon zu rollen. Resident Evil 4 verbannt das Wort Langeweile. Sogar die Eskorte von Ashley funktioniert. Ja, die KI ist dumm, folgt jedoch euren Anweisungen. Lasst sie stehen oder versteckt die Präsidententochter in einer Kiste, während ihr den Raum säubert. Darüber hinaus begleitet sie Leon nur sehr kurz, da eure Widersacher das Mädchen sofort wieder einfangen.

Erstaunliche Ähnlichkeit mit meinen ersten Dates.

Selbst nach sechs Jahren steht das Spiel felsenfest an der Actionspitze und jeder Third-Person-Shooter übernahm die Über-die-Schulter-Perspektive. Versteckte Gegenstände oder wertvolle Schätze belohnen den Forscherdrang und das Aufrüsten eurer Waffen fügt ein nettes RPG-Element hinzu. Alles verschmilzt zu einem großartigen Bild.

Ihr erkennt bestimmt meine offensichtliche Liebe für Resident Evil 4. Genau deswegen bereitete mir die "High Definition"-Version solche Bauchschmerzen. Nicht nur, dass der Titel grafisch kein Stück verbessert, sondern einfach ohne große Beachtung auf den Marktplatz geschmissen wurde, die restlichen Veränderungen zählt man an einer Hand ab. Wo bleibt die Hingabe aus dem Remake des ersten Resident Evil? Gehört ihr zu der hoffentlich gegen Null tendierenden Minderheit, die nie in den Genuss von Resident Evil 4 kamen, kauft es euch. Alle anderen spielen mit ihren alten Version.

Ah, I'll buy it at a high price! - I don't think so, stranger.

Resident Evil 4 HD ist via Xbox Games on Demand sowie im PlayStation Network für jeweils 20 Euro erhältlich. Zahlt ihr auf der Xbox mit Microsoft-Punkten, fallen derer 1.680 an, was auf knapp 21 Euro hinausläuft. Wieso hier ein Euro mehr anfällt, wissen wir auch nicht. Der PlayStation Move-Controller wird übrigens nicht unterstützt.

7 / 10

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