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Resident Evil 4: Wii Edition

Perfektes Spiel, perfekte Steuerung?

Selbst echte Wii-Fans müssen zugeben: Die erste Software-Welle war eine Katastrophe. Anfangs enttäuschte vor allem die miserable Grafik. Doch während die Optik ständig besser wurde, versagten die letzten Veröffentlichungen vor allem bei der umständlichen Bedienung. Die Liste der Enttäuschungen ist lang. Ob Action, Sport oder Geschicklichkeit, mal abgesehen von den Nintendo-Titeln und ein paar löblichen Ausnahmen – z. B. Madden NFL und Rayman Raving Rabbits – bekleckerte sich eigentlich kein Publisher mit sonderlich viel Ruhm. Doch besonders hart traf es die Shooter. Anfangs noch als Mekka für Action-Freunde propagiert, ließ nur das hässliche Far Cry erkennen, wie viel Potential in Nintendos innovativer Steuerung steckt.

Das Hauptproblem der meisten Titel war die fehlende Zeit. Einige Publisher wollten unbedingt gleich mehrere Spiele zum Launch präsentieren und veröffentlichten dabei auch ein paar echte Gurken. Vorzeige-Publisher Capcom dagegen ließ sich richtig Zeit. Statt ein paar Schnellschüsse auf den Markt zu werfen, wurden mit viel Geduld in Japan gleich zwei Resident Evil-Ableger in Auftrag gegeben, die schon jetzt einen hervorragenden Eindruck machen. Zum Capcom Gamers Day gab es erstmals detaillierte Informationen zu Resident Evil 4 Wii Edition und Resident Evil: The Umbrella Chronicles, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Die Neuentwicklung werden wir Euch morgen näher bringen, doch heute besuchen wir erneut das spanische Hinterland und sagen Euch, was sich seit der PS2-Fassung so alles getan hat.

Survival-Horror par Excellence

Das freie Fadenkreuz erleichtert das Überlebenstraining enorm.

Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man Resident Evil 4 als eines der besten Videospiele aller Zeiten deklariert. Der vierte Teil der Survival-Horror-Saga brach nicht nur mit vielen leidigen Serien-Traditionen, wie der fixen Kamera, sondern überzeugte auch inhaltlich von Anfang bis Ende. Erstmals waren nicht Zombies die Gegner, sondern verrückte Dorfbewohner, die mit beachtlicher Geschwindigkeit den Helden Leon S. Kennedy durch die Dörfer jagten. Geniale Bossfights, spannende Reaktionstests und eine schlüssige Story begeisterten natürlich auch bei der PS2-Umsetzung. Die PC-Fassung versagte auf der ganzen Linie, wobei diese nicht von Capcom selbst, sondern von Ubisoft veröffentlicht wurde.

Allein die Steuerung funktionierte bei keiner Version optimal. Wenn man vom Laufen ins Schießen wechseln wollte, musste man die Waffe jedes Mal neu positionieren. Die Gegner hatten so Zeit, näher zu kommen und Leon auseinander zu nehmen. Genau hier spielt die Wii-Version ihre Vorzüge aus und trennt geschickt Zielen und Laufen voneinander. Während mal also mit dem Analogstick Leon bewegt, steuert die Wii-Remote die ganze Zeit das Fadenkreuz. Leon legt zwar erst per Knopfdruck die Waffe an, zielen kann man aber schon vorher. So gelingen auf Anhieb meisterliche Schüsse, die hervorragend zum detaillierten Treffersystem des Spiels passen. Auch die langsame Drehgeschwindigkeit ist bei diesem Titel kein Problem. Schnelle Bewegungen waren schon mit dem Gamepad nicht möglich, weshalb das Spiel sich nicht auf die Reaktion des Spielers verlässt, sondern einen einfachen Knopf zum Herumdrehen bereit hält.

Wie für die Wii gemacht

Das schnelle Schütteln wird für mehrere Aktionen verwendet, was die Bedienung weiter vereinfacht.

Das Zielsystem ist aber nicht das einzige Spielelement, das wie für die Wii geschaffen scheint. Auch die Reaktionstests und der Messer-Einsatz sind so geschickt gelöst, dass man sich gleich zu Hause fühlt. Es macht eben mehr Sinn beim Wegrennen die Wii-Remote zu schütteln, als wie wild auf einen Button einzuschlagen. Auch reicht im Zielmodus genau die gleiche Bewegung, um eine Messerattacke auszulösen. Alles sehr natürlich und perfekt auf den Wii-Controller abgestimmt. Wobei man sich fragt, ob das Spiel so gut zu der Steuerung passt oder ob Capcom einfach einen verdammt guten Job macht. Ein finales Urteil kann man natürlich erst in der Redaktion fällen, aber auf den ersten Blick scheint Resident Evil 4 der erste Shooter für die Wii zu sein, der wirklich erstklassig funktioniert.

Mal abgesehen von der Steuerung gibt es keine Änderungen an dem bewährten Spielprinzip. Stattdessen wurde noch ein wenig an der Grafik gefeilt, der 480p-Modus angepasst und alle Extras integriert. Für Besitzer der anderen Versionen gibt es keine neuen Inhalte und damit auch wenig Grund, den Titel noch einmal zu spielen, wenn da eben nicht die geniale Steuerung wäre...

Darf man Capcom böse sein, dass „nur“ die Steuerung angepasst wurde? Ich denke nein. Erst einmal bin ich überglücklich, dass Shooter auf der Wii doch funktionieren. Die anderen Entwicklerstudios haben sich scheinbar nicht genug Mühe gegeben.

Dabei ist Resident Evil 4 Wii Edition noch nicht einmal eine Exlusiv-Produktion. Die Entwickler haben einfach lange genug nach einer Lösung gesucht, die nun als Vorbild für die Konkurrenz fungieren sollte. Statt sich auf Ego-Shooter zu versteifen, sollte man andere Perspektiven und Konzepte ausprobieren. Auch wenn es noch ein paar Monate bis zum Release sind, mache ich mir keine Sorgen. Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn der Titel kein Hit werden sollte. Wer dagegen eine der anderen Varianten besitzt, steht vor einer schweren Entscheidung. Gebe ich jetzt ca. 50 Euro aus – nur wegen einer perfekten Steuerung und einem 480p-Modus? Fans werden nicht lange überlegen müssen. Hoffentlich bekomme ich meine Gamecube-Fassung noch irgendwie los.

Resident Evil 4 Wii Edition erscheint am 29. Juni für die Wii.

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