Resident Evil Archives: Resident Evil Zero
Untot und überflüssig?
Warum große um den heißen Brei herumreden? Resident Evil Archives: Resident Evil Zero ist eine 1:1-Umsetzung von Resident Evil Zero für den Gamecube – nicht mehr und nicht weniger. Die Wii-Fassung bietet keine Extras, keinen Mehrwert, keine technischen Verbesserungen. Capcom hat schlicht und ergreifend die zwei Gamecube-Discs auf eine DVD gepackt, eine neue Verpackung gezimmert und stellt das Ganze jetzt zum Nice-Price in die Läden. So. Das sind die nackten Fakten. Aber interessanter ist dann doch die Frage: Sollte das heute noch jemanden kümmern?
Ich sage: Natürlich sollte es das, immerhin ist Resident Evil Zero die letzte klassische Episode, bevor die Reihe mit dem vierten Teil einen gewaltigen Einschnitt vornahm und das Serienkonzept, die Präsentation und die Schwerpunkte komplett auf den Kopf stellte. Resident Evil Zero ist die letzte Episode mit Renderhintergründen, mit stöhnenden Zombies, mit Raccoon City und dem S.T.A.R.S.-Team. Und auch wenn schon beim Erstrelease 2003 das Knarzen im Gameplay-Gebälk unüberhörbar war, so ist Resident Evil Zero trotz allem ein beeindruckender Abgesang des klassischen Survival Horrors, ein letzter Salut an die alte Erfolgsserie.
Zugegeben, der erste spielerische Eindruck ist im Jahre 2010 gar grausig. Die alte Panzersteuerung, bei der ihr nur vorwärts und rückwärts gehen und euch um die eigene Achse drehen könnt, war schon in den 90er Jahren nicht unbedingt optimal, 2010 ist sie eine völlige Zumutung.
Eine, die nur noch vom Speichersystem übertroffen wird. Mit begrenzt verfügbaren Farbbändern sichert ihr an den spärlich verteilten Schreibmaschinen euren Spielstand. Zombies und Monsterhunde greifen euch zudem am liebsten von außerhalb des Blickfeldes an. Das Inventar ist völlig unsinnig begrenzt, ein kleiner Schlüssel braucht genauso viel Platz wie 100 Patronen Munition. Damals wie heute sind das eigentlich alles ziemlich unverzeihliche Gameplay-Schnitzer.
Und doch: hat man sich mit all den gar nicht mal so kleinen Eigenheiten und Problemchen halbwegs arrangiert, beginnt das Spiel auf einmal wieder zu wirken und zieht euch in seinen Bann. Die Musik, die stöhnenden, wankenden Zombies, die Renderhintergründe... das Spiel funktioniert eben doch. Klar, man ärgert sich immer wieder über all die oben genannten Details, aber es ist halt Resident Evil, da gehört das eben dazu. Und wenn man all die kontroversen Elemente rausnimmt, dann mag vielleicht noch Resident Evil auf der Packung stehen, das Gefühl von damals, als man nervös das gruselige Herrenhaus durchstreifte und sich vor Schreck fast in die Hosen machte, als der erste Hund durch das Fenster sprang, sucht man aber vergeblich.
Eines muss man Resident Evil Zero ohnehin lassen: Es sieht auch sieben Jahre nach seinem Release verteufelt gut aus. Heute hat man fast vergessen, wir unheimlich hübsch und atmosphärisch vermeintlich starre Renderhintergründe sein können. Jeder Kamerawinkel wurde bewusst gewählt, jedes Detail exakt platziert und mit cleveren Tricks, wie Schattenwürfen, Kerzenflackern oder kleinen Animationen, wird der Umgebung Leben eingehaucht. Veraltet hin oder her, ästhetisch gesehen ist Resident Evil Zero ein Meisterstück.