Skip to main content

Retro-Börse in Bochum

Die gute, alte Zeit

Videospieler sind technikverliebt, müssen immer die neueste und modernste Hardware am Start haben und tolerieren bei ihren Lieblingsspielen weder Ruckeleien noch Geflacker. High-Tech muss es sein. Zumindest drängt sich dieser Eindruck beim Blick in Charts, Spieleforen oder auch zahlreiche Tests geradezu auf. Dass dem nicht immer so ist, war am 9. Mai 2009 eindrucksvoll im schönen Falkenheim-Bochum zu sehen. Dort öffnete nämlich Punkt 11 Uhr die bereits vierte Retro-Börse ihre Pforten.

Und auch wenn sich am einen oder anderen Stand schon mal ein Spiel für die hochgezüchtete Xbox360 herumtrieb, ging es hier doch in erster Linie um die gute, alte Zeit. Die Zeit, als Spiele noch auf dicken Modulen erschienen, die Alpha-Männchen und –Weibchen unter den Spielern ihre Konsolen mit allerlei technischen Kniffen aufrüsteten, um dem gefürchteten 50HZ-Terror offizieller PAL-Versionen zu entgehen, und Namen wie NeoGeo oder PC-Engine bei Neulingen für große Augen, bei eingeweihten Profis für wissende Blicke sorgten.

Und so fand sich dann auf zwei Etagen, über mehrere Räume verteilt alles, was in den 70er, 80er und auch noch den 90er Jahren die Herzen der Spieler höher schlagen ließ. Und das tolle daran: Fast alles davon war käuflich zu erwerben, immerhin handelte es sich ja um eine Börse mit zahlreichen Händlern. Deswegen folgt uns doch bitte erst einmal auf einen kleinen „Rundgang“!

Mit den Game&Watch-Spielen legte Nintendo den Grundstein für seinen späteren Erfolg.

Die Ausrichtung der verschiedenen Verkaufsstände konnte kaum bunter gemischt sein. Manche setzten komplett auf originalverpackte Atari VCS-Titel, andere auf schier unüberschaubare Massen an mal besser, mal schlechter erhaltener 16-Bit-Module. Wieder andere schwören auf hochwertige Importkost. Und dann gibt es da noch die Exoten.

Ein holländischer Händler hatte sein ganzes Repertoire an japanischer Hardware am Start: Ein Twin Famicom von Sharp, eine von Nintendo lizensierte Kombi-Konsole aus Famicom (das japanische NES) und dem optional dazu angebotenen Disc-Laufwerk, wartete dort ebenso für durchaus stolze 90 Euro auf einen Käufer wie originalverpackte Virtual Boys (Nintendos traurigerweise gefloppte Virtual Reality-Konsole mit der schwarz-roten Optik) und einer exzellent erhaltenen PC-FX Konsole, dem inoffiziellen Nachfolger der natürlich ebenfalls vertretenen Kultkonsole PC-Engine.

Noch exotischer: Die FM-Towns Marty, die Konsolenvariante des japanischen FM-Towns-Computers. Technisch in etwa mit einem 386er PC vergleichbar, war dieser wunderbare Exot für etwa 350 Euro zu haben, und auch für die nötige Software war gesorgt.

Gut erhaltenes Exemplar von Space Channel 5 mit Unterschrift von Entwickler Tetsuya Mizuguchi.

Für 100 Euro aufwärts gingen (zweisprachige) Japan-Version von Computer-Klassikern wie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug oder Ultima VI über die Theke – natürlich originalverpackt und in bestem Zustand. Und wer sich keine FM-Towns Marty leisten wollte, der konnte nebenan zu den ebenfalls hervorragend erhaltenen PC-Originalen der alten Adventure-Klassiker greifen.

Aber eine große Geldbörse war gar nicht nötig, um sich ein paar echte Exoten mit nach Hause zu nehmen. Ab zehn Euro aufwärts konnte man bereits ein Nintendo Game&Watch-System erwerben und sich aus erster Hand endlich die Herkunft des DS herleiten. Auch viele klassische Spiele der 32-Bit-Generation warteten auf Käufer: Für ebenfalls gute 10 Euro waren ungeschnittene US- oder Japan-Versionen von wichtigen PSone-Titeln wie Konamis Grusel-Klassiker Silent Hill oder Namcos furiosem Kampfspektakel Soul Edge zu bekommen. Auch Freunde des gepflegten Merchandising wurden schnell fündig. Actionfiguren, Plüschtiere, alte Magazine und alle erdenklichen Arten von Goodies wechselten in rauen Mengen den Besitzer.