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Blazing Angels: Squadrons of WWII

Mit der Wii macht's mehr Spaß

Der erste Startversuch war ziemlich mager. Als die Wrackteile brennend am Bildschirm flackerten, sah ich meinen Kater an. Er grinste hämisch und schien zu sagen: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“.- Ha, ha. Klugscheisser. Vom Spott beflügelt, startete ich die erste Mission erneut. Diesmal klappte es und aus Blazing Angels wurde doch noch ein guter Freund. Sogar trotz der Skepsis, die mir unser PS3-Test zum selben Spiel aufgezwungen hat. An der Wii ist eben alles anders.

Nur Fliegen ist schöner

Nimmt man seine Feinde unter Beschuss, verdüstern Rauchschwaden den Horizont.

Einen zur PS3-Fassung vergleichbaren optischen Detailgrad sucht man natürlich vergebens. Neben anderen Spielen auf der Wii macht Blazing Angels aber ordentlich was her. Schön modellierte Flugzeuge qualmen unter Beschuss, attackierte Stellungen gehen kurz und schmerzlos in die Luft, Objekte am Boden werfen ansehnliche Schatten, Wasser reflektiert gleißendes Licht und mögliche Kanten werden durch sinnvoll eingesetzte Verwischeffekte gut kaschiert. Rund um die Welt führt die Reise und man darf bei vielen atmosphärischen Witterungsverhältnissen fliegen. Der düstere Luftkampf über dem erstaunlich echt wirkenden London ist dabei ebenso stimmungsvoll wie der Blindflug durch einen nordafrikanischen Sandsturm.

Blazing Angels präsentiert sich actionreich, schnell und mit adäquatem Schwierigkeitsgrad. Eine glaubwürdige Simulation ist es jedoch beileibe nicht. Da nicht allzu viel Wert auf Realismus gelegt wurde, bleiben ärgerliche Abstürze eher eine Seltenheit. Wenn es doch mal kracht, steigt man bei einem der häufigen Speicherpunkte einfach wieder ein.

Mit dem Nunchuck in der Hand avanciert die Faust zum Flugzeug. Intuitiv weicht man feindlichem Beschuss aus, setzt per Knopfdruck im Tiefflug Bomben oder Torpedos ab und überlistet durchschnittlich intelligente Jäger mit obligatorischen Loopings - feuert ihnen dann einige Salven ins Heck, bevor man ihren Absturz freudig genießt. Das alles geht so ins Blut über, dass man sich ab und zu schon mal dabei erwischt, in einer Kurve mit dem ganzen Körper mitzufliegen. Schwer zu glauben, dass auf anderen Konsolen ein ähnliches Mittendrin-Gefühl vermittelt wird.

Die Zielerfassung, die noch auf der PS3 für Schwierigkeiten sorgte, stimmt ebenfalls. Klar, am Anfang muss man sich erst daran gewöhnen, die Hand ruhig und präzise auf den Feind auszurichten. Nach ein paar Missionen ist das aber kein Problem mehr. Wer will, kann unter mehreren Optionen auch nur mit der Wiimote spielen, für mich ist die voreingestellte Kombination mit dem Nunchuck allerdings die beste Variante.

Abwechslungsreich und doch immer gleich

Palmen, Strand – und schlechtes Wetter.

Ob man im Gewirr über Pearl Harbor das Schlimmste verhindern möchte, in der Wüste feindliche Bodenstationen fotografiert, Geschütze ausschaltet oder in Nordfrankreich eine Brücke schützt – für Vielseitigkeit ist gesorgt. Das kann aber freilich nicht ganz verdecken, dass das grundlegende Spielprinzip recht einfach und immer gleich ist. Ab etwa der Hälfte des Spiels ist Blazing Angels hauptsächlich für kurzweilige Sessions zwischendurch zu gebrauchen. Denn die geringe Komplexität lässt – bei allem spürbaren Bemühen der Entwickler – etwas Monotonie aufkommen. Während man zu Beginn noch gern ein paar Stunden im Spiel verbringt, schaltet man später nach einer geschafften Mission meist auch wieder aus.

Im Verlauf der Kampagne erlebt man viele der wichtigsten Luftschlachten des Zweiten Weltkriegs aus Sicht eines US-Piloten. Er erzählt seine nicht allzu tiefgängige Geschichte zum Teil am Beginn und Ende der Einsätze, zum anderen Teil in Monologen auf recht unspektakulären Landkarten zwischen den Aufträgen. Die englischen Sprecher wurden nicht übersetzt, deutsche Spieler müssen mit Untertiteln vorlieb nehmen.

Die Missionen dauern jeweils zwischen 10 und 30 Minuten. Wer sich als Held der Lüfte erweist, schaltet hier neue Flugzeuge frei. Das Gerät unterscheidet sich zwar zum Teil schon recht deutlich, vor allem was Geschwindigkeit und Wendigkeit anbelangt, das große „Ich muss das jetzt nochmal mit diesem Ding probieren“-Gefühl fehlt aber. Für den Wii wurden außerdem zwei neue Missionen entwickelt – insgesamt gibt es 20 davon. Den Online-Modus anderer Plattformen hat man für Nintendos Konsole leider gestrichen. So bleiben nur fünf Modi zum Splitscreenspielen in Zweisamkeit – für eine halbe Stunde ganz nett, ein richtiges Mehrspieler-Gefecht wäre aber definitiv interessanter.

Nehmen wir einmal an, Ihr habt alle möglichen Plattformen daheim und braucht dringend simple Flugaction. Nehmen wir außerdem an, dass Ihr nicht unbedingt die Version mit der schönsten Grafik wollt und auf einen Online-Part keinen Wert legt, dafür aber mit der besten Steuerung liebäugelt. Dann ist Blazing Angels auf der Wii die richtige Wahl für Euch. Ubisofts Arcade-Flieger ist - mit dem Nunchuck gespielt - durch und durch gut. Mittels der Schwächen in der Langzeitmotivation eignet es sich vor allem für Gelegenheitsspielchen, trumpft jedoch dabei mit einem für mich (Simulations-Pfeife vor dem Herren) noch nicht da gewesenen Fluggefühl auf.

7 / 10

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